was wir nicht ändern, und dann desto herzlicher bitten, daß der rechte Helfer bald erscheint, der uns wieder aufhebt."
Die Baronin hatte in ihrer Gemüthsbewegung nur etwas von dem Monologe aufgefaßt, und es war das, was zu dieser paßte.
"Lachen Sie mich aus, aber ich kann nicht da¬ für. Ich habe auch zum lieben Gott gebetet, daß er mir einen Freund schicken möchte, der mir hilft."
"Sie haben doch so viele, meine Beste!"
"Nein, keinen wo ich Rath holen wollte. Da --"
"Erschien er plötzlich, wo Sie ihn nicht ver¬ muthet."
"Wenn ich die Augen schließe, und lange da sitze, sehe ich ihn deutlich vor mir, als wenn er leibte und lebte, nein noch deutlicher. Ich zähle die Knöpfe an seiner Uniform. Ich sehe ihn, wenn er den Fi¬ dibus anzündet, wenn er sich aufs Sopha wirft, das Bein auf den Stuhl legt, wenn er gähnt und seufzt und mit der Hand übers Gesicht fährt."
"Das sind ja interessante Visionen! Aber er¬ lauben Sie mir es zu sagen, diese Wahrnehmungen können doch zuweilen sehr unangenehm werden, wenn eine zarte Frau in die Garconwirthschaft einer Ka¬ serne blickt, und alles das sieht. Es soll da nicht sehr sauber hergehn."
"Sein Herz ist rein, seine Seele ein Spiegel. Ich kann ohne Erröthen hinein blicken. Was küm¬
was wir nicht ändern, und dann deſto herzlicher bitten, daß der rechte Helfer bald erſcheint, der uns wieder aufhebt.“
Die Baronin hatte in ihrer Gemüthsbewegung nur etwas von dem Monologe aufgefaßt, und es war das, was zu dieſer paßte.
„Lachen Sie mich aus, aber ich kann nicht da¬ für. Ich habe auch zum lieben Gott gebetet, daß er mir einen Freund ſchicken möchte, der mir hilft.“
„Sie haben doch ſo viele, meine Beſte!“
„Nein, keinen wo ich Rath holen wollte. Da —“
„Erſchien er plötzlich, wo Sie ihn nicht ver¬ muthet.“
„Wenn ich die Augen ſchließe, und lange da ſitze, ſehe ich ihn deutlich vor mir, als wenn er leibte und lebte, nein noch deutlicher. Ich zähle die Knöpfe an ſeiner Uniform. Ich ſehe ihn, wenn er den Fi¬ dibus anzündet, wenn er ſich aufs Sopha wirft, das Bein auf den Stuhl legt, wenn er gähnt und ſeufzt und mit der Hand übers Geſicht fährt.“
„Das ſind ja intereſſante Viſionen! Aber er¬ lauben Sie mir es zu ſagen, dieſe Wahrnehmungen können doch zuweilen ſehr unangenehm werden, wenn eine zarte Frau in die Garçonwirthſchaft einer Ka¬ ſerne blickt, und alles das ſieht. Es ſoll da nicht ſehr ſauber hergehn.“
„Sein Herz iſt rein, ſeine Seele ein Spiegel. Ich kann ohne Erröthen hinein blicken. Was küm¬
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was wir nicht ändern, und dann deſto herzlicher bitten,
daß der rechte Helfer bald erſcheint, der uns wieder
aufhebt.“
Die Baronin hatte in ihrer Gemüthsbewegung
nur etwas von dem Monologe aufgefaßt, und es
war das, was zu dieſer paßte.
„Lachen Sie mich aus, aber ich kann nicht da¬
für. Ich habe auch zum lieben Gott gebetet, daß er
mir einen Freund ſchicken möchte, der mir hilft.“
„Sie haben doch ſo viele, meine Beſte!“
„Nein, keinen wo ich Rath holen wollte.
Da —“
„Erſchien er plötzlich, wo Sie ihn nicht ver¬
muthet.“
„Wenn ich die Augen ſchließe, und lange da
ſitze, ſehe ich ihn deutlich vor mir, als wenn er leibte
und lebte, nein noch deutlicher. Ich zähle die Knöpfe
an ſeiner Uniform. Ich ſehe ihn, wenn er den Fi¬
dibus anzündet, wenn er ſich aufs Sopha wirft, das
Bein auf den Stuhl legt, wenn er gähnt und ſeufzt
und mit der Hand übers Geſicht fährt.“
„Das ſind ja intereſſante Viſionen! Aber er¬
lauben Sie mir es zu ſagen, dieſe Wahrnehmungen
können doch zuweilen ſehr unangenehm werden, wenn
eine zarte Frau in die Garçonwirthſchaft einer Ka¬
ſerne blickt, und alles das ſieht. Es ſoll da nicht
ſehr ſauber hergehn.“
„Sein Herz iſt rein, ſeine Seele ein Spiegel.
Ich kann ohne Erröthen hinein blicken. Was küm¬
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe03_1852/178>, abgerufen am 08.07.2024.
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