ersehen, um über die Verhältnisse seiner Cameraden Auskunft zu geben.
Ein schlauer Seitenblick des andern las, was in seiner Seele vorging. "Wie werde ich denn einen Officier zum Zeugen aufrufen gegen seine Cameraden! Das weiß ich, jeder Officier muß für den andern gut sagen -- "
"Na hören Sie, was das anbetrifft!"
"Wir verstehen uns ja! Cavalierparole ist sehr was schönes. Giebt gar nichts schöneres auf der Welt. Aber bei Wechseln, da halten wir Kaufleute, 's ist so 'ne alte Usance, uns an andre Dinge. Wer ins Feld marschirt z. B. kann nicht Alles mitnehmen; man erleichtert's den Herren, nimmt ihnen was zu schwer ist ab. Hatte da eben eine kleine Conferenz mit unserm Manteuffel. Das ist ein praktischer Mann."
"Hohl ihn der Teufel!" sagte der Rittmeister.
"Weiß wohl, daß ihm die Herrn Officiere nicht sehr grün sind. Ja, lieber Himmel, wenn mal 'ne Sache unterm Hammer steht, giebt er sie hin um jeden Preis. Das ist wahr. Ist nu mal nicht an¬ ders. Die Moral ist, man muß es nicht dahin kom¬ men lassen. Was nun des Herrn Rittmeisters kleinen Wechsel anbetrifft, so machte mir Herr Manteuffel die Proposition --"
"Seelenmann, Sie werden mich doch nicht an Manteuffel verkaufen?"
"Verstehn Sie mich, er wollte Sie einem andern abgeben."
erſehen, um über die Verhältniſſe ſeiner Cameraden Auskunft zu geben.
Ein ſchlauer Seitenblick des andern las, was in ſeiner Seele vorging. „Wie werde ich denn einen Officier zum Zeugen aufrufen gegen ſeine Cameraden! Das weiß ich, jeder Officier muß für den andern gut ſagen — “
„Na hören Sie, was das anbetrifft!“
„Wir verſtehen uns ja! Cavalierparole iſt ſehr was ſchönes. Giebt gar nichts ſchöneres auf der Welt. Aber bei Wechſeln, da halten wir Kaufleute, 's iſt ſo 'ne alte Uſance, uns an andre Dinge. Wer ins Feld marſchirt z. B. kann nicht Alles mitnehmen; man erleichtert's den Herren, nimmt ihnen was zu ſchwer iſt ab. Hatte da eben eine kleine Conferenz mit unſerm Manteuffel. Das iſt ein praktiſcher Mann.“
„Hohl ihn der Teufel!“ ſagte der Rittmeiſter.
„Weiß wohl, daß ihm die Herrn Officiere nicht ſehr grün ſind. Ja, lieber Himmel, wenn mal 'ne Sache unterm Hammer ſteht, giebt er ſie hin um jeden Preis. Das iſt wahr. Iſt nu mal nicht an¬ ders. Die Moral iſt, man muß es nicht dahin kom¬ men laſſen. Was nun des Herrn Rittmeiſters kleinen Wechſel anbetrifft, ſo machte mir Herr Manteuffel die Propoſition —“
„Seelenmann, Sie werden mich doch nicht an Manteuffel verkaufen?“
„Verſtehn Sie mich, er wollte Sie einem andern abgeben.“
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0090"n="80"/>
erſehen, um über die Verhältniſſe ſeiner Cameraden<lb/>
Auskunft zu geben.</p><lb/><p>Ein ſchlauer Seitenblick des andern las, was<lb/>
in ſeiner Seele vorging. „Wie werde ich denn einen<lb/>
Officier zum Zeugen aufrufen gegen ſeine Cameraden!<lb/>
Das weiß ich, jeder Officier muß für den andern<lb/>
gut ſagen —“</p><lb/><p>„Na hören Sie, was das anbetrifft!“</p><lb/><p>„Wir verſtehen uns ja! Cavalierparole iſt ſehr<lb/>
was ſchönes. Giebt gar nichts ſchöneres auf der Welt.<lb/>
Aber bei Wechſeln, da halten wir Kaufleute, 's iſt<lb/>ſo 'ne alte Uſance, uns an andre Dinge. Wer ins<lb/>
Feld marſchirt z. B. kann nicht Alles mitnehmen;<lb/>
man erleichtert's den Herren, nimmt ihnen was zu<lb/>ſchwer iſt ab. Hatte da eben eine kleine Conferenz<lb/>
mit unſerm Manteuffel. Das iſt ein praktiſcher Mann.“</p><lb/><p>„Hohl ihn der Teufel!“ſagte der Rittmeiſter.</p><lb/><p>„Weiß wohl, daß ihm die Herrn Officiere nicht<lb/>ſehr grün ſind. Ja, lieber Himmel, wenn mal 'ne<lb/>
Sache unterm Hammer ſteht, giebt er ſie hin um<lb/>
jeden Preis. Das iſt wahr. Iſt nu mal nicht an¬<lb/>
ders. Die Moral iſt, man muß es nicht dahin kom¬<lb/>
men laſſen. Was nun des Herrn Rittmeiſters kleinen<lb/>
Wechſel anbetrifft, ſo machte mir Herr Manteuffel<lb/>
die Propoſition —“</p><lb/><p>„Seelenmann, Sie werden mich doch nicht an<lb/>
Manteuffel verkaufen?“</p><lb/><p>„Verſtehn Sie mich, er wollte Sie einem andern<lb/>
abgeben.“<lb/></p></div></body></text></TEI>
[80/0090]
erſehen, um über die Verhältniſſe ſeiner Cameraden
Auskunft zu geben.
Ein ſchlauer Seitenblick des andern las, was
in ſeiner Seele vorging. „Wie werde ich denn einen
Officier zum Zeugen aufrufen gegen ſeine Cameraden!
Das weiß ich, jeder Officier muß für den andern
gut ſagen — “
„Na hören Sie, was das anbetrifft!“
„Wir verſtehen uns ja! Cavalierparole iſt ſehr
was ſchönes. Giebt gar nichts ſchöneres auf der Welt.
Aber bei Wechſeln, da halten wir Kaufleute, 's iſt
ſo 'ne alte Uſance, uns an andre Dinge. Wer ins
Feld marſchirt z. B. kann nicht Alles mitnehmen;
man erleichtert's den Herren, nimmt ihnen was zu
ſchwer iſt ab. Hatte da eben eine kleine Conferenz
mit unſerm Manteuffel. Das iſt ein praktiſcher Mann.“
„Hohl ihn der Teufel!“ ſagte der Rittmeiſter.
„Weiß wohl, daß ihm die Herrn Officiere nicht
ſehr grün ſind. Ja, lieber Himmel, wenn mal 'ne
Sache unterm Hammer ſteht, giebt er ſie hin um
jeden Preis. Das iſt wahr. Iſt nu mal nicht an¬
ders. Die Moral iſt, man muß es nicht dahin kom¬
men laſſen. Was nun des Herrn Rittmeiſters kleinen
Wechſel anbetrifft, ſo machte mir Herr Manteuffel
die Propoſition —“
„Seelenmann, Sie werden mich doch nicht an
Manteuffel verkaufen?“
„Verſtehn Sie mich, er wollte Sie einem andern
abgeben.“
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe03_1852/90>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.