Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852."Auf wen mag sie nur vigiliren?" "Sie ist unruhig." "Warum steht sie aber wie eine Schildwacht an "Muß wohl seinen Grund haben. -- Halt! sehn Die drei Kenner rückten die Köpfe noch näher "Das muß man doch rauskriegen. Welcher Wie der Zunächststehende sich auch auf den Spitzen Der Geheimrath Lupinus von der Vogtei war "Rathen Sie!" sprach er, sich die Hände reibend. "Das lohnte noch der Mühe." "Ein neuer Gegenstand?" "Funkelnagelneu." „Auf wen mag ſie nur vigiliren?“ „Sie iſt unruhig.“ „Warum ſteht ſie aber wie eine Schildwacht an „Muß wohl ſeinen Grund haben. — Halt! ſehn Die drei Kenner rückten die Köpfe noch näher „Das muß man doch rauskriegen. Welcher Wie der Zunächſtſtehende ſich auch auf den Spitzen Der Geheimrath Lupinus von der Vogtei war „Rathen Sie!“ ſprach er, ſich die Hände reibend. „Das lohnte noch der Mühe.“ „Ein neuer Gegenſtand?“ „Funkelnagelneu.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0119" n="109"/> <p>„Auf wen mag ſie nur vigiliren?“</p><lb/> <p>„Sie iſt unruhig.“</p><lb/> <p>„Warum ſteht ſie aber wie eine Schildwacht an<lb/> der Thür?“</p><lb/> <p>„Muß wohl ſeinen Grund haben. — Halt! ſehn<lb/> Sie ſchon wieder —“</p><lb/> <p>Die drei Kenner rückten die Köpfe noch näher<lb/> zuſammen. Die Comteß hatte während des Geſprächs<lb/> mit der Baronin nochmals durch die Thürritze geblickt.</p><lb/> <p>„Das muß man doch rauskriegen. Welcher<lb/> Magnet ſteckt in der andern Stube?“</p><lb/> <p>Wie der Zunächſtſtehende ſich auch auf den Spitzen<lb/> ſeiner Schuhe erhob, konnte er doch nur einen Theil<lb/> des Zimmers überſehen. Da kam plötzlich ein anderer<lb/> Gegenſtand aus demſelben, und mit vielen Verbeu¬<lb/> gungen durch die beiden Damen ſchlüpfend, erreichte<lb/> er die beobachtende Gruppe.</p><lb/> <p>Der Geheimrath Lupinus von der Vogtei war<lb/> gewiß nicht gefährlich, für das Auge keiner galanten<lb/> Dame, die noch auf Jugend Anſpruch macht; aber<lb/> je ſchärfer das Auge der Liebe iſt, um ſo blinder<lb/> wird es für die Gefahr, die von Beobachtern droht.<lb/> Das ſchlaue Geſicht des Geheimraths verrieth, daß<lb/> er Neuigkeiten geangelt, und ſeine freudige Miene,<lb/> daß er den Markt erreicht, wo er ſie abſetzen konnte.</p><lb/> <p>„Rathen Sie!“ ſprach er, ſich die Hände reibend.</p><lb/> <p>„Das lohnte noch der Mühe.“</p><lb/> <p>„Ein neuer Gegenſtand?“</p><lb/> <p>„Funkelnagelneu.“<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [109/0119]
„Auf wen mag ſie nur vigiliren?“
„Sie iſt unruhig.“
„Warum ſteht ſie aber wie eine Schildwacht an
der Thür?“
„Muß wohl ſeinen Grund haben. — Halt! ſehn
Sie ſchon wieder —“
Die drei Kenner rückten die Köpfe noch näher
zuſammen. Die Comteß hatte während des Geſprächs
mit der Baronin nochmals durch die Thürritze geblickt.
„Das muß man doch rauskriegen. Welcher
Magnet ſteckt in der andern Stube?“
Wie der Zunächſtſtehende ſich auch auf den Spitzen
ſeiner Schuhe erhob, konnte er doch nur einen Theil
des Zimmers überſehen. Da kam plötzlich ein anderer
Gegenſtand aus demſelben, und mit vielen Verbeu¬
gungen durch die beiden Damen ſchlüpfend, erreichte
er die beobachtende Gruppe.
Der Geheimrath Lupinus von der Vogtei war
gewiß nicht gefährlich, für das Auge keiner galanten
Dame, die noch auf Jugend Anſpruch macht; aber
je ſchärfer das Auge der Liebe iſt, um ſo blinder
wird es für die Gefahr, die von Beobachtern droht.
Das ſchlaue Geſicht des Geheimraths verrieth, daß
er Neuigkeiten geangelt, und ſeine freudige Miene,
daß er den Markt erreicht, wo er ſie abſetzen konnte.
„Rathen Sie!“ ſprach er, ſich die Hände reibend.
„Das lohnte noch der Mühe.“
„Ein neuer Gegenſtand?“
„Funkelnagelneu.“
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