fallen, wenn die Fürstin sie nicht aufgefangen, und mit dem hinzuspringenden Bovillard auf ein Canape gebracht hätte. Die Lupinus hatte sich diesen Augenblick entgehen lassen, indem sie mit dem Le¬ gationsrath ein rasches Gespräch in stummen Blicken gewechselt. Wandels ernster Blick schien tief eindrin¬ gend, die Geheimräthin hielt ihn nicht aus, und als sie die Augen gesenkt, hörte sie die Worte ins Ohr geflüstert: "Was soll diese Komödie! Ich hoffe hier ist nichts vorgefallen, was Sie bereuen müßten!" Sie wollte die Lippen öffnen, als Adelheids unter¬ drückter, unartikulirter Schrei die Aufmerksamkeit der Hülfeleistenden auf den Gegenstand der Theilnahme wieder zog.
"Es muß doch etwas mehr als die Hitze im Hause sein," bemerkte die Fürstin mit einem eignen Ton.
Bovillard fragte: War sie vielleicht zum ersten Mal im Theater?" Er setzte hinzu, die Blicke der jungen Officiere, die eben nicht mit Schonung sie fixirten, möchten sie afficirt haben.
"Ein Flacon!" rief die Geheimräthin. Die Fürstin, neben Adelheid knieend, hielt es ihr bereits an das Gesicht.
"Sie wird sich wieder erholen."
Die Lupinus wandte sich zum Legationsrath: "Mein Gott, was zaudern Sie! Eines Ihrer Haus¬ mittel, die Sie stets bei sich führen."
"Meine einfachen Mittel wende ich nur an, wo
fallen, wenn die Fürſtin ſie nicht aufgefangen, und mit dem hinzuſpringenden Bovillard auf ein Canapé gebracht hätte. Die Lupinus hatte ſich dieſen Augenblick entgehen laſſen, indem ſie mit dem Le¬ gationsrath ein raſches Geſpräch in ſtummen Blicken gewechſelt. Wandels ernſter Blick ſchien tief eindrin¬ gend, die Geheimräthin hielt ihn nicht aus, und als ſie die Augen geſenkt, hörte ſie die Worte ins Ohr geflüſtert: „Was ſoll dieſe Komödie! Ich hoffe hier iſt nichts vorgefallen, was Sie bereuen müßten!“ Sie wollte die Lippen öffnen, als Adelheids unter¬ drückter, unartikulirter Schrei die Aufmerkſamkeit der Hülfeleiſtenden auf den Gegenſtand der Theilnahme wieder zog.
„Es muß doch etwas mehr als die Hitze im Hauſe ſein,“ bemerkte die Fürſtin mit einem eignen Ton.
Bovillard fragte: War ſie vielleicht zum erſten Mal im Theater?“ Er ſetzte hinzu, die Blicke der jungen Officiere, die eben nicht mit Schonung ſie fixirten, möchten ſie afficirt haben.
„Ein Flacon!“ rief die Geheimräthin. Die Fürſtin, neben Adelheid knieend, hielt es ihr bereits an das Geſicht.
„Sie wird ſich wieder erholen.“
Die Lupinus wandte ſich zum Legationsrath: „Mein Gott, was zaudern Sie! Eines Ihrer Haus¬ mittel, die Sie ſtets bei ſich führen.“
„Meine einfachen Mittel wende ich nur an, wo
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0260"n="250"/>
fallen, wenn die Fürſtin ſie nicht aufgefangen,<lb/>
und mit dem hinzuſpringenden Bovillard auf ein<lb/>
Canap<hirendition="#aq">é</hi> gebracht hätte. Die Lupinus hatte ſich dieſen<lb/>
Augenblick entgehen laſſen, indem ſie mit dem Le¬<lb/>
gationsrath ein raſches Geſpräch in ſtummen Blicken<lb/>
gewechſelt. Wandels ernſter Blick ſchien tief eindrin¬<lb/>
gend, die Geheimräthin hielt ihn nicht aus, und als<lb/>ſie die Augen geſenkt, hörte ſie die Worte ins Ohr<lb/>
geflüſtert: „Was ſoll dieſe Komödie! Ich hoffe hier<lb/>
iſt nichts vorgefallen, was Sie bereuen müßten!“<lb/>
Sie wollte die Lippen öffnen, als Adelheids unter¬<lb/>
drückter, unartikulirter Schrei die Aufmerkſamkeit der<lb/>
Hülfeleiſtenden auf den Gegenſtand der Theilnahme<lb/>
wieder zog.</p><lb/><p>„Es muß doch etwas mehr als die Hitze im<lb/>
Hauſe ſein,“ bemerkte die Fürſtin mit einem eignen<lb/>
Ton.</p><p>Bovillard fragte: War ſie vielleicht zum erſten<lb/>
Mal im Theater?“ Er ſetzte hinzu, die Blicke der<lb/>
jungen Officiere, die eben nicht mit Schonung ſie<lb/>
fixirten, möchten ſie afficirt haben.</p><lb/><p>„Ein Flacon!“ rief die Geheimräthin. Die<lb/>
Fürſtin, neben Adelheid knieend, hielt es ihr bereits<lb/>
an das Geſicht.</p><lb/><p>„Sie wird ſich wieder erholen.“</p><lb/><p>Die Lupinus wandte ſich zum Legationsrath:<lb/>„Mein Gott, was zaudern Sie! Eines Ihrer Haus¬<lb/>
mittel, die Sie ſtets bei ſich führen.“</p><lb/><p>„Meine einfachen Mittel wende ich nur an, wo<lb/></p></div></body></text></TEI>
[250/0260]
fallen, wenn die Fürſtin ſie nicht aufgefangen,
und mit dem hinzuſpringenden Bovillard auf ein
Canapé gebracht hätte. Die Lupinus hatte ſich dieſen
Augenblick entgehen laſſen, indem ſie mit dem Le¬
gationsrath ein raſches Geſpräch in ſtummen Blicken
gewechſelt. Wandels ernſter Blick ſchien tief eindrin¬
gend, die Geheimräthin hielt ihn nicht aus, und als
ſie die Augen geſenkt, hörte ſie die Worte ins Ohr
geflüſtert: „Was ſoll dieſe Komödie! Ich hoffe hier
iſt nichts vorgefallen, was Sie bereuen müßten!“
Sie wollte die Lippen öffnen, als Adelheids unter¬
drückter, unartikulirter Schrei die Aufmerkſamkeit der
Hülfeleiſtenden auf den Gegenſtand der Theilnahme
wieder zog.
„Es muß doch etwas mehr als die Hitze im
Hauſe ſein,“ bemerkte die Fürſtin mit einem eignen
Ton.
Bovillard fragte: War ſie vielleicht zum erſten
Mal im Theater?“ Er ſetzte hinzu, die Blicke der
jungen Officiere, die eben nicht mit Schonung ſie
fixirten, möchten ſie afficirt haben.
„Ein Flacon!“ rief die Geheimräthin. Die
Fürſtin, neben Adelheid knieend, hielt es ihr bereits
an das Geſicht.
„Sie wird ſich wieder erholen.“
Die Lupinus wandte ſich zum Legationsrath:
„Mein Gott, was zaudern Sie! Eines Ihrer Haus¬
mittel, die Sie ſtets bei ſich führen.“
„Meine einfachen Mittel wende ich nur an, wo
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe03_1852/260>, abgerufen am 08.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.