"Mein Name ist Walter van Asten. Wenn keine Verwechselung unterlief, ward ich von Excellenz erwartet."
Der Minister sah ihn von oben bis unten an. In den Runzeln der Augenbrauen sammelte sich ein Gewitter des Zornes, aber während um die Lippen ein spöttischer Zug bemerkbar ward, glänzte in den Augen, die ihn scharf durchbohrten, etwas von Mitleid mit Verachtung gemischt.
"Sie -- Sie haben das da -- er griff nach Walters Brochure, und indem er sie mit zwei Fingern verächtlich aufhob, hielt er sie ihm plötzlich mit beiden Händen vor's Gesicht, um sie eben so rasch wieder auf den Tisch zu werfen. -- Das haben Sie ge¬ schrieben -- ich meine, Sie haben es drucken lassen?"
"Ich habe keinen Grund es zu leugnen."
"Und mir unterstehen sie sich diese Schrift zu unterbreiten?"
"Ich erfuhr erst heut, daß Eure Excellenz von meiner Schrift Notiz genommen."
"Der Rittmeister Dohleneck ist Ihr Freund?"
"So viel ich weiß, steht er zu meinem Vater in Verhältnissen."
"Doch noch etwas Bescheidenheit, durch den Papa und die Freundschaft mir in die Hände zu spielen, wozu Ihnen selbst die Unverschämtheit abging. Gut gespielt, mein Herr, Sie können sich
„Euer Excellenz haben mich beſchieden.“
„Wer — Sie ſind doch nicht?“
„Mein Name iſt Walter van Aſten. Wenn keine Verwechſelung unterlief, ward ich von Excellenz erwartet.“
Der Miniſter ſah ihn von oben bis unten an. In den Runzeln der Augenbrauen ſammelte ſich ein Gewitter des Zornes, aber während um die Lippen ein ſpöttiſcher Zug bemerkbar ward, glänzte in den Augen, die ihn ſcharf durchbohrten, etwas von Mitleid mit Verachtung gemiſcht.
„Sie — Sie haben das da — er griff nach Walters Brochure, und indem er ſie mit zwei Fingern verächtlich aufhob, hielt er ſie ihm plötzlich mit beiden Händen vor's Geſicht, um ſie eben ſo raſch wieder auf den Tiſch zu werfen. — Das haben Sie ge¬ ſchrieben — ich meine, Sie haben es drucken laſſen?“
„Ich habe keinen Grund es zu leugnen.“
„Und mir unterſtehen ſie ſich dieſe Schrift zu unterbreiten?“
„So viel ich weiß, ſteht er zu meinem Vater in Verhältniſſen.“
„Doch noch etwas Beſcheidenheit, durch den Papa und die Freundſchaft mir in die Hände zu ſpielen, wozu Ihnen ſelbſt die Unverſchämtheit abging. Gut geſpielt, mein Herr, Sie können ſich
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„Euer Excellenz haben mich beſchieden.“
„Wer — Sie ſind doch nicht?“
„Mein Name iſt Walter van Aſten. Wenn
keine Verwechſelung unterlief, ward ich von Excellenz
erwartet.“
Der Miniſter ſah ihn von oben bis unten an.
In den Runzeln der Augenbrauen ſammelte ſich
ein Gewitter des Zornes, aber während um die
Lippen ein ſpöttiſcher Zug bemerkbar ward, glänzte
in den Augen, die ihn ſcharf durchbohrten, etwas
von Mitleid mit Verachtung gemiſcht.
„Sie — Sie haben das da — er griff nach
Walters Brochure, und indem er ſie mit zwei Fingern
verächtlich aufhob, hielt er ſie ihm plötzlich mit beiden
Händen vor's Geſicht, um ſie eben ſo raſch wieder
auf den Tiſch zu werfen. — Das haben Sie ge¬
ſchrieben — ich meine, Sie haben es drucken laſſen?“
„Ich habe keinen Grund es zu leugnen.“
„Und mir unterſtehen ſie ſich dieſe Schrift zu
unterbreiten?“
„Ich erfuhr erſt heut, daß Eure Excellenz von
meiner Schrift Notiz genommen.“
„Der Rittmeiſter Dohleneck iſt Ihr Freund?“
„So viel ich weiß, ſteht er zu meinem Vater
in Verhältniſſen.“
„Doch noch etwas Beſcheidenheit, durch den
Papa und die Freundſchaft mir in die Hände zu
ſpielen, wozu Ihnen ſelbſt die Unverſchämtheit
abging. Gut geſpielt, mein Herr, Sie können ſich
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe04_1852/192>, abgerufen am 16.02.2025.
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