dern hinter ihr. Wenn die Rührung losgeht, dann Attention! Der drüben, ob's unter dem Auge weiß, der hier, ob das Tuch roth wird."
"Ein trefflicher Operationsplan! Wolfskehls mi¬ litairisch Genie entwickelt sich immer mehr."
"Am Ende fangen die Weiber gar nicht an zu weinen?"
"Und wozu das alles, sagte der Kuirassier. Da müßt Ihr Euch doch den Mund wischen. Die Person hat nun mal was, daß man nicht weiß, was es ist; zudem Beschützer an allen Ecken. Man weiß nicht, wo man anstößt, wenn man zugreift."
"Grad das könnte mich tentiren, rief der Cor¬ net. 'S ist nur, sie ist nicht nach meinem Gout."
"Wolfskehl liebt nur das Bornirte. Da oben sitzt die neuste, die er auf den Zug hat."
Man schaute nach der Loge im zweiten Range, nicht aber mit Discretion, wo Walter van Asten hinter seiner Cousine stand. "Wer ist denn ihr Beschützer?"
"Das Pockengesicht! Irgend ein Schulfuchs."
"Vielleicht ihr Erkorner -- oder Destinirter. Er behandelt sie mit vieler Aestimation."
"Sieht mir grade aus wie Einer, der Lust hat, sich einen sanften Rippenstoß appliciren zu lassen, wenn ich Lust bekäme, dem Mädel den Arm zu bieten. Wollt Ihr pariren, er dankt mir nachher an der Treppe --"
"Wofür?"
"Die Ehre, daß ich seinen Schatz geführt. Hol' mich der Geier, er soll's!"
dern hinter ihr. Wenn die Rührung losgeht, dann Attention! Der drüben, ob's unter dem Auge weiß, der hier, ob das Tuch roth wird.“
„Am Ende fangen die Weiber gar nicht an zu weinen?“
„Und wozu das alles, ſagte der Kuiraſſier. Da müßt Ihr Euch doch den Mund wiſchen. Die Perſon hat nun mal was, daß man nicht weiß, was es iſt; zudem Beſchützer an allen Ecken. Man weiß nicht, wo man anſtößt, wenn man zugreift.“
„Grad das könnte mich tentiren, rief der Cor¬ net. 'S iſt nur, ſie iſt nicht nach meinem Gout.“
„Wolfskehl liebt nur das Bornirte. Da oben ſitzt die neuſte, die er auf den Zug hat.“
Man ſchaute nach der Loge im zweiten Range, nicht aber mit Discretion, wo Walter van Aſten hinter ſeiner Couſine ſtand. „Wer iſt denn ihr Beſchützer?“
„Das Pockengeſicht! Irgend ein Schulfuchs.“
„Vielleicht ihr Erkorner — oder Deſtinirter. Er behandelt ſie mit vieler Aeſtimation.“
„Sieht mir grade aus wie Einer, der Luſt hat, ſich einen ſanften Rippenſtoß appliciren zu laſſen, wenn ich Luſt bekäme, dem Mädel den Arm zu bieten. Wollt Ihr pariren, er dankt mir nachher an der Treppe —“
„Wofür?“
„Die Ehre, daß ich ſeinen Schatz geführt. Hol' mich der Geier, er ſoll's!“
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dern hinter ihr. Wenn die Rührung losgeht, dann
Attention! Der drüben, ob's unter dem Auge weiß,
der hier, ob das Tuch roth wird.“
„Ein trefflicher Operationsplan! Wolfskehls mi¬
litairiſch Genie entwickelt ſich immer mehr.“
„Am Ende fangen die Weiber gar nicht an zu
weinen?“
„Und wozu das alles, ſagte der Kuiraſſier.
Da müßt Ihr Euch doch den Mund wiſchen. Die
Perſon hat nun mal was, daß man nicht weiß, was
es iſt; zudem Beſchützer an allen Ecken. Man weiß
nicht, wo man anſtößt, wenn man zugreift.“
„Grad das könnte mich tentiren, rief der Cor¬
net. 'S iſt nur, ſie iſt nicht nach meinem Gout.“
„Wolfskehl liebt nur das Bornirte. Da oben
ſitzt die neuſte, die er auf den Zug hat.“
Man ſchaute nach der Loge im zweiten Range,
nicht aber mit Discretion, wo Walter van Aſten hinter
ſeiner Couſine ſtand. „Wer iſt denn ihr Beſchützer?“
„Das Pockengeſicht! Irgend ein Schulfuchs.“
„Vielleicht ihr Erkorner — oder Deſtinirter.
Er behandelt ſie mit vieler Aeſtimation.“
„Sieht mir grade aus wie Einer, der Luſt hat,
ſich einen ſanften Rippenſtoß appliciren zu laſſen, wenn
ich Luſt bekäme, dem Mädel den Arm zu bieten. Wollt
Ihr pariren, er dankt mir nachher an der Treppe —“
„Wofür?“
„Die Ehre, daß ich ſeinen Schatz geführt. Hol'
mich der Geier, er ſoll's!“
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe03_1852/254>, abgerufen am 08.07.2024.
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