Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852.die sie entzündet, daß der Wind sie nicht Wirklich sehen wir auf der Straße den officiellen "Stumm wie die Nacht und bewegt wie die "Sagen Sie lieber, Haß und Grimm im "O wäre ich so glücklich, eine solche Feindin "Wer denkt an uns!" "Ich sehr stark an mich." "Das lügen Sie vor sich selbst. Unsere Aufgabe die ſie entzündet, daß der Wind ſie nicht Wirklich ſehen wir auf der Straße den officiellen „Stumm wie die Nacht und bewegt wie die „Sagen Sie lieber, Haß und Grimm im „O wäre ich ſo glücklich, eine ſolche Feindin „Wer denkt an uns!“ „Ich ſehr ſtark an mich.“ „Das lügen Sie vor ſich ſelbſt. Unſere Aufgabe <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0169" n="159"/> die ſie entzündet, daß der Wind ſie nicht<lb/> ausbläſt.“</p><lb/> <p>Wirklich ſehen wir auf der Straße den officiellen<lb/> Miniſter des Kaiſers der Franzoſen der nicht<lb/> officiellen Agentin des Kaiſers aller Reußen den<lb/> Arm anbieten, um ſie in ihr Hotel zu geleiten! und<lb/> ſie reicht ihn ihm, nach einem momentanen Zaudern,<lb/> raſch hin.</p><lb/> <p>„Stumm wie die Nacht und bewegt wie die<lb/> ſchöne Seele einer Deutſchen,“ ſagte der Franzoſe<lb/> zu ſeiner ſchweigenden Begleiterin.</p><lb/> <p>„Sagen Sie lieber, Haß und Grimm im<lb/> Herzen und am Arm des verhaßten Feindes durchs<lb/> Leben gehen müſſen!“</p><lb/> <p>„O wäre ich ſo glücklich, eine ſolche Feindin<lb/> durchs Leben führen zu können.“</p><lb/> <p>„Wer denkt an uns!“</p><lb/> <p>„Ich ſehr ſtark an mich.“</p><lb/> <p>„Das lügen Sie vor ſich ſelbſt. Unſere Aufgabe<lb/> iſt's, uns immer ſelbſt belügen, täuſchen, unſere<lb/> glühendſten Gefühle mit einer Eiskruſte umgeben,<lb/> und wenn wir vor Froſt zittern wie der Frühling<lb/> lächeln, in Flitterſtaat glänzen, und vom Gefühle<lb/> unſerer Sünde zerknirſcht in Selbſtzufriedenheit<lb/> ſtrahlen! Alles für Andere, uns ſelbſt, unſer Glück,<lb/> unſere Buße und Hoffnung hinzuopfern für ein<lb/> anderes Weſen, einen Begriff, von dem man eigent¬<lb/> lich nicht weiß, was er iſt. Ins Reich der Seligen<lb/> kommt der Staat doch nicht.“<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [159/0169]
die ſie entzündet, daß der Wind ſie nicht
ausbläſt.“
Wirklich ſehen wir auf der Straße den officiellen
Miniſter des Kaiſers der Franzoſen der nicht
officiellen Agentin des Kaiſers aller Reußen den
Arm anbieten, um ſie in ihr Hotel zu geleiten! und
ſie reicht ihn ihm, nach einem momentanen Zaudern,
raſch hin.
„Stumm wie die Nacht und bewegt wie die
ſchöne Seele einer Deutſchen,“ ſagte der Franzoſe
zu ſeiner ſchweigenden Begleiterin.
„Sagen Sie lieber, Haß und Grimm im
Herzen und am Arm des verhaßten Feindes durchs
Leben gehen müſſen!“
„O wäre ich ſo glücklich, eine ſolche Feindin
durchs Leben führen zu können.“
„Wer denkt an uns!“
„Ich ſehr ſtark an mich.“
„Das lügen Sie vor ſich ſelbſt. Unſere Aufgabe
iſt's, uns immer ſelbſt belügen, täuſchen, unſere
glühendſten Gefühle mit einer Eiskruſte umgeben,
und wenn wir vor Froſt zittern wie der Frühling
lächeln, in Flitterſtaat glänzen, und vom Gefühle
unſerer Sünde zerknirſcht in Selbſtzufriedenheit
ſtrahlen! Alles für Andere, uns ſelbſt, unſer Glück,
unſere Buße und Hoffnung hinzuopfern für ein
anderes Weſen, einen Begriff, von dem man eigent¬
lich nicht weiß, was er iſt. Ins Reich der Seligen
kommt der Staat doch nicht.“
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