Bureau eines Ministers unter dem Siegel der Amts¬ verschwiegenheit bewahrt ist."
"Halt! Die sämmtlichen Excemplare Ihrer Schrift sind aufgekauft und makulirt worden, ehe sie in's Publicum kamen."
"Wer that das!" rief der Erstaunte.
"Ihr eigner Vater. Weil er es bereute, ließ er mir das letzte Exemplar durch Herrn von Dohleneck zustellen."
"So könnte ich schließlich darauf aufmerksam machen, sagte Walter, daß ich mit dem Herrn Regie¬ rungsrath in durchaus keinen Relationen stehe."
"Kennen Sie Herrn von Fuchsius," unterbrach ihn der Minister, der schon in der Mitte der Rede mit eigenen Gedanken beschäftigt schien.
"Man rühmt ihn als einen unserer befähigtesten jüngern Beamten, dem eine glänzende Carriere be¬ vorsteht."
"Ich frage, ob Sie ihn kennen? Persönlich? Schickten Sie ihm wirklich kein Exemplar? Wissen Sie, daß er keines besessen?"
Als Walter den Mund öffnete, schoß wieder ein Lichtstrahl durch das Zimmer. Er erinnerte sich, als er bei jenem andern Minister eine Audienz erhalten, daß Herr von Fuchsius damals aus dem Zimmer gegangen, daß dem Minister kurz zuvor ein Vortrag über die Schrift gehalten sein mußte. In dem ernsten Moment fuhr ein Lächeln über sein Gesicht. Er erinnerte sich, daß Fuchsius, als er durch's Vor¬
Bureau eines Miniſters unter dem Siegel der Amts¬ verſchwiegenheit bewahrt iſt.“
„Halt! Die ſämmtlichen Excemplare Ihrer Schrift ſind aufgekauft und makulirt worden, ehe ſie in's Publicum kamen.“
„Wer that das!“ rief der Erſtaunte.
„Ihr eigner Vater. Weil er es bereute, ließ er mir das letzte Exemplar durch Herrn von Dohleneck zuſtellen.“
„So könnte ich ſchließlich darauf aufmerkſam machen, ſagte Walter, daß ich mit dem Herrn Regie¬ rungsrath in durchaus keinen Relationen ſtehe.“
„Kennen Sie Herrn von Fuchſius,“ unterbrach ihn der Miniſter, der ſchon in der Mitte der Rede mit eigenen Gedanken beſchäftigt ſchien.
„Man rühmt ihn als einen unſerer befähigteſten jüngern Beamten, dem eine glänzende Carriere be¬ vorſteht.“
„Ich frage, ob Sie ihn kennen? Perſönlich? Schickten Sie ihm wirklich kein Exemplar? Wiſſen Sie, daß er keines beſeſſen?“
Als Walter den Mund öffnete, ſchoß wieder ein Lichtſtrahl durch das Zimmer. Er erinnerte ſich, als er bei jenem andern Miniſter eine Audienz erhalten, daß Herr von Fuchſius damals aus dem Zimmer gegangen, daß dem Miniſter kurz zuvor ein Vortrag über die Schrift gehalten ſein mußte. In dem ernſten Moment fuhr ein Lächeln über ſein Geſicht. Er erinnerte ſich, daß Fuchſius, als er durch's Vor¬
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[192/0202]
Bureau eines Miniſters unter dem Siegel der Amts¬
verſchwiegenheit bewahrt iſt.“
„Halt! Die ſämmtlichen Excemplare Ihrer Schrift
ſind aufgekauft und makulirt worden, ehe ſie in's
Publicum kamen.“
„Wer that das!“ rief der Erſtaunte.
„Ihr eigner Vater. Weil er es bereute, ließ er
mir das letzte Exemplar durch Herrn von Dohleneck
zuſtellen.“
„So könnte ich ſchließlich darauf aufmerkſam
machen, ſagte Walter, daß ich mit dem Herrn Regie¬
rungsrath in durchaus keinen Relationen ſtehe.“
„Kennen Sie Herrn von Fuchſius,“ unterbrach
ihn der Miniſter, der ſchon in der Mitte der Rede
mit eigenen Gedanken beſchäftigt ſchien.
„Man rühmt ihn als einen unſerer befähigteſten
jüngern Beamten, dem eine glänzende Carriere be¬
vorſteht.“
„Ich frage, ob Sie ihn kennen? Perſönlich?
Schickten Sie ihm wirklich kein Exemplar? Wiſſen
Sie, daß er keines beſeſſen?“
Als Walter den Mund öffnete, ſchoß wieder ein
Lichtſtrahl durch das Zimmer. Er erinnerte ſich, als
er bei jenem andern Miniſter eine Audienz erhalten,
daß Herr von Fuchſius damals aus dem Zimmer
gegangen, daß dem Miniſter kurz zuvor ein Vortrag
über die Schrift gehalten ſein mußte. In dem ernſten
Moment fuhr ein Lächeln über ſein Geſicht. Er
erinnerte ſich, daß Fuchſius, als er durch's Vor¬
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe04_1852/202>, abgerufen am 16.02.2025.
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