Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852.

Bild:
<< vorherige Seite

Freundes vor mir steht, ich in die Luft feuere. Ihrem
Herrn Sohn bleibt dann überlassen zu zielen, wohin
er will."

Bovillard hatte Wandels Arm an seine Brust
gedrückt: "Wir verstehen uns ja. Excentrisch ist er,
aber Louis ist kein schlechter Mensch."

"Wenn ich die Freude erlebte, daß mein Freund
Bovillard in seinem Sohne einen nützlichen Staats¬
bürger gewönne!"

"Er schwärmte auch einmal für die gloire Na¬
poleons. Wer weiß, ob diese Phantasien nicht re¬
diviv werden."

"Er soll jetzt für einen andern Gegenstand schwär¬
men: Die Fürstin Gargazin behauptete neulich confi¬
dentiell, die eigentliche Krankheit der schönen Mamsell
Alltag sei nichts anderes als cachirte Liebe. Die
Geheimräthin Lupinus ist in ihren Mittheilungen
sehr discret. Wenn ich indeß aus einigen hinge¬
fallenen Aeußerungen schließen darf --"

"Sind Sie neidisch, daß mein Junge Glück hat
bei den Frauen?"

"Nur ein väterliches Erbtheil. Wie ich höre,
frequentirt er auch die Cirkel der russischen Fürstin.
Er ist gern aufgenommen. Sollte dies mit den
Wünschen und Absichten seines Vaters conveniren?"

"Was geht es mich an! -- Aber was geht es
denn Sie an?"

"Nicht das Geringste, wenn Ihr Sohn nicht den
Namen seines Vaters trüge. Die Fürstin ist eine

Freundes vor mir ſteht, ich in die Luft feuere. Ihrem
Herrn Sohn bleibt dann überlaſſen zu zielen, wohin
er will.“

Bovillard hatte Wandels Arm an ſeine Bruſt
gedrückt: „Wir verſtehen uns ja. Excentriſch iſt er,
aber Louis iſt kein ſchlechter Menſch.“

„Wenn ich die Freude erlebte, daß mein Freund
Bovillard in ſeinem Sohne einen nützlichen Staats¬
bürger gewönne!“

„Er ſchwärmte auch einmal für die gloire Na¬
poleons. Wer weiß, ob dieſe Phantaſien nicht re¬
diviv werden.“

„Er ſoll jetzt für einen andern Gegenſtand ſchwär¬
men: Die Fürſtin Gargazin behauptete neulich confi¬
dentiell, die eigentliche Krankheit der ſchönen Mamſell
Alltag ſei nichts anderes als cachirte Liebe. Die
Geheimräthin Lupinus iſt in ihren Mittheilungen
ſehr discret. Wenn ich indeß aus einigen hinge¬
fallenen Aeußerungen ſchließen darf —“

„Sind Sie neidiſch, daß mein Junge Glück hat
bei den Frauen?“

„Nur ein väterliches Erbtheil. Wie ich höre,
frequentirt er auch die Cirkel der ruſſiſchen Fürſtin.
Er iſt gern aufgenommen. Sollte dies mit den
Wünſchen und Abſichten ſeines Vaters conveniren?“

„Was geht es mich an! — Aber was geht es
denn Sie an?“

„Nicht das Geringſte, wenn Ihr Sohn nicht den
Namen ſeines Vaters trüge. Die Fürſtin iſt eine

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0019" n="9"/>
Freundes vor mir &#x017F;teht, ich in die Luft feuere. Ihrem<lb/>
Herrn Sohn bleibt dann überla&#x017F;&#x017F;en zu zielen, wohin<lb/>
er will.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Bovillard hatte Wandels Arm an &#x017F;eine Bru&#x017F;t<lb/>
gedrückt: &#x201E;Wir ver&#x017F;tehen uns ja. Excentri&#x017F;ch i&#x017F;t er,<lb/>
aber Louis i&#x017F;t kein &#x017F;chlechter Men&#x017F;ch.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Wenn ich die Freude erlebte, daß mein Freund<lb/>
Bovillard in &#x017F;einem Sohne einen nützlichen Staats¬<lb/>
bürger gewönne!&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Er &#x017F;chwärmte auch einmal für die <hi rendition="#aq">gloire</hi> Na¬<lb/>
poleons. Wer weiß, ob die&#x017F;e Phanta&#x017F;ien nicht re¬<lb/>
diviv werden.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Er &#x017F;oll jetzt für einen andern Gegen&#x017F;tand &#x017F;chwär¬<lb/>
men: Die Für&#x017F;tin Gargazin behauptete neulich confi¬<lb/>
dentiell, die eigentliche Krankheit der &#x017F;chönen Mam&#x017F;ell<lb/>
Alltag &#x017F;ei nichts anderes als cachirte Liebe. Die<lb/>
Geheimräthin Lupinus i&#x017F;t in ihren Mittheilungen<lb/>
&#x017F;ehr discret. Wenn ich indeß aus einigen hinge¬<lb/>
fallenen Aeußerungen &#x017F;chließen darf &#x2014;&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Sind Sie neidi&#x017F;ch, daß mein Junge Glück hat<lb/>
bei den Frauen?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Nur ein väterliches Erbtheil. Wie ich höre,<lb/>
frequentirt er auch die Cirkel der ru&#x017F;&#x017F;i&#x017F;chen Für&#x017F;tin.<lb/>
Er i&#x017F;t gern aufgenommen. Sollte dies mit den<lb/>
Wün&#x017F;chen und Ab&#x017F;ichten &#x017F;eines Vaters conveniren?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Was geht es mich an! &#x2014; Aber was geht es<lb/>
denn Sie an?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Nicht das Gering&#x017F;te, wenn Ihr Sohn nicht den<lb/>
Namen &#x017F;eines Vaters trüge. Die Für&#x017F;tin i&#x017F;t eine<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[9/0019] Freundes vor mir ſteht, ich in die Luft feuere. Ihrem Herrn Sohn bleibt dann überlaſſen zu zielen, wohin er will.“ Bovillard hatte Wandels Arm an ſeine Bruſt gedrückt: „Wir verſtehen uns ja. Excentriſch iſt er, aber Louis iſt kein ſchlechter Menſch.“ „Wenn ich die Freude erlebte, daß mein Freund Bovillard in ſeinem Sohne einen nützlichen Staats¬ bürger gewönne!“ „Er ſchwärmte auch einmal für die gloire Na¬ poleons. Wer weiß, ob dieſe Phantaſien nicht re¬ diviv werden.“ „Er ſoll jetzt für einen andern Gegenſtand ſchwär¬ men: Die Fürſtin Gargazin behauptete neulich confi¬ dentiell, die eigentliche Krankheit der ſchönen Mamſell Alltag ſei nichts anderes als cachirte Liebe. Die Geheimräthin Lupinus iſt in ihren Mittheilungen ſehr discret. Wenn ich indeß aus einigen hinge¬ fallenen Aeußerungen ſchließen darf —“ „Sind Sie neidiſch, daß mein Junge Glück hat bei den Frauen?“ „Nur ein väterliches Erbtheil. Wie ich höre, frequentirt er auch die Cirkel der ruſſiſchen Fürſtin. Er iſt gern aufgenommen. Sollte dies mit den Wünſchen und Abſichten ſeines Vaters conveniren?“ „Was geht es mich an! — Aber was geht es denn Sie an?“ „Nicht das Geringſte, wenn Ihr Sohn nicht den Namen ſeines Vaters trüge. Die Fürſtin iſt eine

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe04_1852
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe04_1852/19
Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe04_1852/19>, abgerufen am 11.12.2024.