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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852.

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"Zu Pallastverschwörungen ist bei uns kein
Terrain."

"Und was sagen Sie zu Alexanders Herkommen?"

"Der letzte Verzweiflungsaufschrei der Kriegs¬
partei. Es wird viele erhebende, rührende Auftritte
geben. Aber läßt sich eine scheue Natur ändern?
Die Coterie wird für einen Panzer sorgen von
Gummi elasticum, damit die Thränen, oder für einen
von Asbest, damit die Funken abgleiten. Der Ein¬
druck wird stark sein, aber vorübergehen. Und reist
Alexander fort, vor einem Entschluß -- nein vor
einer That, so werden unsre Freunde dafür sorgen,
daß alles wieder aplanirt wird."

"Alles! sagte die Lupinus mit einem stechenden
Blick, der im Zimmer umher irrte. Mir sind diese
Menschen zuwider, die ihre ganze Kraft nur darauf
vergeuden, damit es nicht anders wird als es ist."

"Wir sollten sie loben. Träge Wellen sind oft
das beste Fahrwasser."

"Was müssen wir thun?"

"Nicht die Pfandbriefe verkaufen, baares Geld
für den Nothfall im Secretair, und in den Kriegs¬
enthusiasmus einstimmen."

Sie war aufgestanden, und hatte mit einem
nervösen Aufgähnen den Stuhl fortgesetzt: "Warum
müssen wir das! Warum können wir nicht auch darin
frei sein! Warum dürfen wir nicht die Mode beherr¬
schen? Wir verachten sie doch."

"Weil es uns nichts einbrächte, als einen Hei¬

„Zu Pallaſtverſchwörungen iſt bei uns kein
Terrain.“

„Und was ſagen Sie zu Alexanders Herkommen?“

„Der letzte Verzweiflungsaufſchrei der Kriegs¬
partei. Es wird viele erhebende, rührende Auftritte
geben. Aber läßt ſich eine ſcheue Natur ändern?
Die Coterie wird für einen Panzer ſorgen von
Gummi elaſticum, damit die Thränen, oder für einen
von Asbeſt, damit die Funken abgleiten. Der Ein¬
druck wird ſtark ſein, aber vorübergehen. Und reiſt
Alexander fort, vor einem Entſchluß — nein vor
einer That, ſo werden unſre Freunde dafür ſorgen,
daß alles wieder aplanirt wird.“

„Alles! ſagte die Lupinus mit einem ſtechenden
Blick, der im Zimmer umher irrte. Mir ſind dieſe
Menſchen zuwider, die ihre ganze Kraft nur darauf
vergeuden, damit es nicht anders wird als es iſt.“

Wir ſollten ſie loben. Träge Wellen ſind oft
das beſte Fahrwaſſer.“

„Was müſſen wir thun?“

„Nicht die Pfandbriefe verkaufen, baares Geld
für den Nothfall im Secretair, und in den Kriegs¬
enthuſiasmus einſtimmen.“

Sie war aufgeſtanden, und hatte mit einem
nervöſen Aufgähnen den Stuhl fortgeſetzt: „Warum
müſſen wir das! Warum können wir nicht auch darin
frei ſein! Warum dürfen wir nicht die Mode beherr¬
ſchen? Wir verachten ſie doch.“

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[40/0050] „Zu Pallaſtverſchwörungen iſt bei uns kein Terrain.“ „Und was ſagen Sie zu Alexanders Herkommen?“ „Der letzte Verzweiflungsaufſchrei der Kriegs¬ partei. Es wird viele erhebende, rührende Auftritte geben. Aber läßt ſich eine ſcheue Natur ändern? Die Coterie wird für einen Panzer ſorgen von Gummi elaſticum, damit die Thränen, oder für einen von Asbeſt, damit die Funken abgleiten. Der Ein¬ druck wird ſtark ſein, aber vorübergehen. Und reiſt Alexander fort, vor einem Entſchluß — nein vor einer That, ſo werden unſre Freunde dafür ſorgen, daß alles wieder aplanirt wird.“ „Alles! ſagte die Lupinus mit einem ſtechenden Blick, der im Zimmer umher irrte. Mir ſind dieſe Menſchen zuwider, die ihre ganze Kraft nur darauf vergeuden, damit es nicht anders wird als es iſt.“ „Wir ſollten ſie loben. Träge Wellen ſind oft das beſte Fahrwaſſer.“ „Was müſſen wir thun?“ „Nicht die Pfandbriefe verkaufen, baares Geld für den Nothfall im Secretair, und in den Kriegs¬ enthuſiasmus einſtimmen.“ Sie war aufgeſtanden, und hatte mit einem nervöſen Aufgähnen den Stuhl fortgeſetzt: „Warum müſſen wir das! Warum können wir nicht auch darin frei ſein! Warum dürfen wir nicht die Mode beherr¬ ſchen? Wir verachten ſie doch.“ „Weil es uns nichts einbrächte, als einen Hei¬

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe03_1852/50>, abgerufen am 21.11.2024.