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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852.

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gefühls für Menschenleiden perlt, und in ihren Hän¬
den ruhend das Schicksal des Continentes! Was
giebt es Schöneres? Einen Dichter könnte es begei¬
stern zu einer Ode. Leider sind Diplomaten keine
Dichter. Tiras, Attention!"

"Wohin?"

Laforest war aufgestanden, der Hund sprang an
ihn herauf: "Wittgenstein ließ mich dringend auf
einen Augenblick bitten. Was wird es sein! Eine
neue chronique scandaleuse. -- Berlin ist von Ihrem
Kaiser enchantirt. Weiß man noch gar nichts, wo
sein Auge haften blieb?"

"Wohin sehen Excellenz?"

"Prächtig! -- Das sind Söhne der Natur,
Prinzessin! Besonders der ältere mit dem röthlichen
Bart."

"Ach, die beiden Donischen Kosacken! Seine Be¬
gleiter."

"Solche Ursprünglichkeit! Das erquickt das Auge.
Wie zusammen gewachsen mit ihren Pferden. Kein Blick
der Neugier auf die Tausende, welche sie angaffen.
Herr von Eisenhauch seufzt -- gewiß über unsre
Entartung. Ja, von den Söhnen der Steppe könnte
wieder frisches Blut in unser Geschlecht kommen."

"Der Kaiser reitet jetzt wahrscheinlich aus," sagte
der Kammerherr.

"Wenn Kaiser Napoleon uns mit seinem Be¬
such erfreuen sollte, sprach der Major, wird er uns
doch auch mit seinem treuen Rustan überraschen."

gefühls für Menſchenleiden perlt, und in ihren Hän¬
den ruhend das Schickſal des Continentes! Was
giebt es Schöneres? Einen Dichter könnte es begei¬
ſtern zu einer Ode. Leider ſind Diplomaten keine
Dichter. Tiras, Attention!“

„Wohin?“

Laforeſt war aufgeſtanden, der Hund ſprang an
ihn herauf: „Wittgenſtein ließ mich dringend auf
einen Augenblick bitten. Was wird es ſein! Eine
neue chronique scandaleuse. — Berlin iſt von Ihrem
Kaiſer enchantirt. Weiß man noch gar nichts, wo
ſein Auge haften blieb?“

„Wohin ſehen Excellenz?“

„Prächtig! — Das ſind Söhne der Natur,
Prinzeſſin! Beſonders der ältere mit dem röthlichen
Bart.“

„Ach, die beiden Doniſchen Koſacken! Seine Be¬
gleiter.“

„Solche Urſprünglichkeit! Das erquickt das Auge.
Wie zuſammen gewachſen mit ihren Pferden. Kein Blick
der Neugier auf die Tauſende, welche ſie angaffen.
Herr von Eiſenhauch ſeufzt — gewiß über unſre
Entartung. Ja, von den Söhnen der Steppe könnte
wieder friſches Blut in unſer Geſchlecht kommen.“

„Der Kaiſer reitet jetzt wahrſcheinlich aus,“ ſagte
der Kammerherr.

„Wenn Kaiſer Napoleon uns mit ſeinem Be¬
ſuch erfreuen ſollte, ſprach der Major, wird er uns
doch auch mit ſeinem treuen Ruſtan überraſchen.“

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[109/0119] gefühls für Menſchenleiden perlt, und in ihren Hän¬ den ruhend das Schickſal des Continentes! Was giebt es Schöneres? Einen Dichter könnte es begei¬ ſtern zu einer Ode. Leider ſind Diplomaten keine Dichter. Tiras, Attention!“ „Wohin?“ Laforeſt war aufgeſtanden, der Hund ſprang an ihn herauf: „Wittgenſtein ließ mich dringend auf einen Augenblick bitten. Was wird es ſein! Eine neue chronique scandaleuse. — Berlin iſt von Ihrem Kaiſer enchantirt. Weiß man noch gar nichts, wo ſein Auge haften blieb?“ „Wohin ſehen Excellenz?“ „Prächtig! — Das ſind Söhne der Natur, Prinzeſſin! Beſonders der ältere mit dem röthlichen Bart.“ „Ach, die beiden Doniſchen Koſacken! Seine Be¬ gleiter.“ „Solche Urſprünglichkeit! Das erquickt das Auge. Wie zuſammen gewachſen mit ihren Pferden. Kein Blick der Neugier auf die Tauſende, welche ſie angaffen. Herr von Eiſenhauch ſeufzt — gewiß über unſre Entartung. Ja, von den Söhnen der Steppe könnte wieder friſches Blut in unſer Geſchlecht kommen.“ „Der Kaiſer reitet jetzt wahrſcheinlich aus,“ ſagte der Kammerherr. „Wenn Kaiſer Napoleon uns mit ſeinem Be¬ ſuch erfreuen ſollte, ſprach der Major, wird er uns doch auch mit ſeinem treuen Ruſtan überraſchen.“

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe03_1852/119>, abgerufen am 21.11.2024.