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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852.

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ligenschein, den unglücklicherweise wir selbst nur sehen.
Weil es die Menschen von uns entfernt, und wir
sie brauchen -- als Instrumente. Darum spielen
wir mit ihrer Thorheit."

"Oder sie mit unsrer."

"Man muß sich das Spiel nur nicht zu ernst
denken."

"Diesmal dünkte ich ihnen gut genug, ihr Opern¬
gucker zu sein, sprach, sie mit Bitterkeit. Welche
brillante Gesellschaft, bloß zu Chocolate und Zucker¬
gebäck! Wenn noch mehr Regimenter vorüber mar¬
schiren, kommt mein Haus wohl wieder in die Mode.
Selbst die Gargazin hatte die Gnade aus meinem
Fenster die Truppen zu sehen."

"Die Kinder werden Sie auch recht geniren?"

"Warum? Unsre Wohnung ist groß."

"Ich besorge nur, daß Ihr Schwager, wenn die
Charlotte von ihm zieht, sich nicht beeilen wird, sie
Ihnen wieder abzunehmen."

"So bleiben sie. Ich liebe Kinder -- sie bringen
Frische ins Haus."

"Er sah sie zweifelhaft an: "Ich besorge nur,
daß dies wieder zu Mißdeutungen Anlaß giebt. Seit
man zu wissen glaubt, daß Sie Mamsell Alltag nicht
eigentlich als Ihre Tochter betrachten --"

"Als meine Erbin wollten Sie sagen."

"Ich meine nur, daß man auf den Gedanken
kommen könnte, Sie wollten die Kinder Ihres Schwa¬
gers adoptiren."

ligenſchein, den unglücklicherweiſe wir ſelbſt nur ſehen.
Weil es die Menſchen von uns entfernt, und wir
ſie brauchen — als Inſtrumente. Darum ſpielen
wir mit ihrer Thorheit.“

„Oder ſie mit unſrer.“

„Man muß ſich das Spiel nur nicht zu ernſt
denken.“

„Diesmal dünkte ich ihnen gut genug, ihr Opern¬
gucker zu ſein, ſprach, ſie mit Bitterkeit. Welche
brillante Geſellſchaft, bloß zu Chocolate und Zucker¬
gebäck! Wenn noch mehr Regimenter vorüber mar¬
ſchiren, kommt mein Haus wohl wieder in die Mode.
Selbſt die Gargazin hatte die Gnade aus meinem
Fenſter die Truppen zu ſehen.“

„Die Kinder werden Sie auch recht geniren?“

„Warum? Unſre Wohnung iſt groß.“

„Ich beſorge nur, daß Ihr Schwager, wenn die
Charlotte von ihm zieht, ſich nicht beeilen wird, ſie
Ihnen wieder abzunehmen.“

„So bleiben ſie. Ich liebe Kinder — ſie bringen
Friſche ins Haus.“

„Er ſah ſie zweifelhaft an: „Ich beſorge nur,
daß dies wieder zu Mißdeutungen Anlaß giebt. Seit
man zu wiſſen glaubt, daß Sie Mamſell Alltag nicht
eigentlich als Ihre Tochter betrachten —“

„Als meine Erbin wollten Sie ſagen.“

„Ich meine nur, daß man auf den Gedanken
kommen könnte, Sie wollten die Kinder Ihres Schwa¬
gers adoptiren.“

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[41/0051] ligenſchein, den unglücklicherweiſe wir ſelbſt nur ſehen. Weil es die Menſchen von uns entfernt, und wir ſie brauchen — als Inſtrumente. Darum ſpielen wir mit ihrer Thorheit.“ „Oder ſie mit unſrer.“ „Man muß ſich das Spiel nur nicht zu ernſt denken.“ „Diesmal dünkte ich ihnen gut genug, ihr Opern¬ gucker zu ſein, ſprach, ſie mit Bitterkeit. Welche brillante Geſellſchaft, bloß zu Chocolate und Zucker¬ gebäck! Wenn noch mehr Regimenter vorüber mar¬ ſchiren, kommt mein Haus wohl wieder in die Mode. Selbſt die Gargazin hatte die Gnade aus meinem Fenſter die Truppen zu ſehen.“ „Die Kinder werden Sie auch recht geniren?“ „Warum? Unſre Wohnung iſt groß.“ „Ich beſorge nur, daß Ihr Schwager, wenn die Charlotte von ihm zieht, ſich nicht beeilen wird, ſie Ihnen wieder abzunehmen.“ „So bleiben ſie. Ich liebe Kinder — ſie bringen Friſche ins Haus.“ „Er ſah ſie zweifelhaft an: „Ich beſorge nur, daß dies wieder zu Mißdeutungen Anlaß giebt. Seit man zu wiſſen glaubt, daß Sie Mamſell Alltag nicht eigentlich als Ihre Tochter betrachten —“ „Als meine Erbin wollten Sie ſagen.“ „Ich meine nur, daß man auf den Gedanken kommen könnte, Sie wollten die Kinder Ihres Schwa¬ gers adoptiren.“

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe03_1852/51>, abgerufen am 22.11.2024.