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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852.

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"Herr, sind Sie des Teufels! Keine Hand ange¬
rührt an meinen theuern Legationsrath! Wollen Sie mir
fünftau -- wissen Sie wie hoch die Wechsel sind? --
Herr, Goldmann, daß dich! Nicht rühren an den
Mann, bis -- Wollen mich doch nicht ruiniren? --
Und alles bleibt geheim, nicht wahr?"

"Die Wände werden nicht plaudern," sagte der
Rittmeister.

Ein deutscher Handschlag, und der Rest der
Flasche floß in das Glas des Officiers.

"Also, sagte der Kaufmann, indem er den be¬
wußten Wechsel zum nicht geringen Befremden des
Officiers wieder aus der Brieftasche zog. Also auf
wie lange wollen Sie ihn prolongirt? -- Denke
auf neun Monate. Lieber Gott in neun Monat,
was ist da nicht geboren!" Mit einem raschen Schrift¬
zug war die Prolongation erfolgt.

"Sie haben mir 'nen recht großen Gefallen ge¬
than, schloß van Asten. Könnte man alle Geschäfte
so schnell abwickeln! Passirt aber auch nur unter
Freunden, die sich ganz verstehen. Und wenn Sie
sonst zur Equipage noch etwas bedürften, ein hundert
oder zwei hundert Thälerchen, klingeln Sie nur,
Spandauer-Straße, gleich um die Ecke, das dritte
Haus, und dann links, auf dem Hofe ist der Eingang."


„Herr, ſind Sie des Teufels! Keine Hand ange¬
rührt an meinen theuern Legationsrath! Wollen Sie mir
fünftau — wiſſen Sie wie hoch die Wechſel ſind? —
Herr, Goldmann, daß dich! Nicht rühren an den
Mann, bis — Wollen mich doch nicht ruiniren? —
Und alles bleibt geheim, nicht wahr?“

„Die Wände werden nicht plaudern,“ ſagte der
Rittmeiſter.

Ein deutſcher Handſchlag, und der Reſt der
Flaſche floß in das Glas des Officiers.

„Alſo, ſagte der Kaufmann, indem er den be¬
wußten Wechſel zum nicht geringen Befremden des
Officiers wieder aus der Brieftaſche zog. Alſo auf
wie lange wollen Sie ihn prolongirt? — Denke
auf neun Monate. Lieber Gott in neun Monat,
was iſt da nicht geboren!“ Mit einem raſchen Schrift¬
zug war die Prolongation erfolgt.

„Sie haben mir 'nen recht großen Gefallen ge¬
than, ſchloß van Aſten. Könnte man alle Geſchäfte
ſo ſchnell abwickeln! Paſſirt aber auch nur unter
Freunden, die ſich ganz verſtehen. Und wenn Sie
ſonſt zur Equipage noch etwas bedürften, ein hundert
oder zwei hundert Thälerchen, klingeln Sie nur,
Spandauer-Straße, gleich um die Ecke, das dritte
Haus, und dann links, auf dem Hofe iſt der Eingang.“


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[89/0099] „Herr, ſind Sie des Teufels! Keine Hand ange¬ rührt an meinen theuern Legationsrath! Wollen Sie mir fünftau — wiſſen Sie wie hoch die Wechſel ſind? — Herr, Goldmann, daß dich! Nicht rühren an den Mann, bis — Wollen mich doch nicht ruiniren? — Und alles bleibt geheim, nicht wahr?“ „Die Wände werden nicht plaudern,“ ſagte der Rittmeiſter. Ein deutſcher Handſchlag, und der Reſt der Flaſche floß in das Glas des Officiers. „Alſo, ſagte der Kaufmann, indem er den be¬ wußten Wechſel zum nicht geringen Befremden des Officiers wieder aus der Brieftaſche zog. Alſo auf wie lange wollen Sie ihn prolongirt? — Denke auf neun Monate. Lieber Gott in neun Monat, was iſt da nicht geboren!“ Mit einem raſchen Schrift¬ zug war die Prolongation erfolgt. „Sie haben mir 'nen recht großen Gefallen ge¬ than, ſchloß van Aſten. Könnte man alle Geſchäfte ſo ſchnell abwickeln! Paſſirt aber auch nur unter Freunden, die ſich ganz verſtehen. Und wenn Sie ſonſt zur Equipage noch etwas bedürften, ein hundert oder zwei hundert Thälerchen, klingeln Sie nur, Spandauer-Straße, gleich um die Ecke, das dritte Haus, und dann links, auf dem Hofe iſt der Eingang.“

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe03_1852/99>, abgerufen am 24.11.2024.