Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852.Drittes Kapitel. Es war etwas nicht, wie es sein sollte. Die Geheimräthin ruhte in einem Fauteuil, als "Was war denn der Eitelbach?" fragte sie. "Verliebt." "Possen! -- Ich hörte davon. Spielen Sie mit?" "Man darf kein Spielverderber sein." Sie zuckte verächtlich die Achseln, es konnte aber "Das Capital, was Sie morgen ausgezahlt Drittes Kapitel. Es war etwas nicht, wie es ſein ſollte. Die Geheimräthin ruhte in einem Fauteuil, als „Was war denn der Eitelbach?“ fragte ſie. „Verliebt.“ „Poſſen! — Ich hörte davon. Spielen Sie mit?“ „Man darf kein Spielverderber ſein.“ Sie zuckte verächtlich die Achſeln, es konnte aber „Das Capital, was Sie morgen ausgezahlt <TEI> <text> <body> <pb n="[36]" facs="#f0046"/> <div n="1"> <head>Drittes Kapitel.<lb/><hi rendition="#b">Es war etwas nicht, wie es ſein ſollte.</hi><lb/></head> <milestone unit="section" rendition="#hr"/> <p>Die Geheimräthin ruhte in einem Fauteuil, als<lb/> Wandel ins Zimmer zurückkehrte. Sie ſah ſehr ab¬<lb/> geſpannt aus; über das blaſſe Geſicht flog aber doch<lb/> eine nervöſe Röthe, und ihr dunkles Auge rollte ſelt¬<lb/> ſame Blicke umher. In dem weißen Kleide, das ſich<lb/> in weiten weichen Falten um ſie breitete, und der<lb/> Haube von derſelben Farbe hatte ihre Erſcheinung<lb/> etwas Geiſterartiges.</p><lb/> <p>„Was war denn der Eitelbach?“ fragte ſie.</p><lb/> <p>„Verliebt.“</p><lb/> <p>„Poſſen! — Ich hörte davon. Spielen Sie mit?“</p><lb/> <p>„Man darf kein Spielverderber ſein.“</p><lb/> <p>Sie zuckte verächtlich die Achſeln, es konnte aber<lb/> auch für einen innern Schauder gelten: „Wie ſteht<lb/> es nun alſo? — Ach mein Gott, es iſt ſo viel, was<lb/> mir durch den Kopf geht.“</p><lb/> <p>„Das Capital, was Sie morgen ausgezahlt<lb/> erhalten, würde ich meiner Freundin rathen baar in<lb/> Händen zu behalten.“<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [[36]/0046]
Drittes Kapitel.
Es war etwas nicht, wie es ſein ſollte.
Die Geheimräthin ruhte in einem Fauteuil, als
Wandel ins Zimmer zurückkehrte. Sie ſah ſehr ab¬
geſpannt aus; über das blaſſe Geſicht flog aber doch
eine nervöſe Röthe, und ihr dunkles Auge rollte ſelt¬
ſame Blicke umher. In dem weißen Kleide, das ſich
in weiten weichen Falten um ſie breitete, und der
Haube von derſelben Farbe hatte ihre Erſcheinung
etwas Geiſterartiges.
„Was war denn der Eitelbach?“ fragte ſie.
„Verliebt.“
„Poſſen! — Ich hörte davon. Spielen Sie mit?“
„Man darf kein Spielverderber ſein.“
Sie zuckte verächtlich die Achſeln, es konnte aber
auch für einen innern Schauder gelten: „Wie ſteht
es nun alſo? — Ach mein Gott, es iſt ſo viel, was
mir durch den Kopf geht.“
„Das Capital, was Sie morgen ausgezahlt
erhalten, würde ich meiner Freundin rathen baar in
Händen zu behalten.“
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Zitationshilfe: | Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852, S. [36]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe03_1852/46>, abgerufen am 03.03.2025. |