"Sehn Sie die Position, die er einnimmt. Sie sehn Lombard noch nicht; so sind sie vertieft. Jetzt müssen sie auf ihn stoßen, und geben Sie Acht, wie er sich wie ein Aal in ihr Gespräch schlängeln wird!"
"Magnifique!" rief die Fürstin und klatschte ihre feinen Hände unwillkürlich zusammen. Ein rieseln¬ des Gelächter der Umstehenden accompagnirte ihre Empfindungen. Der Erzherzog mußte Lombard ge¬ sehen haben, und mit einer geschickten und raschen Wendung bog er, kurz vor seinem Zusammentreffen, dem Hinderniß aus.
"Parbleu! Erlaucht, steht er nicht da wie eine Salzsäule!"
"Lombard verblüfft, o c'est pour rire."
"Blücher streicht sich den Bart. Der Seitenblick, den er ihm zuwirft! Ich fürchte für Lombards Magen."
"Er kann viel vertragen."
"Er recollirt sich schon."
"Der rechte Mann um bonne mine a mauvais jeu zu machen. Aber sehn Sie Rücheln dort an der Ecke. Wie ein steinerner Roland, und ein Gesicht, als hätte er in eine bittre Citrone gebissen."
"Das ist schlimm, wenn Rüchel nicht zufrie¬ den ist."
"Wie sollte er es sein, gnädigste Frau, wenn Blücher vor ihm triumphirt!"
"Ah Monsieur de Bovillard!" rief die Fürstin mit holdseliger Stimme, über die Fensterbrüstung gebeugt.
„Sehn Sie die Poſition, die er einnimmt. Sie ſehn Lombard noch nicht; ſo ſind ſie vertieft. Jetzt müſſen ſie auf ihn ſtoßen, und geben Sie Acht, wie er ſich wie ein Aal in ihr Geſpräch ſchlängeln wird!“
„Magnifique!“ rief die Fürſtin und klatſchte ihre feinen Hände unwillkürlich zuſammen. Ein rieſeln¬ des Gelächter der Umſtehenden accompagnirte ihre Empfindungen. Der Erzherzog mußte Lombard ge¬ ſehen haben, und mit einer geſchickten und raſchen Wendung bog er, kurz vor ſeinem Zuſammentreffen, dem Hinderniß aus.
„Parbleu! Erlaucht, ſteht er nicht da wie eine Salzſäule!“
„Lombard verblüfft, ô c'est pour rire.“
„Blücher ſtreicht ſich den Bart. Der Seitenblick, den er ihm zuwirft! Ich fürchte für Lombards Magen.“
„Er kann viel vertragen.“
„Er recollirt ſich ſchon.“
„Der rechte Mann um bonne mine à mauvais jeu zu machen. Aber ſehn Sie Rücheln dort an der Ecke. Wie ein ſteinerner Roland, und ein Geſicht, als hätte er in eine bittre Citrone gebiſſen.“
„Das iſt ſchlimm, wenn Rüchel nicht zufrie¬ den iſt.“
„Wie ſollte er es ſein, gnädigſte Frau, wenn Blücher vor ihm triumphirt!“
„Ah Monsieur de Bovillard!“ rief die Fürſtin mit holdſeliger Stimme, über die Fenſterbrüſtung gebeugt.
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„Sehn Sie die Poſition, die er einnimmt. Sie
ſehn Lombard noch nicht; ſo ſind ſie vertieft. Jetzt
müſſen ſie auf ihn ſtoßen, und geben Sie Acht, wie
er ſich wie ein Aal in ihr Geſpräch ſchlängeln wird!“
„Magnifique!“ rief die Fürſtin und klatſchte ihre
feinen Hände unwillkürlich zuſammen. Ein rieſeln¬
des Gelächter der Umſtehenden accompagnirte ihre
Empfindungen. Der Erzherzog mußte Lombard ge¬
ſehen haben, und mit einer geſchickten und raſchen
Wendung bog er, kurz vor ſeinem Zuſammentreffen,
dem Hinderniß aus.
„Parbleu! Erlaucht, ſteht er nicht da wie eine
Salzſäule!“
„Lombard verblüfft, ô c'est pour rire.“
„Blücher ſtreicht ſich den Bart. Der Seitenblick,
den er ihm zuwirft! Ich fürchte für Lombards
Magen.“
„Er kann viel vertragen.“
„Er recollirt ſich ſchon.“
„Der rechte Mann um bonne mine à mauvais
jeu zu machen. Aber ſehn Sie Rücheln dort an der
Ecke. Wie ein ſteinerner Roland, und ein Geſicht,
als hätte er in eine bittre Citrone gebiſſen.“
„Das iſt ſchlimm, wenn Rüchel nicht zufrie¬
den iſt.“
„Wie ſollte er es ſein, gnädigſte Frau, wenn
Blücher vor ihm triumphirt!“
„Ah Monsieur de Bovillard!“ rief die Fürſtin mit
holdſeliger Stimme, über die Fenſterbrüſtung gebeugt.
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe03_1852/103>, abgerufen am 16.02.2025.
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