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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852.

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Cavalier, in Anbetracht der Umstände und der Me¬
riten seines Vaters, ohne sich etwas zu vergeben,
Satisfaction fordern möge. Das Zeugniß des Cornets
selbst hatte diesen Spruch, an den Niemand vorhin
geglaubt, veranlaßt. Wer anders als sein Oheim,
der Rittmeister, war das bewegende Motiv gewesen!

"So belohnt sich eine gute That," raunte ein
Freund dem Vater zu.

"Ein braver Mann, der Rittmeister!" wiederholte
der Chor.

"Na, nu können Sie auch äußerlich lachen, Herr
van Asten, sagte der wieder hinzugetretene Baron --
der Friede, der Schnitt und der Herr Sohn ohne
Criminal und Prison davon gekommen. Was wollen
Sie mehr!"

"Lache ich denn nicht!" rief der Alte und lachte,
so laut, daß die Davongehenden noch auf dem Lust¬
garten sich verwundert umblickten. "Es ist des Glücks
nur zu viel! Das Zahlbrett voll zum Einstreichen,
ein Friede, der uns genügt, und so viel Patriotismus
an der Börse, und alles in Ruhe und lauter Ord¬
nung im Lande, und mein Sohn -- mein Sohn kriegt
die Erlaubniß, von den Herren Officieren sich 'ne
Kugel durch den Kopf jagen zu lassen! -- Verzeihn
Sie, meine Herren, wenn ich genug gelacht habe,
daß ich auch ein bischen weine, denn das große,
unverdiente Glück habe ich alter Esel mir selbst an¬
gerichtet."


Cavalier, in Anbetracht der Umſtände und der Me¬
riten ſeines Vaters, ohne ſich etwas zu vergeben,
Satisfaction fordern möge. Das Zeugniß des Cornets
ſelbſt hatte dieſen Spruch, an den Niemand vorhin
geglaubt, veranlaßt. Wer anders als ſein Oheim,
der Rittmeiſter, war das bewegende Motiv geweſen!

„So belohnt ſich eine gute That,“ raunte ein
Freund dem Vater zu.

„Ein braver Mann, der Rittmeiſter!“ wiederholte
der Chor.

„Na, nu können Sie auch äußerlich lachen, Herr
van Aſten, ſagte der wieder hinzugetretene Baron —
der Friede, der Schnitt und der Herr Sohn ohne
Criminal und Priſon davon gekommen. Was wollen
Sie mehr!“

„Lache ich denn nicht!“ rief der Alte und lachte,
ſo laut, daß die Davongehenden noch auf dem Luſt¬
garten ſich verwundert umblickten. „Es iſt des Glücks
nur zu viel! Das Zahlbrett voll zum Einſtreichen,
ein Friede, der uns genügt, und ſo viel Patriotismus
an der Börſe, und alles in Ruhe und lauter Ord¬
nung im Lande, und mein Sohn — mein Sohn kriegt
die Erlaubniß, von den Herren Officieren ſich 'ne
Kugel durch den Kopf jagen zu laſſen! — Verzeihn
Sie, meine Herren, wenn ich genug gelacht habe,
daß ich auch ein bischen weine, denn das große,
unverdiente Glück habe ich alter Eſel mir ſelbſt an¬
gerichtet.“


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[315/0325] Cavalier, in Anbetracht der Umſtände und der Me¬ riten ſeines Vaters, ohne ſich etwas zu vergeben, Satisfaction fordern möge. Das Zeugniß des Cornets ſelbſt hatte dieſen Spruch, an den Niemand vorhin geglaubt, veranlaßt. Wer anders als ſein Oheim, der Rittmeiſter, war das bewegende Motiv geweſen! „So belohnt ſich eine gute That,“ raunte ein Freund dem Vater zu. „Ein braver Mann, der Rittmeiſter!“ wiederholte der Chor. „Na, nu können Sie auch äußerlich lachen, Herr van Aſten, ſagte der wieder hinzugetretene Baron — der Friede, der Schnitt und der Herr Sohn ohne Criminal und Priſon davon gekommen. Was wollen Sie mehr!“ „Lache ich denn nicht!“ rief der Alte und lachte, ſo laut, daß die Davongehenden noch auf dem Luſt¬ garten ſich verwundert umblickten. „Es iſt des Glücks nur zu viel! Das Zahlbrett voll zum Einſtreichen, ein Friede, der uns genügt, und ſo viel Patriotismus an der Börſe, und alles in Ruhe und lauter Ord¬ nung im Lande, und mein Sohn — mein Sohn kriegt die Erlaubniß, von den Herren Officieren ſich 'ne Kugel durch den Kopf jagen zu laſſen! — Verzeihn Sie, meine Herren, wenn ich genug gelacht habe, daß ich auch ein bischen weine, denn das große, unverdiente Glück habe ich alter Eſel mir ſelbſt an¬ gerichtet.“

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe03_1852/325>, abgerufen am 26.11.2024.