sie ist ihm aber wieder zu plastisch und classisch. Comteß Laura --"
"Um Himmels Willen, das Kataster unsrer Schönheiten ein andermal!" unterbrach ihn die Fürstin.
"Aber die Königin bleibt die Centifolie unter den Blumen, die Sonne unter den Sternen. Und welcher getreue Unterthan wagte dem zu widersprechen!"
"Beim Gespräch vor der Kinderscene, ich meine im Kabinet, war kein Minister zugegen? Wo war Beyme? Ward Lombard von ihnen hinausgeschickt?"
"Erlaucht, ich bin ja so unschuldig, wie ein neu geboren Kind, und, hohl mich der Geier-- pardon! -- sie sinds alle im Schlosse. Es druckst etwas, und will nicht herausplatzen --"
"Und der Allianztraktat? --" platzte es bei der Fürstin heraus.
"Steht noch nicht auf dem Papier --"
Bovillard, wenn er sie nicht selbst eingebüßt, hätte jetzt von der Fürstin sagen können, daß sie die Contenance verloren. Sie war nicht mehr Diplo¬ matin, sie ging mit Heftigkeit auf und ab: "Und von der Stunde hängt es ab! -- Ist denn solcher -- möglich! Jung und --"
"Die Bedächtigkeit ist doch eine schöne Sache," fiel Bovillard ein.
"Ihr intriguirt doch hinter unserm Rücken, fuhr die Fürstin auf, trotz Beymes Versprechen, das er der Radziwill geben mußte, trotz des Gesprächs, was Lombard neulich mit der Prinzessin Mariane hatte.
ſie iſt ihm aber wieder zu plaſtiſch und claſſiſch. Comteß Laura —“
„Um Himmels Willen, das Kataſter unſrer Schönheiten ein andermal!“ unterbrach ihn die Fürſtin.
„Aber die Königin bleibt die Centifolie unter den Blumen, die Sonne unter den Sternen. Und welcher getreue Unterthan wagte dem zu widerſprechen!“
„Beim Geſpräch vor der Kinderſcene, ich meine im Kabinet, war kein Miniſter zugegen? Wo war Beyme? Ward Lombard von ihnen hinausgeſchickt?“
„Erlaucht, ich bin ja ſo unſchuldig, wie ein neu geboren Kind, und, hohl mich der Geier— pardon! — ſie ſinds alle im Schloſſe. Es druckſt etwas, und will nicht herausplatzen —“
„Und der Allianztraktat? —“ platzte es bei der Fürſtin heraus.
„Steht noch nicht auf dem Papier —“
Bovillard, wenn er ſie nicht ſelbſt eingebüßt, hätte jetzt von der Fürſtin ſagen können, daß ſie die Contenance verloren. Sie war nicht mehr Diplo¬ matin, ſie ging mit Heftigkeit auf und ab: „Und von der Stunde hängt es ab! — Iſt denn ſolcher — möglich! Jung und —“
„Die Bedächtigkeit iſt doch eine ſchöne Sache,“ fiel Bovillard ein.
„Ihr intriguirt doch hinter unſerm Rücken, fuhr die Fürſtin auf, trotz Beymes Verſprechen, das er der Radziwill geben mußte, trotz des Geſprächs, was Lombard neulich mit der Prinzeſſin Mariane hatte.
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ſie iſt ihm aber wieder zu plaſtiſch und claſſiſch.
Comteß Laura —“
„Um Himmels Willen, das Kataſter unſrer
Schönheiten ein andermal!“ unterbrach ihn die Fürſtin.
„Aber die Königin bleibt die Centifolie unter
den Blumen, die Sonne unter den Sternen. Und
welcher getreue Unterthan wagte dem zu widerſprechen!“
„Beim Geſpräch vor der Kinderſcene, ich meine
im Kabinet, war kein Miniſter zugegen? Wo war
Beyme? Ward Lombard von ihnen hinausgeſchickt?“
„Erlaucht, ich bin ja ſo unſchuldig, wie ein neu
geboren Kind, und, hohl mich der Geier— pardon!
— ſie ſinds alle im Schloſſe. Es druckſt etwas, und
will nicht herausplatzen —“
„Und der Allianztraktat? —“ platzte es bei der
Fürſtin heraus.
„Steht noch nicht auf dem Papier —“
Bovillard, wenn er ſie nicht ſelbſt eingebüßt,
hätte jetzt von der Fürſtin ſagen können, daß ſie die
Contenance verloren. Sie war nicht mehr Diplo¬
matin, ſie ging mit Heftigkeit auf und ab: „Und
von der Stunde hängt es ab! — Iſt denn ſolcher —
möglich! Jung und —“
„Die Bedächtigkeit iſt doch eine ſchöne Sache,“
fiel Bovillard ein.
„Ihr intriguirt doch hinter unſerm Rücken, fuhr
die Fürſtin auf, trotz Beymes Verſprechen, das er
der Radziwill geben mußte, trotz des Geſprächs, was
Lombard neulich mit der Prinzeſſin Mariane hatte.
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe03_1852/106>, abgerufen am 16.02.2025.
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