Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852.mich die Art, wie das theure Kind mir entführt Die schönen Seelen verstanden sich; das vorhin "Einen Fingerzeig des Himmels wollen Sie "Lassen wir den Streit darüber, gnädigste Frau. "Sie spricht nur mit der größten Liebe von dem "Es thäte mir leid um das Kind, wenn sie un¬ "Warum so selbstquälerisch. Sie wissen selbst, "Und doch hat sie mich nicht ein einziges Mal Das hatte die Geheimräthin nicht sagen wol¬ "Sie sind leidend, sprach sie mit bewegter mich die Art, wie das theure Kind mir entführt Die ſchönen Seelen verſtanden ſich; das vorhin „Einen Fingerzeig des Himmels wollen Sie „Laſſen wir den Streit darüber, gnädigſte Frau. „Sie ſpricht nur mit der größten Liebe von dem „Es thäte mir leid um das Kind, wenn ſie un¬ „Warum ſo ſelbſtquäleriſch. Sie wiſſen ſelbſt, „Und doch hat ſie mich nicht ein einziges Mal Das hatte die Geheimräthin nicht ſagen wol¬ „Sie ſind leidend, ſprach ſie mit bewegter <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0149" n="139"/> mich die Art, wie das theure Kind mir entführt<lb/> ward; jetzt preiſe ich den Himmel, daß er es ſo gefügt<lb/> hat, und — daß er Ihnen den raſchen Entſchluß<lb/> eingab.“</p><lb/> <p>Die ſchönen Seelen verſtanden ſich; das vorhin<lb/> verſuchte Embraſſement erfolgte wie von ſelbſt.</p><lb/> <p>„Einen Fingerzeig des Himmels wollen Sie<lb/> darin erkennen, ſagte die Fürſtin. Ich kann noch<lb/> immer nicht umhin, mir einen Raub vorzuwerfen.“</p><lb/> <p>„Laſſen wir den Streit darüber, gnädigſte Frau.<lb/> Adelheid gehört in Ihr Haus, es iſt meine aufrich¬<lb/> tige Meinung. Der Legationsrath kann bezeugen,<lb/> wie oft ich es ausſprach. Bei mir wäre ſie ver¬<lb/> kommen.“</p><lb/> <p>„Sie ſpricht nur mit der größten Liebe von dem<lb/> Guten, was ſie durch meine Freundin erfahren.“</p><lb/> <p>„Es thäte mir leid um das Kind, wenn ſie un¬<lb/> wahr würde.“</p><lb/> <p>„Warum ſo ſelbſtquäleriſch. Sie wiſſen ſelbſt,<lb/> bis zu welcher Verirrung das Dankbarkeitsgefühl<lb/> ſie trieb.“</p><lb/> <p>„Und doch hat ſie mich nicht ein einziges Mal<lb/> beſucht.“</p><lb/> <p>Das hatte die Geheimräthin nicht ſagen wol¬<lb/> len; es war heraus, ehe ſie es verſchlucken konnte,<lb/> und, was ſchlimmer, die Fürſtin hatte es aufge¬<lb/> fangen.</p><lb/> <p>„Sie ſind leidend, ſprach ſie mit bewegter<lb/> Stimme. Und Sie überwanden ſich, verließen Ihr<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [139/0149]
mich die Art, wie das theure Kind mir entführt
ward; jetzt preiſe ich den Himmel, daß er es ſo gefügt
hat, und — daß er Ihnen den raſchen Entſchluß
eingab.“
Die ſchönen Seelen verſtanden ſich; das vorhin
verſuchte Embraſſement erfolgte wie von ſelbſt.
„Einen Fingerzeig des Himmels wollen Sie
darin erkennen, ſagte die Fürſtin. Ich kann noch
immer nicht umhin, mir einen Raub vorzuwerfen.“
„Laſſen wir den Streit darüber, gnädigſte Frau.
Adelheid gehört in Ihr Haus, es iſt meine aufrich¬
tige Meinung. Der Legationsrath kann bezeugen,
wie oft ich es ausſprach. Bei mir wäre ſie ver¬
kommen.“
„Sie ſpricht nur mit der größten Liebe von dem
Guten, was ſie durch meine Freundin erfahren.“
„Es thäte mir leid um das Kind, wenn ſie un¬
wahr würde.“
„Warum ſo ſelbſtquäleriſch. Sie wiſſen ſelbſt,
bis zu welcher Verirrung das Dankbarkeitsgefühl
ſie trieb.“
„Und doch hat ſie mich nicht ein einziges Mal
beſucht.“
Das hatte die Geheimräthin nicht ſagen wol¬
len; es war heraus, ehe ſie es verſchlucken konnte,
und, was ſchlimmer, die Fürſtin hatte es aufge¬
fangen.
„Sie ſind leidend, ſprach ſie mit bewegter
Stimme. Und Sie überwanden ſich, verließen Ihr
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