Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852."Und Füßchen, 'ne Pariserin könnte sie benei¬ "Das tänzelt nur so auf dem Boden." "Was für welche hat meine Frau dagegen! "Eine Heroine muß nicht auf Tänzerfüßen stehn." "Heroine! charmanter Einfall. Meine Auguste Und die Tugend, sie ist kein leerer Schall, Erzeugt in dem Hirne des Thoren! Damit weckt sie mich alle Morgen. Bei Gott, 's ist "Schade, Baron, daß Sie sich nicht auch un¬ "Warum kann ichs nicht?" "Weil Sie zu reich sind. Wer Geld klimpern "Sie sind ein charmanter Mensch, aber was soll "Sie könnten dann auch einmal mit der Tugend "Was hab ich von der Berührung?" "Tugend vermehrt den Credit." Der ganze Körper des Barons zückte in der „Und Füßchen, 'ne Pariſerin könnte ſie benei¬ „Das tänzelt nur ſo auf dem Boden.“ „Was für welche hat meine Frau dagegen! „Eine Heroine muß nicht auf Tänzerfüßen ſtehn.“ „Heroine! charmanter Einfall. Meine Auguſte Und die Tugend, ſie iſt kein leerer Schall, Erzeugt in dem Hirne des Thoren! Damit weckt ſie mich alle Morgen. Bei Gott, 's iſt „Schade, Baron, daß Sie ſich nicht auch un¬ „Warum kann ichs nicht?“ „Weil Sie zu reich ſind. Wer Geld klimpern „Sie ſind ein charmanter Menſch, aber was ſoll „Sie könnten dann auch einmal mit der Tugend „Was hab ich von der Berührung?“ „Tugend vermehrt den Credit.“ Der ganze Körper des Barons zückte in der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0117" n="107"/> <p>„Und Füßchen, 'ne Pariſerin könnte ſie benei¬<lb/> den,“ meinte der Dritte.</p><lb/> <p>„Das tänzelt nur ſo auf dem Boden.“<lb/></p> <p>„Was für welche hat meine Frau dagegen!<lb/> Sehn Sie mal,“ rief der Baron und nahm eine Priſe.<lb/></p> <p>„Eine Heroine muß nicht auf Tänzerfüßen ſtehn.“<lb/></p> <p>„Heroine! charmanter Einfall. Meine Auguſte<lb/> eine Heroine. Wie ſie mit einander parliren! Ich<lb/> verſichere Sie, auf Ehre, meine Frau ſpricht jetzt wie<lb/> ein Buch. Immer Schiller im Munde.</p><lb/> <lg type="poem"> <l rendition="#et">Und die Tugend, ſie iſt kein leerer Schall,<lb/></l> <l rendition="#et">Erzeugt in dem Hirne des Thoren!</l> </lg><lb/> <p>Damit weckt ſie mich alle Morgen. Bei Gott, 's iſt<lb/> wahr. Macht Alles die unglückliche Liebe.“</p><lb/> <p>„Schade, Baron, daß Sie ſich nicht auch un¬<lb/> glücklich verlieben können.“</p><lb/> <p>„Warum kann ichs nicht?“</p><lb/> <p>„Weil Sie zu reich ſind. Wer Geld klimpern<lb/> läßt, iſt immer glücklich in der Liebe.“</p><lb/> <p>„Sie ſind ein charmanter Menſch, aber was ſoll<lb/> mir die unglückliche Liebe?“</p><lb/> <p>„Sie könnten dann auch einmal mit der Tugend<lb/> in Berührung kommen.“</p><lb/> <p>„Was hab ich von der Berührung?“</p><lb/> <p>„Tugend vermehrt den Credit.“</p><lb/> <p>Der ganze Körper des Barons zückte in der<lb/> nicht wohl zu beſchreibenden Bewegung eines Ge¬<lb/> ſättigten, welcher gleichgültig eine Schüſſel vorüber¬<lb/> gehen läßt, an der die Blicke der Hungrigen noch<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [107/0117]
„Und Füßchen, 'ne Pariſerin könnte ſie benei¬
den,“ meinte der Dritte.
„Das tänzelt nur ſo auf dem Boden.“
„Was für welche hat meine Frau dagegen!
Sehn Sie mal,“ rief der Baron und nahm eine Priſe.
„Eine Heroine muß nicht auf Tänzerfüßen ſtehn.“
„Heroine! charmanter Einfall. Meine Auguſte
eine Heroine. Wie ſie mit einander parliren! Ich
verſichere Sie, auf Ehre, meine Frau ſpricht jetzt wie
ein Buch. Immer Schiller im Munde.
Und die Tugend, ſie iſt kein leerer Schall,
Erzeugt in dem Hirne des Thoren!
Damit weckt ſie mich alle Morgen. Bei Gott, 's iſt
wahr. Macht Alles die unglückliche Liebe.“
„Schade, Baron, daß Sie ſich nicht auch un¬
glücklich verlieben können.“
„Warum kann ichs nicht?“
„Weil Sie zu reich ſind. Wer Geld klimpern
läßt, iſt immer glücklich in der Liebe.“
„Sie ſind ein charmanter Menſch, aber was ſoll
mir die unglückliche Liebe?“
„Sie könnten dann auch einmal mit der Tugend
in Berührung kommen.“
„Was hab ich von der Berührung?“
„Tugend vermehrt den Credit.“
Der ganze Körper des Barons zückte in der
nicht wohl zu beſchreibenden Bewegung eines Ge¬
ſättigten, welcher gleichgültig eine Schüſſel vorüber¬
gehen läßt, an der die Blicke der Hungrigen noch
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