putzten Menschen drang kein bunter Flimmer über die Dächer, vom Geräusch kein Ton herauf. Er war einsam, nur die Krähen schwirrten um die Kiefern. Kalt die Luft, grau der Himmel, grau war es in ihm.
Es war grau nicht seit heute erst. Mit ge¬ schlossenen Augen verfolgte er ein Schauspiel; die Träume seiner Jugend gingen an ihm vorüber. Der Ehrgeiz, der schon in des Knaben Brust gespielt, wie oft hatte er sie geschwellt, wonach hatte er nicht die Hand gestreckt! Was war jetzt sein? Wie vieles davon hatte er, mit männlichem Entschluß, es nie wieder anzusehen, selbst in die Rumpelkammer ver¬ schlossen. Die Dichterlerche wollte wirbelnd in die Lüfte steigen; hatte er nicht geträumt von Lorbeer¬ kränzen und seinen Namen an die Säulen geschrieben gesehen, wo die glänzendsten stehen! Eine Schamröthe flog über seine Wangen. Dann -- und dann, es waren Schaumwellen, und er lächelte. Aber er lächelte nicht mehr bei einem andern Gedanken, seine Hand preßte sich krampfhaft an die Brust: Und auch das könnte ein Traum gewesen sein? -- Liebt sie dich denn? -- Er wollte die Frage, die wie Hammerschläge auf sein Herz pochte, fortdrängen, was gehörte sie hierher! Er glaubte sie heut wenigstens überwältigt zu haben; andre Ge¬ danken hatten ihn hergetrieben. Aber wie neckisches Echo rief sie wieder aus jedem Winkel.
Endlich schwieg das Echo, aber er sann einer andern Frage nach, und seine Brust hob sich wieder: War das sträflicher Ehrgeiz, Jugenddünkel? Ist es
putzten Menſchen drang kein bunter Flimmer über die Dächer, vom Geräuſch kein Ton herauf. Er war einſam, nur die Krähen ſchwirrten um die Kiefern. Kalt die Luft, grau der Himmel, grau war es in ihm.
Es war grau nicht ſeit heute erſt. Mit ge¬ ſchloſſenen Augen verfolgte er ein Schauſpiel; die Träume ſeiner Jugend gingen an ihm vorüber. Der Ehrgeiz, der ſchon in des Knaben Bruſt geſpielt, wie oft hatte er ſie geſchwellt, wonach hatte er nicht die Hand geſtreckt! Was war jetzt ſein? Wie vieles davon hatte er, mit männlichem Entſchluß, es nie wieder anzuſehen, ſelbſt in die Rumpelkammer ver¬ ſchloſſen. Die Dichterlerche wollte wirbelnd in die Lüfte ſteigen; hatte er nicht geträumt von Lorbeer¬ kränzen und ſeinen Namen an die Säulen geſchrieben geſehen, wo die glänzendſten ſtehen! Eine Schamröthe flog über ſeine Wangen. Dann — und dann, es waren Schaumwellen, und er lächelte. Aber er lächelte nicht mehr bei einem andern Gedanken, ſeine Hand preßte ſich krampfhaft an die Bruſt: Und auch das könnte ein Traum geweſen ſein? — Liebt ſie dich denn? — Er wollte die Frage, die wie Hammerſchläge auf ſein Herz pochte, fortdrängen, was gehörte ſie hierher! Er glaubte ſie heut wenigſtens überwältigt zu haben; andre Ge¬ danken hatten ihn hergetrieben. Aber wie neckiſches Echo rief ſie wieder aus jedem Winkel.
Endlich ſchwieg das Echo, aber er ſann einer andern Frage nach, und ſeine Bruſt hob ſich wieder: War das ſträflicher Ehrgeiz, Jugenddünkel? Iſt es
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putzten Menſchen drang kein bunter Flimmer über
die Dächer, vom Geräuſch kein Ton herauf. Er war
einſam, nur die Krähen ſchwirrten um die Kiefern.
Kalt die Luft, grau der Himmel, grau war es in ihm.
Es war grau nicht ſeit heute erſt. Mit ge¬
ſchloſſenen Augen verfolgte er ein Schauſpiel; die
Träume ſeiner Jugend gingen an ihm vorüber. Der
Ehrgeiz, der ſchon in des Knaben Bruſt geſpielt,
wie oft hatte er ſie geſchwellt, wonach hatte er nicht
die Hand geſtreckt! Was war jetzt ſein? Wie vieles
davon hatte er, mit männlichem Entſchluß, es nie
wieder anzuſehen, ſelbſt in die Rumpelkammer ver¬
ſchloſſen. Die Dichterlerche wollte wirbelnd in die
Lüfte ſteigen; hatte er nicht geträumt von Lorbeer¬
kränzen und ſeinen Namen an die Säulen geſchrieben
geſehen, wo die glänzendſten ſtehen! Eine Schamröthe
flog über ſeine Wangen. Dann — und dann, es waren
Schaumwellen, und er lächelte. Aber er lächelte nicht
mehr bei einem andern Gedanken, ſeine Hand preßte ſich
krampfhaft an die Bruſt: Und auch das könnte ein Traum
geweſen ſein? — Liebt ſie dich denn? — Er wollte die
Frage, die wie Hammerſchläge auf ſein Herz pochte,
fortdrängen, was gehörte ſie hierher! Er glaubte
ſie heut wenigſtens überwältigt zu haben; andre Ge¬
danken hatten ihn hergetrieben. Aber wie neckiſches
Echo rief ſie wieder aus jedem Winkel.
Endlich ſchwieg das Echo, aber er ſann einer
andern Frage nach, und ſeine Bruſt hob ſich wieder:
War das ſträflicher Ehrgeiz, Jugenddünkel? Iſt es
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe03_1852/128>, abgerufen am 24.11.2024.
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