Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852.selbst, hüllt Ihr Euch in Wolkenpalläste und klam¬ Fuchsius hatte mit verschränkten Armen und "Sie aber sind noch nicht zu Ende, Major. "Ist denn seit vierzehn Tagen von Besserem ſelbſt, hüllt Ihr Euch in Wolkenpalläſte und klam¬ Fuchſius hatte mit verſchränkten Armen und „Sie aber ſind noch nicht zu Ende, Major. „Iſt denn ſeit vierzehn Tagen von Beſſerem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0309" n="299"/> ſelbſt, hüllt Ihr Euch in Wolkenpalläſte und klam¬<lb/> mert Euch an Syſteme, die beim nächſten Sturm¬<lb/> wind zerriſſen ſind. Dies Scheinleben iſt das Zehr¬<lb/> fieber, das Euren Staat vom Wirbel bis zur Zeh<lb/> entnervt. Eine angezündete Fackel wollten ſie neu¬<lb/> lich ſchleudern, ein Weltbrand ſollte es werden, aber<lb/> ſie waren zufrieden mit Kolophoniumblitzen. Da,<lb/> in den Flammenzückungen dieſes verunglückten Thea¬<lb/> terabends konnte man die ganze Miſere erkennen. —<lb/> Auf dem Theater ſollte die Welt zurecht gelegt wer¬<lb/> den, und mit Recht, denn dieſe Welt iſt nur eine<lb/> Theatervorſtellung. Man ſpielt ſich ſelbſt und iſt<lb/> zufrieden, wenn man gut geſpielt hat.“</p><lb/> <p>Fuchſius hatte mit verſchränkten Armen und<lb/> verbiſſenem Munde ſchweigend zugehört. Jetzt öff¬<lb/> nete er ihn, aber, was er ſagen wollte, ſchien er raſch<lb/> zu verſchlucken. Tonlos ſprach er:</p><lb/> <p>„Sie aber ſind noch nicht zu Ende, Major.<lb/> Ich erwartete, daß Ihre Philippica auch die Schlit¬<lb/> tenpartie der Gensdarmen der Nation auf ihr Schuld¬<lb/> conto ſchreiben würde.“</p><lb/> <p>„Iſt denn ſeit vierzehn Tagen von Beſſerem<lb/> die Rede? Iſt Mark und Niere durchſchüttert von<lb/> der Satire des Weltgeſchickes, daß man auf den<lb/> Brettern den Krieg ſpielte, derweil er draußen im<lb/> Blute von Auſterlitz ſchon erſäuft war, daß man<lb/> über einen Sieg jubeln konnte, tagelang noch die<lb/> Blätter Lorbeern den Ruſſen zuſchmeißen, derweil in<lb/> den unterrichteten Kreiſen Jeder vom Gegentheil<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [299/0309]
ſelbſt, hüllt Ihr Euch in Wolkenpalläſte und klam¬
mert Euch an Syſteme, die beim nächſten Sturm¬
wind zerriſſen ſind. Dies Scheinleben iſt das Zehr¬
fieber, das Euren Staat vom Wirbel bis zur Zeh
entnervt. Eine angezündete Fackel wollten ſie neu¬
lich ſchleudern, ein Weltbrand ſollte es werden, aber
ſie waren zufrieden mit Kolophoniumblitzen. Da,
in den Flammenzückungen dieſes verunglückten Thea¬
terabends konnte man die ganze Miſere erkennen. —
Auf dem Theater ſollte die Welt zurecht gelegt wer¬
den, und mit Recht, denn dieſe Welt iſt nur eine
Theatervorſtellung. Man ſpielt ſich ſelbſt und iſt
zufrieden, wenn man gut geſpielt hat.“
Fuchſius hatte mit verſchränkten Armen und
verbiſſenem Munde ſchweigend zugehört. Jetzt öff¬
nete er ihn, aber, was er ſagen wollte, ſchien er raſch
zu verſchlucken. Tonlos ſprach er:
„Sie aber ſind noch nicht zu Ende, Major.
Ich erwartete, daß Ihre Philippica auch die Schlit¬
tenpartie der Gensdarmen der Nation auf ihr Schuld¬
conto ſchreiben würde.“
„Iſt denn ſeit vierzehn Tagen von Beſſerem
die Rede? Iſt Mark und Niere durchſchüttert von
der Satire des Weltgeſchickes, daß man auf den
Brettern den Krieg ſpielte, derweil er draußen im
Blute von Auſterlitz ſchon erſäuft war, daß man
über einen Sieg jubeln konnte, tagelang noch die
Blätter Lorbeern den Ruſſen zuſchmeißen, derweil in
den unterrichteten Kreiſen Jeder vom Gegentheil
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