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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852.

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"Mais, mon cher conseiller, rief der Geheim¬
rath Lupinus, der, seinen Arm unterfassend, ihm
nacheilte, il ne mourra pas. Nous admirons ce ra¬
vissement d'amour paternel supreme. Oh! c'est
touchant. Mais considerez, mon ami, votre etat et
surtout votre caractere. Vous etes philosophe! --
Et il ne mourra pas, assurement, ce n'est qu'un
echauffement passager. C'est jeune homme, un
epanchement patriolique, l'amour paternel le
guerira!"

Es arbeitete sich noch Jemand während des¬
sen durch das Gedränge, doch mit einem andern
Ungestüm. Auch nach ihm streckten sich unwillkür¬
lich Arme aus, als wollten sie ihn zurückhalten.
Weshalb Walter van Asten plötzlich dem Officier,
dem er noch eben die Zähne zu weisen so große Lust
gezeigt, den Rücken gekehrt, weshalb er seine Cousine,
zu deren Schutz er aus sich selbst herausgeschritten
schien, stehen ließ, weshalb er unbekümmert um beide
ins dichteste Gewühl sich gestürzt, daß er im nächsten
Augenblick ihnen allen verschwunden war, das wu߬
ten die freilich am wenigsten, welche sich am laute¬
sten darüber verwunderten. Ein Hohngelächter der
Officiere brach plötzlich aus. Der Obrist drückte
verächtlich den Hut auf die Locken: "Ist's ein sol¬
cher, so lassen Sie den Patron nur laufen."

"Er hat vielleicht Jemand gesehen, der seiner
Hülfe noch mehr bedarf," antwortete Professor Catel
auf Minchen Schlarbaums erstaunten Blick, und bot

„Mais, mon cher conseiller, rief der Geheim¬
rath Lupinus, der, ſeinen Arm unterfaſſend, ihm
nacheilte, il ne mourra pas. Nous admirons ce ra¬
vissement d'amour paternel suprême. Oh! c'est
touchant. Mais considérez, mon ami, votre état et
surtout votre caractère. Vous êtes philosophe! —
Et il ne mourra pas, assurément, ce n'est qu'un
échauffement passager. C'est jeune homme, un
épanchement patriolique, l'amour paternel le
guérira!“

Es arbeitete ſich noch Jemand während deſ¬
ſen durch das Gedränge, doch mit einem andern
Ungeſtüm. Auch nach ihm ſtreckten ſich unwillkür¬
lich Arme aus, als wollten ſie ihn zurückhalten.
Weshalb Walter van Aſten plötzlich dem Officier,
dem er noch eben die Zähne zu weiſen ſo große Luſt
gezeigt, den Rücken gekehrt, weshalb er ſeine Couſine,
zu deren Schutz er aus ſich ſelbſt herausgeſchritten
ſchien, ſtehen ließ, weshalb er unbekümmert um beide
ins dichteſte Gewühl ſich geſtürzt, daß er im nächſten
Augenblick ihnen allen verſchwunden war, das wu߬
ten die freilich am wenigſten, welche ſich am laute¬
ſten darüber verwunderten. Ein Hohngelächter der
Officiere brach plötzlich aus. Der Obriſt drückte
verächtlich den Hut auf die Locken: „Iſt's ein ſol¬
cher, ſo laſſen Sie den Patron nur laufen.“

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Hülfe noch mehr bedarf,“ antwortete Profeſſor Catel
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[277/0287] „Mais, mon cher conseiller, rief der Geheim¬ rath Lupinus, der, ſeinen Arm unterfaſſend, ihm nacheilte, il ne mourra pas. Nous admirons ce ra¬ vissement d'amour paternel suprême. Oh! c'est touchant. Mais considérez, mon ami, votre état et surtout votre caractère. Vous êtes philosophe! — Et il ne mourra pas, assurément, ce n'est qu'un échauffement passager. C'est jeune homme, un épanchement patriolique, l'amour paternel le guérira!“ Es arbeitete ſich noch Jemand während deſ¬ ſen durch das Gedränge, doch mit einem andern Ungeſtüm. Auch nach ihm ſtreckten ſich unwillkür¬ lich Arme aus, als wollten ſie ihn zurückhalten. Weshalb Walter van Aſten plötzlich dem Officier, dem er noch eben die Zähne zu weiſen ſo große Luſt gezeigt, den Rücken gekehrt, weshalb er ſeine Couſine, zu deren Schutz er aus ſich ſelbſt herausgeſchritten ſchien, ſtehen ließ, weshalb er unbekümmert um beide ins dichteſte Gewühl ſich geſtürzt, daß er im nächſten Augenblick ihnen allen verſchwunden war, das wu߬ ten die freilich am wenigſten, welche ſich am laute¬ ſten darüber verwunderten. Ein Hohngelächter der Officiere brach plötzlich aus. Der Obriſt drückte verächtlich den Hut auf die Locken: „Iſt's ein ſol¬ cher, ſo laſſen Sie den Patron nur laufen.“ „Er hat vielleicht Jemand geſehen, der ſeiner Hülfe noch mehr bedarf,“ antwortete Profeſſor Catel auf Minchen Schlarbaums erſtaunten Blick, und bot

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe03_1852/287>, abgerufen am 24.11.2024.