lassen wollte, machte einige Schwierigkeit. Der Retter und die Gerettete mußten sich übrigens kennen. Als sie aber den andern Cavalier sah, ließ sie den Pelz plötzlich zu Boden sinken, und blieb in respectvoller Entfernung, mit auf der Brust gekreuzten Armen am Wagen stehen.
Der Cavalier sprach zur Baronin, die ihren Schreck abschüttelte: "Ich hoffe doch, daß die schöne Frau sich keinen Schaden gethan."
"Danke für gütige Nachfrage, Ihro kaiserliche Majestät, ich denke, es ist alles noch gut abgelaufen," erwiederte sie mit einem Knix, der die Fürstin erröthen machte. Sie sah aber nicht, daß die Baronin dabei auch auf ihre Falbala's sah, die beim Herausheben zerrissen waren.
Der Cavalier ließ den wohlgefälligen Blick, mit dem er die Gestalt der schönen Frau maß, jetzt auf ihre Begleiterin gleiten: "Ei sieh da, Prinzessin, das Morgenlicht täuscht. Hoffentlich auch mit dem Schreck davon gekommen, liebe Gargazin."
Er reichte ihr die Hand, die sie ehrerbietig an die Lippen brachte: "Sire, ein kleiner Unfall ver¬ schafft uns oft ein großes Glück."
"Aber die Damen können doch unmöglich in der Kälte hier stehen, rief der Cavalier sich umsehend. Wäre in meinem Wagen -- Aber es muß sogleich Rath geschafft werden."
"Eure Majestät, sagte die Fürstin, der Unfall wird leicht zu redressiren sein. Hier ist Hülfe zur Hand."
laſſen wollte, machte einige Schwierigkeit. Der Retter und die Gerettete mußten ſich übrigens kennen. Als ſie aber den andern Cavalier ſah, ließ ſie den Pelz plötzlich zu Boden ſinken, und blieb in reſpectvoller Entfernung, mit auf der Bruſt gekreuzten Armen am Wagen ſtehen.
Der Cavalier ſprach zur Baronin, die ihren Schreck abſchüttelte: „Ich hoffe doch, daß die ſchöne Frau ſich keinen Schaden gethan.“
„Danke für gütige Nachfrage, Ihro kaiſerliche Majeſtät, ich denke, es iſt alles noch gut abgelaufen,“ erwiederte ſie mit einem Knix, der die Fürſtin erröthen machte. Sie ſah aber nicht, daß die Baronin dabei auch auf ihre Falbala's ſah, die beim Herausheben zerriſſen waren.
Der Cavalier ließ den wohlgefälligen Blick, mit dem er die Geſtalt der ſchönen Frau maß, jetzt auf ihre Begleiterin gleiten: „Ei ſieh da, Prinzeſſin, das Morgenlicht täuſcht. Hoffentlich auch mit dem Schreck davon gekommen, liebe Gargazin.“
Er reichte ihr die Hand, die ſie ehrerbietig an die Lippen brachte: „Sire, ein kleiner Unfall ver¬ ſchafft uns oft ein großes Glück.“
„Aber die Damen können doch unmöglich in der Kälte hier ſtehen, rief der Cavalier ſich umſehend. Wäre in meinem Wagen — Aber es muß ſogleich Rath geſchafft werden.“
„Eure Majeſtät, ſagte die Fürſtin, der Unfall wird leicht zu redreſſiren ſein. Hier iſt Hülfe zur Hand.“
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laſſen wollte, machte einige Schwierigkeit. Der Retter
und die Gerettete mußten ſich übrigens kennen. Als
ſie aber den andern Cavalier ſah, ließ ſie den Pelz
plötzlich zu Boden ſinken, und blieb in reſpectvoller
Entfernung, mit auf der Bruſt gekreuzten Armen
am Wagen ſtehen.
Der Cavalier ſprach zur Baronin, die ihren
Schreck abſchüttelte: „Ich hoffe doch, daß die ſchöne
Frau ſich keinen Schaden gethan.“
„Danke für gütige Nachfrage, Ihro kaiſerliche
Majeſtät, ich denke, es iſt alles noch gut abgelaufen,“
erwiederte ſie mit einem Knix, der die Fürſtin erröthen
machte. Sie ſah aber nicht, daß die Baronin dabei auch
auf ihre Falbala's ſah, die beim Herausheben zerriſſen
waren.
Der Cavalier ließ den wohlgefälligen Blick, mit
dem er die Geſtalt der ſchönen Frau maß, jetzt auf
ihre Begleiterin gleiten: „Ei ſieh da, Prinzeſſin, das
Morgenlicht täuſcht. Hoffentlich auch mit dem Schreck
davon gekommen, liebe Gargazin.“
Er reichte ihr die Hand, die ſie ehrerbietig an
die Lippen brachte: „Sire, ein kleiner Unfall ver¬
ſchafft uns oft ein großes Glück.“
„Aber die Damen können doch unmöglich in der
Kälte hier ſtehen, rief der Cavalier ſich umſehend.
Wäre in meinem Wagen — Aber es muß ſogleich
Rath geſchafft werden.“
„Eure Majeſtät, ſagte die Fürſtin, der Unfall
wird leicht zu redreſſiren ſein. Hier iſt Hülfe zur Hand.“
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe03_1852/193>, abgerufen am 08.07.2024.
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