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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852.

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feine Brüsseler Manchetten spielten um die knappen
Aermel. Frisch gepudert war das Haar, und der Zopf
mit neuem glänzenden Seidenband umwickelt. Die
goldene Uhrkette hing um einen Finger breit länger
auf die schwarz taffetnen Beinkleider, und die ge¬
streiften Seidenstrümpfe mit den silbernen Schnallen¬
schuhen deuteten unverkennbar auf ein nicht alltäg¬
liches Evenement. Und das war es, wo der Herr
Minister ihn gewürdigt, ihn aufzufordern sich im
Schloß zu gestellen, er wolle schon für einen Platz
sorgen, daß er die Majestäten recht von nahe sähe.
Hatte er ihn nicht selbst dort an die Treppe gestellt,
wo die hohen Herrschaften vorbei mußten? Wenn
er sich nicht ans Geländer zurückgedrückt, so weit
es möglich, hätte ihn da nicht das seidene Kleid Ihro
Majestät der Königin fast berührt? Durch eine glück¬
liche Schwenkung der Schleppe hatte der Page es noch
vor dieser Berührung bewahrt. Der Kriegsrath war
erröthet vor Schreck. -- Welcher neue Schreck aber! --
Kaiser Alexander, der die Königin am Arm führte,
war auf dem Podest einige Stufen über ihm stehen
geblieben, damit die hohe Frau Athem schöpfe. Seine
Majestät, der hinter ihnen ging, war natürlich auch
stehen geblieben, und auf derselben Stufe, auf der
die Füße des Kriegsraths standen. Zwar war die
Stufe breit, aber es war dasselbe Brett, und der
Kriegsrath fühlte unter seinen Füßen die Bewegung,
welche der Fuß Seiner Majestät verursachte. -- Und
es war noch nicht alles. -- Excellenz, der Minister,

feine Brüſſeler Manchetten ſpielten um die knappen
Aermel. Friſch gepudert war das Haar, und der Zopf
mit neuem glänzenden Seidenband umwickelt. Die
goldene Uhrkette hing um einen Finger breit länger
auf die ſchwarz taffetnen Beinkleider, und die ge¬
ſtreiften Seidenſtrümpfe mit den ſilbernen Schnallen¬
ſchuhen deuteten unverkennbar auf ein nicht alltäg¬
liches Evenement. Und das war es, wo der Herr
Miniſter ihn gewürdigt, ihn aufzufordern ſich im
Schloß zu geſtellen, er wolle ſchon für einen Platz
ſorgen, daß er die Majeſtäten recht von nahe ſähe.
Hatte er ihn nicht ſelbſt dort an die Treppe geſtellt,
wo die hohen Herrſchaften vorbei mußten? Wenn
er ſich nicht ans Geländer zurückgedrückt, ſo weit
es möglich, hätte ihn da nicht das ſeidene Kleid Ihro
Majeſtät der Königin faſt berührt? Durch eine glück¬
liche Schwenkung der Schleppe hatte der Page es noch
vor dieſer Berührung bewahrt. Der Kriegsrath war
erröthet vor Schreck. — Welcher neue Schreck aber! —
Kaiſer Alexander, der die Königin am Arm führte,
war auf dem Podeſt einige Stufen über ihm ſtehen
geblieben, damit die hohe Frau Athem ſchöpfe. Seine
Majeſtät, der hinter ihnen ging, war natürlich auch
ſtehen geblieben, und auf derſelben Stufe, auf der
die Füße des Kriegsraths ſtanden. Zwar war die
Stufe breit, aber es war daſſelbe Brett, und der
Kriegsrath fühlte unter ſeinen Füßen die Bewegung,
welche der Fuß Seiner Majeſtät verurſachte. — Und
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[57/0067] feine Brüſſeler Manchetten ſpielten um die knappen Aermel. Friſch gepudert war das Haar, und der Zopf mit neuem glänzenden Seidenband umwickelt. Die goldene Uhrkette hing um einen Finger breit länger auf die ſchwarz taffetnen Beinkleider, und die ge¬ ſtreiften Seidenſtrümpfe mit den ſilbernen Schnallen¬ ſchuhen deuteten unverkennbar auf ein nicht alltäg¬ liches Evenement. Und das war es, wo der Herr Miniſter ihn gewürdigt, ihn aufzufordern ſich im Schloß zu geſtellen, er wolle ſchon für einen Platz ſorgen, daß er die Majeſtäten recht von nahe ſähe. Hatte er ihn nicht ſelbſt dort an die Treppe geſtellt, wo die hohen Herrſchaften vorbei mußten? Wenn er ſich nicht ans Geländer zurückgedrückt, ſo weit es möglich, hätte ihn da nicht das ſeidene Kleid Ihro Majeſtät der Königin faſt berührt? Durch eine glück¬ liche Schwenkung der Schleppe hatte der Page es noch vor dieſer Berührung bewahrt. Der Kriegsrath war erröthet vor Schreck. — Welcher neue Schreck aber! — Kaiſer Alexander, der die Königin am Arm führte, war auf dem Podeſt einige Stufen über ihm ſtehen geblieben, damit die hohe Frau Athem ſchöpfe. Seine Majeſtät, der hinter ihnen ging, war natürlich auch ſtehen geblieben, und auf derſelben Stufe, auf der die Füße des Kriegsraths ſtanden. Zwar war die Stufe breit, aber es war daſſelbe Brett, und der Kriegsrath fühlte unter ſeinen Füßen die Bewegung, welche der Fuß Seiner Majeſtät verurſachte. — Und es war noch nicht alles. — Excellenz, der Miniſter,

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe03_1852/67>, abgerufen am 24.11.2024.