"Nein, Ernst. 's war aber nicht Bonaparte, nur Beyme! Wenn Beyme Kanonen aufführt, Beyme schießen läßt, da müßt Ihr zugeben, es wird ernst, es geht los."
"Victoria!" schrien zehn Stimmen.
"Wenn er nur nicht blind geladen hätte!" rief der Rittmeister und riß die Thür auf. "Man braucht frische Luft. Krieg! Krieg!" -- Herr Josty sah am Fenster den Officieren nach. Er schien die Häupter seiner Lieben zu zählen, aber nicht mit der Zufrieden¬ heit, die auf den Gesichtern der Officiere strahlte. Was half ihm der Krieg! Er war gewiß ein guter Patriot, aber wie viele konnten ihm noch immer ent¬ rissen werden, an die theure Bande ihn schon lange knüpften. Er schlug ein kleines Büchlein im Winkel auf und schrieb kleine Zahlen zu den Namen. Aber viele kleine Zahlen machen ein große. Herr Josty schüttelte den Kopf und wollte seufzen. Indessen -- er besann sich: "Indessen, sagte er, es gleicht sich in der Welt alles aus." Und auf seinem Gesichte glichen sich auch die Falten aus.
Die Officiere hatten sich links nach der Schlo߬ freiheit zerstreut. Nur einer von ihnen, er schien ab¬ handen gekommen, suchte die Freiheit rechts unter den Colonnaden der Stechbahn. Die Augen auf den Boden, ging er grad aus bis die Mauer ihn erin¬ nerte, daß an der Ecke die Freiheit zu Ende war. Er wollte zur Colonnade hinaus treten, als aus der Brüderstraße eine elegante Equipage rasch vorüber
„Nein, Ernſt. 's war aber nicht Bonaparte, nur Beyme! Wenn Beyme Kanonen aufführt, Beyme ſchießen läßt, da müßt Ihr zugeben, es wird ernſt, es geht los.“
„Victoria!“ ſchrien zehn Stimmen.
„Wenn er nur nicht blind geladen hätte!“ rief der Rittmeiſter und riß die Thür auf. „Man braucht friſche Luft. Krieg! Krieg!“ — Herr Joſty ſah am Fenſter den Officieren nach. Er ſchien die Häupter ſeiner Lieben zu zählen, aber nicht mit der Zufrieden¬ heit, die auf den Geſichtern der Officiere ſtrahlte. Was half ihm der Krieg! Er war gewiß ein guter Patriot, aber wie viele konnten ihm noch immer ent¬ riſſen werden, an die theure Bande ihn ſchon lange knüpften. Er ſchlug ein kleines Büchlein im Winkel auf und ſchrieb kleine Zahlen zu den Namen. Aber viele kleine Zahlen machen ein große. Herr Joſty ſchüttelte den Kopf und wollte ſeufzen. Indeſſen — er beſann ſich: „Indeſſen, ſagte er, es gleicht ſich in der Welt alles aus.“ Und auf ſeinem Geſichte glichen ſich auch die Falten aus.
Die Officiere hatten ſich links nach der Schlo߬ freiheit zerſtreut. Nur einer von ihnen, er ſchien ab¬ handen gekommen, ſuchte die Freiheit rechts unter den Colonnaden der Stechbahn. Die Augen auf den Boden, ging er grad aus bis die Mauer ihn erin¬ nerte, daß an der Ecke die Freiheit zu Ende war. Er wollte zur Colonnade hinaus treten, als aus der Brüderſtraße eine elegante Equipage raſch vorüber
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„Nein, Ernſt. 's war aber nicht Bonaparte,
nur Beyme! Wenn Beyme Kanonen aufführt, Beyme
ſchießen läßt, da müßt Ihr zugeben, es wird ernſt,
es geht los.“
„Victoria!“ ſchrien zehn Stimmen.
„Wenn er nur nicht blind geladen hätte!“ rief
der Rittmeiſter und riß die Thür auf. „Man braucht
friſche Luft. Krieg! Krieg!“ — Herr Joſty ſah am
Fenſter den Officieren nach. Er ſchien die Häupter
ſeiner Lieben zu zählen, aber nicht mit der Zufrieden¬
heit, die auf den Geſichtern der Officiere ſtrahlte.
Was half ihm der Krieg! Er war gewiß ein guter
Patriot, aber wie viele konnten ihm noch immer ent¬
riſſen werden, an die theure Bande ihn ſchon lange
knüpften. Er ſchlug ein kleines Büchlein im Winkel
auf und ſchrieb kleine Zahlen zu den Namen. Aber
viele kleine Zahlen machen ein große. Herr Joſty
ſchüttelte den Kopf und wollte ſeufzen. Indeſſen —
er beſann ſich: „Indeſſen, ſagte er, es gleicht ſich in
der Welt alles aus.“ Und auf ſeinem Geſichte glichen
ſich auch die Falten aus.
Die Officiere hatten ſich links nach der Schlo߬
freiheit zerſtreut. Nur einer von ihnen, er ſchien ab¬
handen gekommen, ſuchte die Freiheit rechts unter den
Colonnaden der Stechbahn. Die Augen auf den
Boden, ging er grad aus bis die Mauer ihn erin¬
nerte, daß an der Ecke die Freiheit zu Ende war.
Er wollte zur Colonnade hinaus treten, als aus der
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe03_1852/78>, abgerufen am 25.11.2024.
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