dung betrachtet, deren glänzende Erscheinung man zwar bewundert, aber ihre Wirksamkeit und Dauer¬ haftigkeit bezweifelt.
Man hatte nachdenklich einem Redner zugehört, welcher gesprochen von der Heiligkeit, einem Volke anzugehören, von dem Recht auf Sprache, Sitte, eigenes Wesen, ja von der Pflicht desselben, für dieses höchste Gut sein Alles einzusetzen. Eine Nation, die gegen diese Pflicht gleichgültig werde, habe schon das Anrecht auf ihre Existenz eingebüßt. So weit ward der Sprecher verstanden, die Damen hatten Verse aus der Jungfrau von Orleans und Tell citirt. Aber als er weiter ging, und nicht sowohl den Haß gegen alles Französische, nicht allein gegen Bonaparte und seine Soldaten, gegen die Revolution und die Jacobiner empfahl, worin man ihm bei¬ gestimmt haben würde; als er es als noch heiligere Pflicht forderte, daß der Einzelne wie das Ganze sich versenke in das, was deutsche Art und Wesen sei; daß nur dann, wenn wir dieses wieder rein hergestellt in der Sprache, unsern Gewohnheiten, unsrer Denkweise, wenn wir ganz wieder zurückgekehrt zur eigenthümlichen Anschauungsart unsrer Väter, das Fremdartige, was durch Jahrhunderte sich in unser Blut gefressen, abstreifend und ausmerzend, daß nur dann Rettung sei für unsre Nation von der Fremd¬ herrschaft: da hörte man wohl belobende Phrasen; die meisten aber verstanden es nicht, Andere schwiegen, noch Andre schüttelten den Kopf.
dung betrachtet, deren glänzende Erſcheinung man zwar bewundert, aber ihre Wirkſamkeit und Dauer¬ haftigkeit bezweifelt.
Man hatte nachdenklich einem Redner zugehört, welcher geſprochen von der Heiligkeit, einem Volke anzugehören, von dem Recht auf Sprache, Sitte, eigenes Weſen, ja von der Pflicht deſſelben, für dieſes höchſte Gut ſein Alles einzuſetzen. Eine Nation, die gegen dieſe Pflicht gleichgültig werde, habe ſchon das Anrecht auf ihre Exiſtenz eingebüßt. So weit ward der Sprecher verſtanden, die Damen hatten Verſe aus der Jungfrau von Orleans und Tell citirt. Aber als er weiter ging, und nicht ſowohl den Haß gegen alles Franzöſiſche, nicht allein gegen Bonaparte und ſeine Soldaten, gegen die Revolution und die Jacobiner empfahl, worin man ihm bei¬ geſtimmt haben würde; als er es als noch heiligere Pflicht forderte, daß der Einzelne wie das Ganze ſich verſenke in das, was deutſche Art und Weſen ſei; daß nur dann, wenn wir dieſes wieder rein hergeſtellt in der Sprache, unſern Gewohnheiten, unſrer Denkweiſe, wenn wir ganz wieder zurückgekehrt zur eigenthümlichen Anſchauungsart unſrer Väter, das Fremdartige, was durch Jahrhunderte ſich in unſer Blut gefreſſen, abſtreifend und ausmerzend, daß nur dann Rettung ſei für unſre Nation von der Fremd¬ herrſchaft: da hörte man wohl belobende Phraſen; die meiſten aber verſtanden es nicht, Andere ſchwiegen, noch Andre ſchüttelten den Kopf.
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dung betrachtet, deren glänzende Erſcheinung man
zwar bewundert, aber ihre Wirkſamkeit und Dauer¬
haftigkeit bezweifelt.
Man hatte nachdenklich einem Redner zugehört,
welcher geſprochen von der Heiligkeit, einem Volke
anzugehören, von dem Recht auf Sprache, Sitte,
eigenes Weſen, ja von der Pflicht deſſelben, für
dieſes höchſte Gut ſein Alles einzuſetzen. Eine
Nation, die gegen dieſe Pflicht gleichgültig werde,
habe ſchon das Anrecht auf ihre Exiſtenz eingebüßt.
So weit ward der Sprecher verſtanden, die Damen
hatten Verſe aus der Jungfrau von Orleans und
Tell citirt. Aber als er weiter ging, und nicht ſowohl
den Haß gegen alles Franzöſiſche, nicht allein gegen
Bonaparte und ſeine Soldaten, gegen die Revolution
und die Jacobiner empfahl, worin man ihm bei¬
geſtimmt haben würde; als er es als noch heiligere
Pflicht forderte, daß der Einzelne wie das Ganze
ſich verſenke in das, was deutſche Art und Weſen
ſei; daß nur dann, wenn wir dieſes wieder rein
hergeſtellt in der Sprache, unſern Gewohnheiten, unſrer
Denkweiſe, wenn wir ganz wieder zurückgekehrt zur
eigenthümlichen Anſchauungsart unſrer Väter, das
Fremdartige, was durch Jahrhunderte ſich in unſer
Blut gefreſſen, abſtreifend und ausmerzend, daß nur
dann Rettung ſei für unſre Nation von der Fremd¬
herrſchaft: da hörte man wohl belobende Phraſen;
die meiſten aber verſtanden es nicht, Andere ſchwiegen,
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe04_1852/129>, abgerufen am 21.11.2024.
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