"Da, sagte Bovillard und goß in ein vasen¬ artiges Krystallglas aus der Weinflasche: Prüfen Sie, wie schmeckt es Ihnen?"
"Es schmeckt wie der beste Champagner, schäumt aber nicht."
"Non mousseux, neueste Erfindung. Eben aus Epernay mir zugeschickt. Es hat es noch Niemand hier. Darum Discretion. Was sagen Sie dazu?"
"Der Schaum dünkt mich doch die lockende Fahne, unter der der Champagner die Welt erobert hat. Man soll nie ohne Noth seine Fahne aufgeben."
"Ihre Säuren, Wandel, Ihre Chemie hat Ihnen den Geschmack verdorben. -- Ihre Zunge fühlt das Richtige heraus, aber über die Kritik ist Ihnen die petillirender Lust daran vergangen. -- Sehn Sie mich an, ich kann mich über die Entdeckung wie ein Kind freuen. -- Woran auch sich halten, wenn man nicht bisweilen wieder zum Kinde würde!"
"Die Nachrichten lauten übel, Geheimrath. Na¬ poleon ist ein anderer geworden, seit unsere Truppen in ihre Cantonnements zurückgekehrt. Was er fordert, ist nicht mehr der Schönbrunner Vertrag, heißt es. Ja, man spricht, daß Haugwitz wirklich am 15. Fe¬ bruar diesen neuen, noch demüthigendem Vertrag abschloß. Er liege jetzt dem Könige zur Unterzeich¬ nung vor."
"Liebster, bester Freund, warum hören Sie dar¬ auf? Sie brauchen es doch wahrhaftig nicht. Ja,
„Das Neueſte hoffe ich von Ihnen zu erfahren.“
„Da, ſagte Bovillard und goß in ein vaſen¬ artiges Kryſtallglas aus der Weinflaſche: Prüfen Sie, wie ſchmeckt es Ihnen?“
„Es ſchmeckt wie der beſte Champagner, ſchäumt aber nicht.“
„Non mousseux, neueſte Erfindung. Eben aus Epernay mir zugeſchickt. Es hat es noch Niemand hier. Darum Discretion. Was ſagen Sie dazu?“
„Der Schaum dünkt mich doch die lockende Fahne, unter der der Champagner die Welt erobert hat. Man ſoll nie ohne Noth ſeine Fahne aufgeben.“
„Ihre Säuren, Wandel, Ihre Chemie hat Ihnen den Geſchmack verdorben. — Ihre Zunge fühlt das Richtige heraus, aber über die Kritik iſt Ihnen die petillirender Luſt daran vergangen. — Sehn Sie mich an, ich kann mich über die Entdeckung wie ein Kind freuen. — Woran auch ſich halten, wenn man nicht bisweilen wieder zum Kinde würde!“
„Die Nachrichten lauten übel, Geheimrath. Na¬ poleon iſt ein anderer geworden, ſeit unſere Truppen in ihre Cantonnements zurückgekehrt. Was er fordert, iſt nicht mehr der Schönbrunner Vertrag, heißt es. Ja, man ſpricht, daß Haugwitz wirklich am 15. Fe¬ bruar dieſen neuen, noch demüthigendem Vertrag abſchloß. Er liege jetzt dem Könige zur Unterzeich¬ nung vor.“
„Liebſter, beſter Freund, warum hören Sie dar¬ auf? Sie brauchen es doch wahrhaftig nicht. Ja,
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„Das Neueſte hoffe ich von Ihnen zu erfahren.“
„Da, ſagte Bovillard und goß in ein vaſen¬
artiges Kryſtallglas aus der Weinflaſche: Prüfen
Sie, wie ſchmeckt es Ihnen?“
„Es ſchmeckt wie der beſte Champagner, ſchäumt
aber nicht.“
„Non mousseux, neueſte Erfindung. Eben aus
Epernay mir zugeſchickt. Es hat es noch Niemand
hier. Darum Discretion. Was ſagen Sie dazu?“
„Der Schaum dünkt mich doch die lockende
Fahne, unter der der Champagner die Welt erobert
hat. Man ſoll nie ohne Noth ſeine Fahne aufgeben.“
„Ihre Säuren, Wandel, Ihre Chemie hat
Ihnen den Geſchmack verdorben. — Ihre Zunge
fühlt das Richtige heraus, aber über die Kritik iſt
Ihnen die petillirender Luſt daran vergangen. — Sehn
Sie mich an, ich kann mich über die Entdeckung wie
ein Kind freuen. — Woran auch ſich halten, wenn
man nicht bisweilen wieder zum Kinde würde!“
„Die Nachrichten lauten übel, Geheimrath. Na¬
poleon iſt ein anderer geworden, ſeit unſere Truppen
in ihre Cantonnements zurückgekehrt. Was er fordert,
iſt nicht mehr der Schönbrunner Vertrag, heißt es.
Ja, man ſpricht, daß Haugwitz wirklich am 15. Fe¬
bruar dieſen neuen, noch demüthigendem Vertrag
abſchloß. Er liege jetzt dem Könige zur Unterzeich¬
nung vor.“
„Liebſter, beſter Freund, warum hören Sie dar¬
auf? Sie brauchen es doch wahrhaftig nicht. Ja,
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe04_1852/12>, abgerufen am 16.02.2025.
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