unerreichbaren Ziele nachging. Unerreichbar, weil Walter in seinem Willen sich eben so klar und un¬ erschütterlich dünkte. Aber das Intermezzo, oder die kleine Intrigue, die der Vater spielte, erheiterte ihn, weil er sie durchschaute, und sich in ihrem Netze fangen zu lassen nicht besorgte. Der hübschen Cousine hatte er den Muth so unbefangen entgegen zu treten wie immer; einem unverschämten Angriff gegen die¬ selbe zu begegnen, dünkte ihm eine nicht der Rede werthe Kleinigkeit; des Vaters Meinung über den Militair¬ übermuth theilte er, wenn gleich das Uebel ihm weder so tief noch so groß schien und er am wenigsten das Mittel gut hieß, welches dieser angedeutet. Eine leise Wolke des Unmuths spielte aber doch um seine Stirn, als der Vater seinen Antrag motivirte. Es war eine Wahrheit in des Alten Worten, und der Schatten einer empfundenen Wahrheit spielte in sein Gemüth, als van Asten von seinem Sohne eine That forderte, um zu beweisen, daß sein Geist nicht in der Forschung untergegangen sei. Je lächerlicher ihm die Probe schien, um so mehr empfand er den Vorwurf.
Als an der Ecke sich ihre Wege schieden, sprach er: "Schlimm ist die Zeit, mein Vater, aber sie ist es schon lange. Was wir können, dürfen wir nicht zeigen, und was wir zeigen, ist nicht was wir wollen. Eine gründliche Kur thut uns allen Noth, die Kur, die uns wieder zu Menschen macht, den Bürger zum Bewußtsein erweckt, warum er es ist;
unerreichbaren Ziele nachging. Unerreichbar, weil Walter in ſeinem Willen ſich eben ſo klar und un¬ erſchütterlich dünkte. Aber das Intermezzo, oder die kleine Intrigue, die der Vater ſpielte, erheiterte ihn, weil er ſie durchſchaute, und ſich in ihrem Netze fangen zu laſſen nicht beſorgte. Der hübſchen Couſine hatte er den Muth ſo unbefangen entgegen zu treten wie immer; einem unverſchämten Angriff gegen die¬ ſelbe zu begegnen, dünkte ihm eine nicht der Rede werthe Kleinigkeit; des Vaters Meinung über den Militair¬ übermuth theilte er, wenn gleich das Uebel ihm weder ſo tief noch ſo groß ſchien und er am wenigſten das Mittel gut hieß, welches dieſer angedeutet. Eine leiſe Wolke des Unmuths ſpielte aber doch um ſeine Stirn, als der Vater ſeinen Antrag motivirte. Es war eine Wahrheit in des Alten Worten, und der Schatten einer empfundenen Wahrheit ſpielte in ſein Gemüth, als van Aſten von ſeinem Sohne eine That forderte, um zu beweiſen, daß ſein Geiſt nicht in der Forſchung untergegangen ſei. Je lächerlicher ihm die Probe ſchien, um ſo mehr empfand er den Vorwurf.
Als an der Ecke ſich ihre Wege ſchieden, ſprach er: „Schlimm iſt die Zeit, mein Vater, aber ſie iſt es ſchon lange. Was wir können, dürfen wir nicht zeigen, und was wir zeigen, iſt nicht was wir wollen. Eine gründliche Kur thut uns allen Noth, die Kur, die uns wieder zu Menſchen macht, den Bürger zum Bewußtſein erweckt, warum er es iſt;
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unerreichbaren Ziele nachging. Unerreichbar, weil
Walter in ſeinem Willen ſich eben ſo klar und un¬
erſchütterlich dünkte. Aber das Intermezzo, oder die
kleine Intrigue, die der Vater ſpielte, erheiterte ihn,
weil er ſie durchſchaute, und ſich in ihrem Netze
fangen zu laſſen nicht beſorgte. Der hübſchen Couſine
hatte er den Muth ſo unbefangen entgegen zu treten
wie immer; einem unverſchämten Angriff gegen die¬
ſelbe zu begegnen, dünkte ihm eine nicht der Rede werthe
Kleinigkeit; des Vaters Meinung über den Militair¬
übermuth theilte er, wenn gleich das Uebel ihm
weder ſo tief noch ſo groß ſchien und er am wenigſten
das Mittel gut hieß, welches dieſer angedeutet. Eine
leiſe Wolke des Unmuths ſpielte aber doch um ſeine
Stirn, als der Vater ſeinen Antrag motivirte. Es
war eine Wahrheit in des Alten Worten, und der
Schatten einer empfundenen Wahrheit ſpielte in ſein
Gemüth, als van Aſten von ſeinem Sohne eine
That forderte, um zu beweiſen, daß ſein Geiſt nicht
in der Forſchung untergegangen ſei. Je lächerlicher
ihm die Probe ſchien, um ſo mehr empfand er den
Vorwurf.
Als an der Ecke ſich ihre Wege ſchieden, ſprach
er: „Schlimm iſt die Zeit, mein Vater, aber ſie iſt
es ſchon lange. Was wir können, dürfen wir nicht
zeigen, und was wir zeigen, iſt nicht was wir
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe03_1852/247>, abgerufen am 22.11.2024.
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