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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852.

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"Wir sind bei Stimmingens, rief die Baronin,
auf das Gehöft zeigend, das in der Morgendämme¬
rung gegen den dampfenden weiten Seespiegel auf¬
tauchte. Da sind wir gut aufgehoben. Wer bis
Stimmingen kam, ist zufrieden."

Der Cavalier lächelte. Wenn ein großer Mann
Zufriedenheit um sich erblickt, ist er selbst zufrieden.
Aus der Wirthschaft waren in der That schon rüstige
Arme herbeigeeilt, um die gestürzte Kutsche beschäftigt.
Ein ältlicher Begleiter, in einen dicken Pelz verhüllt,
der sich jetzt aus dem Wagen gearbeitet, machte, mit
einer Bewegung der Hand gegen die Uhrtasche, eine
bedeutungsvolle Verbeugung:

"Meine Damen, sprach der Kaiser, ich bedaure,
daß die Stunde, die zur traurigen Staatspflicht ruft,
mich zwingt, die angenehmere in Ihrer Gesellschaft
abzukürzen. Ich hoffe, daß Ihr Wagen bald wieder
hergestellt ist, um das Vergnügen zu haben, Sie in
Berlin wieder zu sehen." Die huldreichste Vernei¬
gung schloß mit einem Kopfnicken gegen die Fürstin:
"Adieu, Gargazin, erkälten Sie sich nicht." Noch
ein Mal sah der Erlauchte vor dem Einsteigen sich
um, und sein Blick galt der Baronin.

"Glückselige Frau!" sagte die Fürstin zur Eitel¬
bach, während sie beide am hohen Rande des Sees
auf und ab gingen, die Fürstin wieder in ihrem Zobel,
den der Adjutant ihr aufgehoben. Sie zogen den
Aufenthalt im Freien der überheizten Wirthsstube
und der Gesellschaft darin vor, beide vielleicht von

„Wir ſind bei Stimmingens, rief die Baronin,
auf das Gehöft zeigend, das in der Morgendämme¬
rung gegen den dampfenden weiten Seeſpiegel auf¬
tauchte. Da ſind wir gut aufgehoben. Wer bis
Stimmingen kam, iſt zufrieden.“

Der Cavalier lächelte. Wenn ein großer Mann
Zufriedenheit um ſich erblickt, iſt er ſelbſt zufrieden.
Aus der Wirthſchaft waren in der That ſchon rüſtige
Arme herbeigeeilt, um die geſtürzte Kutſche beſchäftigt.
Ein ältlicher Begleiter, in einen dicken Pelz verhüllt,
der ſich jetzt aus dem Wagen gearbeitet, machte, mit
einer Bewegung der Hand gegen die Uhrtaſche, eine
bedeutungsvolle Verbeugung:

„Meine Damen, ſprach der Kaiſer, ich bedaure,
daß die Stunde, die zur traurigen Staatspflicht ruft,
mich zwingt, die angenehmere in Ihrer Geſellſchaft
abzukürzen. Ich hoffe, daß Ihr Wagen bald wieder
hergeſtellt iſt, um das Vergnügen zu haben, Sie in
Berlin wieder zu ſehen.“ Die huldreichſte Vernei¬
gung ſchloß mit einem Kopfnicken gegen die Fürſtin:
„Adieu, Gargazin, erkälten Sie ſich nicht.“ Noch
ein Mal ſah der Erlauchte vor dem Einſteigen ſich
um, und ſein Blick galt der Baronin.

„Glückſelige Frau!“ ſagte die Fürſtin zur Eitel¬
bach, während ſie beide am hohen Rande des Sees
auf und ab gingen, die Fürſtin wieder in ihrem Zobel,
den der Adjutant ihr aufgehoben. Sie zogen den
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[184/0194] „Wir ſind bei Stimmingens, rief die Baronin, auf das Gehöft zeigend, das in der Morgendämme¬ rung gegen den dampfenden weiten Seeſpiegel auf¬ tauchte. Da ſind wir gut aufgehoben. Wer bis Stimmingen kam, iſt zufrieden.“ Der Cavalier lächelte. Wenn ein großer Mann Zufriedenheit um ſich erblickt, iſt er ſelbſt zufrieden. Aus der Wirthſchaft waren in der That ſchon rüſtige Arme herbeigeeilt, um die geſtürzte Kutſche beſchäftigt. Ein ältlicher Begleiter, in einen dicken Pelz verhüllt, der ſich jetzt aus dem Wagen gearbeitet, machte, mit einer Bewegung der Hand gegen die Uhrtaſche, eine bedeutungsvolle Verbeugung: „Meine Damen, ſprach der Kaiſer, ich bedaure, daß die Stunde, die zur traurigen Staatspflicht ruft, mich zwingt, die angenehmere in Ihrer Geſellſchaft abzukürzen. Ich hoffe, daß Ihr Wagen bald wieder hergeſtellt iſt, um das Vergnügen zu haben, Sie in Berlin wieder zu ſehen.“ Die huldreichſte Vernei¬ gung ſchloß mit einem Kopfnicken gegen die Fürſtin: „Adieu, Gargazin, erkälten Sie ſich nicht.“ Noch ein Mal ſah der Erlauchte vor dem Einſteigen ſich um, und ſein Blick galt der Baronin. „Glückſelige Frau!“ ſagte die Fürſtin zur Eitel¬ bach, während ſie beide am hohen Rande des Sees auf und ab gingen, die Fürſtin wieder in ihrem Zobel, den der Adjutant ihr aufgehoben. Sie zogen den Aufenthalt im Freien der überheizten Wirthsſtube und der Geſellſchaft darin vor, beide vielleicht von

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe03_1852/194>, abgerufen am 25.11.2024.