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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852.

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so fällt auch der Ringkragen, warum nicht auch die
Schärpe und der Federhut, und wo ist das Ende!"

Fuchsius und der Major hatten sich angesehen.

"Sie wollen auch gern die Kamaschen fort haben,
fuhr der General freundlich fort. Der Preußische
Soldat ohne die Kamasche sage ich Ihnen, ist nicht
mehr der Preußische Soldat. So kennen sie uns,
so sollen sie uns wieder kennen lernen, anders nicht.
Weiß wohl, liebster Major, was Sie in Ihrem Me¬
moire über die Massenbewegungen sagen. Charmant
exprimirt, fein beobachtet. Durch diese schnellen Evo¬
lutionen, daß er gleichsam aus einem Sack die leicht¬
füßigen Massen schüttelte, seinen Feind flankirte, von
allen Seiten scheinbar zugleich angriff, sofort die
Geworfenen durch neue Massen ersetzte, dadurch hat
Bonaparte in den meisten Bataillen gesiegt. Richtig!
Aber gegen welche Feinde! Sehn Sie, offenherzig
gesprochen, ich admirire auch seinen Erfolg und sein
Genie, aber was sagt Friedrich in seinen Memoiren?
Wenn sich zwei Feldherrn in langen Campagnen
gegenüberstanden, lernen sie sich dermaßen kennen,
daß jeder die Manier und die Finten des andern
auswendig weiß. Wir sind nun in der Lage, daß
wir durch bald zehn Jahr ihn aus der Ferne beo¬
bachtet haben, und ich sage Ihnen, dieses großen
Taschenspielers Kunststücke kennen wir nun, er aber
kennt uns nicht und kann uns nicht überraschen. Seine
Chocs werden an uns abprallen, wie die Schwärme
der Parther an den Römischen Triariern, und was

ſo fällt auch der Ringkragen, warum nicht auch die
Schärpe und der Federhut, und wo iſt das Ende!“

Fuchſius und der Major hatten ſich angeſehen.

„Sie wollen auch gern die Kamaſchen fort haben,
fuhr der General freundlich fort. Der Preußiſche
Soldat ohne die Kamaſche ſage ich Ihnen, iſt nicht
mehr der Preußiſche Soldat. So kennen ſie uns,
ſo ſollen ſie uns wieder kennen lernen, anders nicht.
Weiß wohl, liebſter Major, was Sie in Ihrem Me¬
moire über die Maſſenbewegungen ſagen. Charmant
exprimirt, fein beobachtet. Durch dieſe ſchnellen Evo¬
lutionen, daß er gleichſam aus einem Sack die leicht¬
füßigen Maſſen ſchüttelte, ſeinen Feind flankirte, von
allen Seiten ſcheinbar zugleich angriff, ſofort die
Geworfenen durch neue Maſſen erſetzte, dadurch hat
Bonaparte in den meiſten Bataillen geſiegt. Richtig!
Aber gegen welche Feinde! Sehn Sie, offenherzig
geſprochen, ich admirire auch ſeinen Erfolg und ſein
Genie, aber was ſagt Friedrich in ſeinen Memoiren?
Wenn ſich zwei Feldherrn in langen Campagnen
gegenüberſtanden, lernen ſie ſich dermaßen kennen,
daß jeder die Manier und die Finten des andern
auswendig weiß. Wir ſind nun in der Lage, daß
wir durch bald zehn Jahr ihn aus der Ferne beo¬
bachtet haben, und ich ſage Ihnen, dieſes großen
Taſchenſpielers Kunſtſtücke kennen wir nun, er aber
kennt uns nicht und kann uns nicht überraſchen. Seine
Chocs werden an uns abprallen, wie die Schwärme
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[88/0098] ſo fällt auch der Ringkragen, warum nicht auch die Schärpe und der Federhut, und wo iſt das Ende!“ Fuchſius und der Major hatten ſich angeſehen. „Sie wollen auch gern die Kamaſchen fort haben, fuhr der General freundlich fort. Der Preußiſche Soldat ohne die Kamaſche ſage ich Ihnen, iſt nicht mehr der Preußiſche Soldat. So kennen ſie uns, ſo ſollen ſie uns wieder kennen lernen, anders nicht. Weiß wohl, liebſter Major, was Sie in Ihrem Me¬ moire über die Maſſenbewegungen ſagen. Charmant exprimirt, fein beobachtet. Durch dieſe ſchnellen Evo¬ lutionen, daß er gleichſam aus einem Sack die leicht¬ füßigen Maſſen ſchüttelte, ſeinen Feind flankirte, von allen Seiten ſcheinbar zugleich angriff, ſofort die Geworfenen durch neue Maſſen erſetzte, dadurch hat Bonaparte in den meiſten Bataillen geſiegt. Richtig! Aber gegen welche Feinde! Sehn Sie, offenherzig geſprochen, ich admirire auch ſeinen Erfolg und ſein Genie, aber was ſagt Friedrich in ſeinen Memoiren? Wenn ſich zwei Feldherrn in langen Campagnen gegenüberſtanden, lernen ſie ſich dermaßen kennen, daß jeder die Manier und die Finten des andern auswendig weiß. Wir ſind nun in der Lage, daß wir durch bald zehn Jahr ihn aus der Ferne beo¬ bachtet haben, und ich ſage Ihnen, dieſes großen Taſchenſpielers Kunſtſtücke kennen wir nun, er aber kennt uns nicht und kann uns nicht überraſchen. Seine Chocs werden an uns abprallen, wie die Schwärme der Parther an den Römiſchen Triariern, und was

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe02_1852/98>, abgerufen am 23.11.2024.