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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852.

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nants umherstolziren, oder besser er umschlang sie
mit seinen Armen, und den Begegnenden versicherte
er, in diesen beiden Freunden opferte er seine
theuersten Erinnerungen dem Vaterlande! Unzel¬
mann, als Trompeter, streifte am Arm eines hüb¬
schen Cavallerieofficiers durch das Parterre. Wer
dafür noch Sinn hatte, blickte neugierig verwundert
nach. Der junge blonde Officier nahm das spöttische
Lächeln seelenvergnügt hin, Unzelmanns komische
Miene deutete aber an, daß ihn der Sinn nicht ver¬
letze. "Unzelmann und Quast Arm in Arm!" --
"Unzelmann spielt heute seine Frau." Er rief den
Spöttern nach: ""Beschämte Eifersucht"" wird nicht
mehr gespielt, meine Herren," -- "denn Eifersucht ist
das größte Ungeheuer!" replicirte ein junger Schön¬
geist, der die alten Spanier studirte.

"Und gegen das größte Ungeheuer, fiel der
Schauspieler eben so schnell ein, ziehen unsere bra¬
ven Truppen. Auch "Menschenhaß und Reue," meine
Herren, wird nicht mehr gegeben, denn wir brauchen
allen Menschenhaß gegen die Franzosen." "Und,
setzte ein dritter Witzbold hinzu, ein Lump, wer
nicht sein Bestes und sein Schlechtestes mit seinem
Alliirten theilt." -- Anspielungen, die damals Jeder
verstand, auch viele Jahrzehnde nachher hat sich die
Erinnerung erhalten; nicht werth um ihrer selbst
willen, aber von Werth zur Charakteristik einer Zeit,
die längst von den Springfluthen der Geschichte fort¬
gespült und von ihrem mächtigen Strome auf immer

nants umherſtolziren, oder beſſer er umſchlang ſie
mit ſeinen Armen, und den Begegnenden verſicherte
er, in dieſen beiden Freunden opferte er ſeine
theuerſten Erinnerungen dem Vaterlande! Unzel¬
mann, als Trompeter, ſtreifte am Arm eines hüb¬
ſchen Cavallerieofficiers durch das Parterre. Wer
dafür noch Sinn hatte, blickte neugierig verwundert
nach. Der junge blonde Officier nahm das ſpöttiſche
Lächeln ſeelenvergnügt hin, Unzelmanns komiſche
Miene deutete aber an, daß ihn der Sinn nicht ver¬
letze. „Unzelmann und Quaſt Arm in Arm!“ —
„Unzelmann ſpielt heute ſeine Frau.“ Er rief den
Spöttern nach: „„Beſchämte Eiferſucht““ wird nicht
mehr geſpielt, meine Herren,“ — „denn Eiferſucht iſt
das größte Ungeheuer!“ replicirte ein junger Schön¬
geiſt, der die alten Spanier ſtudirte.

„Und gegen das größte Ungeheuer, fiel der
Schauſpieler eben ſo ſchnell ein, ziehen unſere bra¬
ven Truppen. Auch „Menſchenhaß und Reue,“ meine
Herren, wird nicht mehr gegeben, denn wir brauchen
allen Menſchenhaß gegen die Franzoſen.“ „Und,
ſetzte ein dritter Witzbold hinzu, ein Lump, wer
nicht ſein Beſtes und ſein Schlechteſtes mit ſeinem
Alliirten theilt.“ — Anſpielungen, die damals Jeder
verſtand, auch viele Jahrzehnde nachher hat ſich die
Erinnerung erhalten; nicht werth um ihrer ſelbſt
willen, aber von Werth zur Charakteriſtik einer Zeit,
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geſpült und von ihrem mächtigen Strome auf immer

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[260/0270] nants umherſtolziren, oder beſſer er umſchlang ſie mit ſeinen Armen, und den Begegnenden verſicherte er, in dieſen beiden Freunden opferte er ſeine theuerſten Erinnerungen dem Vaterlande! Unzel¬ mann, als Trompeter, ſtreifte am Arm eines hüb¬ ſchen Cavallerieofficiers durch das Parterre. Wer dafür noch Sinn hatte, blickte neugierig verwundert nach. Der junge blonde Officier nahm das ſpöttiſche Lächeln ſeelenvergnügt hin, Unzelmanns komiſche Miene deutete aber an, daß ihn der Sinn nicht ver¬ letze. „Unzelmann und Quaſt Arm in Arm!“ — „Unzelmann ſpielt heute ſeine Frau.“ Er rief den Spöttern nach: „„Beſchämte Eiferſucht““ wird nicht mehr geſpielt, meine Herren,“ — „denn Eiferſucht iſt das größte Ungeheuer!“ replicirte ein junger Schön¬ geiſt, der die alten Spanier ſtudirte. „Und gegen das größte Ungeheuer, fiel der Schauſpieler eben ſo ſchnell ein, ziehen unſere bra¬ ven Truppen. Auch „Menſchenhaß und Reue,“ meine Herren, wird nicht mehr gegeben, denn wir brauchen allen Menſchenhaß gegen die Franzoſen.“ „Und, ſetzte ein dritter Witzbold hinzu, ein Lump, wer nicht ſein Beſtes und ſein Schlechteſtes mit ſeinem Alliirten theilt.“ — Anſpielungen, die damals Jeder verſtand, auch viele Jahrzehnde nachher hat ſich die Erinnerung erhalten; nicht werth um ihrer ſelbſt willen, aber von Werth zur Charakteriſtik einer Zeit, die längſt von den Springfluthen der Geſchichte fort¬ geſpült und von ihrem mächtigen Strome auf immer

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe03_1852/270>, abgerufen am 23.11.2024.