"Meine Herrn, von meinen Freunden erfahre ich nur, was ich weiß, an unsre Feinde müssen wir uns wenden, wenn wir lernen wollen," entgegnete die Fürstin rasch umgewandt, während der Mann, welchem die Bemerkung galt, schon die Treppe herauf stieg:
"Tout a vos ordres, ma pincesse!" keuchte der Athemlose sich tief verneigend.
"Sie sind echauffirt. Meine Herrn, das Fenster zu, damit Herr von Bovillard sich nicht erkältet! Wirklich, Sie sollten sich schonen, für den Staat und -- die Ehren, die Ihrer warten."
"Erlaucht belieben mit einem abgesetzten Manne zu spotten. An uns ist es Kohl zu pflanzen."
"Eine sehr hübsche Beschäftigung, entgegnete die Fürstin, die sich aber ganz gut mit einigen Deco¬ rationen auf der Brust verträgt. -- Blicken Sie mich doch nicht so ehrlich an --"
"Auf Ehrlichkeit und Ehre, Madame, ich glaube wir sind schon russisch. Ihr Sklave wirft sich Ihnen zu Füßen und fleht um Ihre Fürsprache, daß er Gnade empfange."
"Die Alexander, der Großmüthige, von selbst gewährt. Ohne Spaß, Herr von Bovillard, was trugen Sie davon? Einen Orden, Brillantringe, Dosen? Er vergißt seine Freunde in der verschwen¬ derischen Großmuth gegen seine Feinde."
„Den!“ Die Cavaliere ſahen ſich verwundert an.
„Er kommt wahrhaftig herauf.“
„Meine Herrn, von meinen Freunden erfahre ich nur, was ich weiß, an unſre Feinde müſſen wir uns wenden, wenn wir lernen wollen,“ entgegnete die Fürſtin raſch umgewandt, während der Mann, welchem die Bemerkung galt, ſchon die Treppe herauf ſtieg:
„Tout à vos ordres, ma pincesse!“ keuchte der Athemloſe ſich tief verneigend.
„Sie ſind echauffirt. Meine Herrn, das Fenſter zu, damit Herr von Bovillard ſich nicht erkältet! Wirklich, Sie ſollten ſich ſchonen, für den Staat und — die Ehren, die Ihrer warten.“
„Erlaucht belieben mit einem abgeſetzten Manne zu ſpotten. An uns iſt es Kohl zu pflanzen.“
„Eine ſehr hübſche Beſchäftigung, entgegnete die Fürſtin, die ſich aber ganz gut mit einigen Deco¬ rationen auf der Bruſt verträgt. — Blicken Sie mich doch nicht ſo ehrlich an —“
„Auf Ehrlichkeit und Ehre, Madame, ich glaube wir ſind ſchon ruſſiſch. Ihr Sklave wirft ſich Ihnen zu Füßen und fleht um Ihre Fürſprache, daß er Gnade empfange.“
„Die Alexander, der Großmüthige, von ſelbſt gewährt. Ohne Spaß, Herr von Bovillard, was trugen Sie davon? Einen Orden, Brillantringe, Doſen? Er vergißt ſeine Freunde in der verſchwen¬ deriſchen Großmuth gegen ſeine Feinde.“
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„Den!“ Die Cavaliere ſahen ſich verwundert an.
„Er kommt wahrhaftig herauf.“
„Meine Herrn, von meinen Freunden erfahre
ich nur, was ich weiß, an unſre Feinde müſſen wir
uns wenden, wenn wir lernen wollen,“ entgegnete
die Fürſtin raſch umgewandt, während der Mann,
welchem die Bemerkung galt, ſchon die Treppe herauf
ſtieg:
„Tout à vos ordres, ma pincesse!“ keuchte der
Athemloſe ſich tief verneigend.
„Sie ſind echauffirt. Meine Herrn, das Fenſter
zu, damit Herr von Bovillard ſich nicht erkältet!
Wirklich, Sie ſollten ſich ſchonen, für den Staat und
— die Ehren, die Ihrer warten.“
„Erlaucht belieben mit einem abgeſetzten Manne
zu ſpotten. An uns iſt es Kohl zu pflanzen.“
„Eine ſehr hübſche Beſchäftigung, entgegnete die
Fürſtin, die ſich aber ganz gut mit einigen Deco¬
rationen auf der Bruſt verträgt. — Blicken Sie mich
doch nicht ſo ehrlich an —“
„Auf Ehrlichkeit und Ehre, Madame, ich glaube
wir ſind ſchon ruſſiſch. Ihr Sklave wirft ſich Ihnen
zu Füßen und fleht um Ihre Fürſprache, daß er
Gnade empfange.“
„Die Alexander, der Großmüthige, von ſelbſt
gewährt. Ohne Spaß, Herr von Bovillard, was
trugen Sie davon? Einen Orden, Brillantringe,
Doſen? Er vergißt ſeine Freunde in der verſchwen¬
deriſchen Großmuth gegen ſeine Feinde.“
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe03_1852/104>, abgerufen am 16.02.2025.
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