"Wer sagt, daß er ein falscher ist! Die Leute wissen es nicht, Sie wissen es nicht, und ich weiß es auch noch nicht. Ich weiß nur, daß Mamsell Adelheid nicht meine Erbin wird."
"Die Alltag scheint Ihre Liebe ganz verscherzt zu haben."
"Soll ich mein Haus zu etwas ähnlichem her¬ geben, wie das, aus welchem ich sie hernahm!"
Wandel warf einen forschenden Blick: "Sie approbiren nicht die Inclination mit dem Herrn van Asten?"
"Ich! Was geht es mich an! Meinethalben könnte sie sich hängen an wen sie will, das lar¬ moyante Wesen kann ich nur nicht ausstehen. Aus kleinen Verhältnissen -- nein aus einer solchen Kata¬ strophe, die doch die Seele eines jungen Mädchens erschüttern muß, trat sie in mein Haus. Was hatte ich gehofft, daß sich aus ihr entwickeln würde, bei ihren Gaben, ihrem Muthe, ihrer lebhaften Phan¬ tasie. Sie hätte die Königin der Stadt werden können."
Der Legationsrath zuckte die Achseln: "Sie meinen den Gedanken, den der Kammerherr einmal hinwarf."
"Aber ich würde doch Bedenken getragen haben. Die Gesinnungen der Eltern --"
"Wären zu überwinden gewesen. Loyale Leute, in unerschütterlicher Devotion gegen das ganze kö¬ nigliche Haus! -- Nur daß die Rolle der Herzens¬ königin eines apanagirten Prinzen niemals eine glän¬ zende werden kann."
„Wer ſagt, daß er ein falſcher iſt! Die Leute wiſſen es nicht, Sie wiſſen es nicht, und ich weiß es auch noch nicht. Ich weiß nur, daß Mamſell Adelheid nicht meine Erbin wird.“
„Die Alltag ſcheint Ihre Liebe ganz verſcherzt zu haben.“
„Soll ich mein Haus zu etwas ähnlichem her¬ geben, wie das, aus welchem ich ſie hernahm!“
Wandel warf einen forſchenden Blick: „Sie approbiren nicht die Inclination mit dem Herrn van Aſten?“
„Ich! Was geht es mich an! Meinethalben könnte ſie ſich hängen an wen ſie will, das lar¬ moyante Weſen kann ich nur nicht ausſtehen. Aus kleinen Verhältniſſen — nein aus einer ſolchen Kata¬ ſtrophe, die doch die Seele eines jungen Mädchens erſchüttern muß, trat ſie in mein Haus. Was hatte ich gehofft, daß ſich aus ihr entwickeln würde, bei ihren Gaben, ihrem Muthe, ihrer lebhaften Phan¬ taſie. Sie hätte die Königin der Stadt werden können.“
Der Legationsrath zuckte die Achſeln: „Sie meinen den Gedanken, den der Kammerherr einmal hinwarf.“
„Aber ich würde doch Bedenken getragen haben. Die Geſinnungen der Eltern —“
„Wären zu überwinden geweſen. Loyale Leute, in unerſchütterlicher Devotion gegen das ganze kö¬ nigliche Haus! — Nur daß die Rolle der Herzens¬ königin eines apanagirten Prinzen niemals eine glän¬ zende werden kann.“
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„Wer ſagt, daß er ein falſcher iſt! Die Leute
wiſſen es nicht, Sie wiſſen es nicht, und ich weiß
es auch noch nicht. Ich weiß nur, daß Mamſell
Adelheid nicht meine Erbin wird.“
„Die Alltag ſcheint Ihre Liebe ganz verſcherzt
zu haben.“
„Soll ich mein Haus zu etwas ähnlichem her¬
geben, wie das, aus welchem ich ſie hernahm!“
Wandel warf einen forſchenden Blick: „Sie
approbiren nicht die Inclination mit dem Herrn van
Aſten?“
„Ich! Was geht es mich an! Meinethalben
könnte ſie ſich hängen an wen ſie will, das lar¬
moyante Weſen kann ich nur nicht ausſtehen. Aus
kleinen Verhältniſſen — nein aus einer ſolchen Kata¬
ſtrophe, die doch die Seele eines jungen Mädchens
erſchüttern muß, trat ſie in mein Haus. Was hatte
ich gehofft, daß ſich aus ihr entwickeln würde, bei
ihren Gaben, ihrem Muthe, ihrer lebhaften Phan¬
taſie. Sie hätte die Königin der Stadt werden können.“
Der Legationsrath zuckte die Achſeln: „Sie meinen
den Gedanken, den der Kammerherr einmal hinwarf.“
„Aber ich würde doch Bedenken getragen haben.
Die Geſinnungen der Eltern —“
„Wären zu überwinden geweſen. Loyale Leute,
in unerſchütterlicher Devotion gegen das ganze kö¬
nigliche Haus! — Nur daß die Rolle der Herzens¬
königin eines apanagirten Prinzen niemals eine glän¬
zende werden kann.“
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe03_1852/52>, abgerufen am 08.07.2024.
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