ihrer Liebe versichern und ihm ein bescheidenes Kaiser¬ thum zuweisen. Nicht wahr, Majestät Napoleon werde, gerührt von so viel Großmuth, in Thränen ausbre¬ chen, daß er sich in seinen wahren Freunden getäuscht, mit ihnen in einem heiligen Bunde geloben, fortan nur für das Wohl der Menschheit zu wirken. Und so weiter."
"Vergessen Erlaucht nicht: der König ist ein ge¬ rechter Mann und ein Mann von Takt. Durch Illu¬ sionen läßt er sich nicht bestechen."
"Bestechlich ist jeder. Man muß nur viel und das Rechte bieten."
"Ihr Kaiser schien vergessen zu haben, daß der König vor Napoleon Respect hat. Friedrich Wilhelm erinnerte ihn, daß er ein großer Feldherr sei, dem Gott Siege verliehen, und nur Siege, auch jetzt ein gekrönter Fürst, den er anerkannt, daß er Verträge mit ihm geschlossen, die ihm immer und auch dann noch heilig seien, wenn der andre sie verletzt --"
"Wirklich! Und --"
"Da schien die Königin der Bock einen Wink gegeben zu haben. Sie trat mit einem der jüngsten Kinder herein."
"Et cetera, rief die Fürstin ungeduldig. Und nach dieserKinderscene was kam da für eine neue?"
"Nachdem man wieder weich geworden, stellten Ihro Majestät ihrem Gemahl vor, ob nur Bonaparte von Gott mit Siegen gekrönt, ob nur er Kronen
ihrer Liebe verſichern und ihm ein beſcheidenes Kaiſer¬ thum zuweiſen. Nicht wahr, Majeſtät Napoleon werde, gerührt von ſo viel Großmuth, in Thränen ausbre¬ chen, daß er ſich in ſeinen wahren Freunden getäuſcht, mit ihnen in einem heiligen Bunde geloben, fortan nur für das Wohl der Menſchheit zu wirken. Und ſo weiter.“
„Vergeſſen Erlaucht nicht: der König iſt ein ge¬ rechter Mann und ein Mann von Takt. Durch Illu¬ ſionen läßt er ſich nicht beſtechen.“
„Beſtechlich iſt jeder. Man muß nur viel und das Rechte bieten.“
„Ihr Kaiſer ſchien vergeſſen zu haben, daß der König vor Napoleon Reſpect hat. Friedrich Wilhelm erinnerte ihn, daß er ein großer Feldherr ſei, dem Gott Siege verliehen, und nur Siege, auch jetzt ein gekrönter Fürſt, den er anerkannt, daß er Verträge mit ihm geſchloſſen, die ihm immer und auch dann noch heilig ſeien, wenn der andre ſie verletzt —“
„Wirklich! Und —“
„Da ſchien die Königin der Bock einen Wink gegeben zu haben. Sie trat mit einem der jüngſten Kinder herein.“
„Et cetera, rief die Fürſtin ungeduldig. Und nach dieſerKinderſcene was kam da für eine neue?“
„Nachdem man wieder weich geworden, ſtellten Ihro Majeſtät ihrem Gemahl vor, ob nur Bonaparte von Gott mit Siegen gekrönt, ob nur er Kronen
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ihrer Liebe verſichern und ihm ein beſcheidenes Kaiſer¬
thum zuweiſen. Nicht wahr, Majeſtät Napoleon werde,
gerührt von ſo viel Großmuth, in Thränen ausbre¬
chen, daß er ſich in ſeinen wahren Freunden getäuſcht,
mit ihnen in einem heiligen Bunde geloben, fortan
nur für das Wohl der Menſchheit zu wirken. Und
ſo weiter.“
„Vergeſſen Erlaucht nicht: der König iſt ein ge¬
rechter Mann und ein Mann von Takt. Durch Illu¬
ſionen läßt er ſich nicht beſtechen.“
„Beſtechlich iſt jeder. Man muß nur viel und
das Rechte bieten.“
„Ihr Kaiſer ſchien vergeſſen zu haben, daß der
König vor Napoleon Reſpect hat. Friedrich Wilhelm
erinnerte ihn, daß er ein großer Feldherr ſei, dem
Gott Siege verliehen, und nur Siege, auch jetzt ein
gekrönter Fürſt, den er anerkannt, daß er Verträge
mit ihm geſchloſſen, die ihm immer und auch dann
noch heilig ſeien, wenn der andre ſie verletzt —“
„Wirklich! Und —“
„Da ſchien die Königin der Bock einen Wink
gegeben zu haben. Sie trat mit einem der jüngſten
Kinder herein.“
„Et cetera, rief die Fürſtin ungeduldig. Und
nach dieſer Kinderſcene was kam da für eine
neue?“
„Nachdem man wieder weich geworden, ſtellten
Ihro Majeſtät ihrem Gemahl vor, ob nur Bonaparte
von Gott mit Siegen gekrönt, ob nur er Kronen
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe03_1852/114>, abgerufen am 16.02.2025.
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