brochen, damit der Stahl nicht verwundet." -- Andre gab es wohl, die von demselben Feuer glühten, Namen von ehernem Klang und altem Ruhm; sollte man aber die Kränze auf eisgraues Haar drücken? Warum nicht lieber auf Friedrichs Büste.
Aber etwas mußte geschehen; die Gährung war zu groß, um sich zu verlaufen. "Es lebe der König!" rief eine Stimme. Tausend riefen es nach. Das Orchester intonirte den neuen Volksgesang, der so rasch Allgemeingut geworden, und das feierliche: "Heil Dir im Siegerkranz, Retter des Vaterlands!" hallte wie besänftigend durch den hohen Raum des Schau¬ spielhauses.
Eine der kleineren Logenthüren klappte zu und ein Mann, vor dem sich der Schließer respectvoll neigte, eilte im Surtout die Treppe hinunter.
"Das alte Lied! sagte sein jüngerer Begleiter, es war Herr von Fuchsius; es klang hier mir wie eine Ironie."
"Alles Theater, alles gemacht, alles nichts, und daraus wird im Leben nichts!" erwiederte der andre.
"Seine Excellenz der Herr Minister von Stein!" flüsterten sich die Logenschließer zu.
Aber als das Lied durch neue Hochs, dem Könige gebracht, unterbrochen wurde, klappte wieder eine Logenthür, eine Stimme theilte den Vornesitzenden etwas mit, diese sprachen nach links und rechts, und bald lief es wie ein Lauffeuer durch die Logen: Die Gar¬ nison marschirt! -- Die Berliner Garnison rückt aus!
brochen, damit der Stahl nicht verwundet.“ — Andre gab es wohl, die von demſelben Feuer glühten, Namen von ehernem Klang und altem Ruhm; ſollte man aber die Kränze auf eisgraues Haar drücken? Warum nicht lieber auf Friedrichs Büſte.
Aber etwas mußte geſchehen; die Gährung war zu groß, um ſich zu verlaufen. „Es lebe der König!“ rief eine Stimme. Tauſend riefen es nach. Das Orcheſter intonirte den neuen Volksgeſang, der ſo raſch Allgemeingut geworden, und das feierliche: „Heil Dir im Siegerkranz, Retter des Vaterlands!“ hallte wie beſänftigend durch den hohen Raum des Schau¬ ſpielhauſes.
Eine der kleineren Logenthüren klappte zu und ein Mann, vor dem ſich der Schließer reſpectvoll neigte, eilte im Surtout die Treppe hinunter.
„Das alte Lied! ſagte ſein jüngerer Begleiter, es war Herr von Fuchſius; es klang hier mir wie eine Ironie.“
„Alles Theater, alles gemacht, alles nichts, und daraus wird im Leben nichts!“ erwiederte der andre.
„Seine Excellenz der Herr Miniſter von Stein!“ flüſterten ſich die Logenſchließer zu.
Aber als das Lied durch neue Hochs, dem Könige gebracht, unterbrochen wurde, klappte wieder eine Logenthür, eine Stimme theilte den Vorneſitzenden etwas mit, dieſe ſprachen nach links und rechts, und bald lief es wie ein Lauffeuer durch die Logen: Die Gar¬ niſon marſchirt! — Die Berliner Garniſon rückt aus!
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brochen, damit der Stahl nicht verwundet.“ — Andre
gab es wohl, die von demſelben Feuer glühten,
Namen von ehernem Klang und altem Ruhm; ſollte
man aber die Kränze auf eisgraues Haar drücken?
Warum nicht lieber auf Friedrichs Büſte.
Aber etwas mußte geſchehen; die Gährung war
zu groß, um ſich zu verlaufen. „Es lebe der König!“
rief eine Stimme. Tauſend riefen es nach. Das
Orcheſter intonirte den neuen Volksgeſang, der ſo
raſch Allgemeingut geworden, und das feierliche: „Heil
Dir im Siegerkranz, Retter des Vaterlands!“ hallte
wie beſänftigend durch den hohen Raum des Schau¬
ſpielhauſes.
Eine der kleineren Logenthüren klappte zu und
ein Mann, vor dem ſich der Schließer reſpectvoll
neigte, eilte im Surtout die Treppe hinunter.
„Das alte Lied! ſagte ſein jüngerer Begleiter,
es war Herr von Fuchſius; es klang hier mir wie
eine Ironie.“
„Alles Theater, alles gemacht, alles nichts, und
daraus wird im Leben nichts!“ erwiederte der andre.
„Seine Excellenz der Herr Miniſter von Stein!“
flüſterten ſich die Logenſchließer zu.
Aber als das Lied durch neue Hochs, dem
Könige gebracht, unterbrochen wurde, klappte wieder
eine Logenthür, eine Stimme theilte den Vorneſitzenden
etwas mit, dieſe ſprachen nach links und rechts, und
bald lief es wie ein Lauffeuer durch die Logen: Die Gar¬
niſon marſchirt! — Die Berliner Garniſon rückt aus!
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe03_1852/273>, abgerufen am 16.02.2025.
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