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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852.

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Blumen geplündert, daher die Damendeputationen
an den neuen Frauenlob. Die Königin lüde ihn gern
selbst ein, aber er muß erst gewisse Leiterstufen der
Einladungen durchgemacht haben, bis das in einem
petit circle möglich wird. Man ist daher auch sehr
zufrieden mit den Arrangements unsrer theuren Freun¬
din, und die Stufe der Ehre, die Sie ihm heut
erweisen -- "

"Mein Gott, wie kann man wissen -- "

"Man weiß Alles. Aber bedenken Sie wohl,
daß die Gunst der Königin nicht jedesmal zur Gunst
Seiner Majestät führt. Er ist kein Freund der Ab¬
götterei. Doch qu'importe, aber hüten Sie sich,
daß unsre Schönheit hier, wenn sie ihm den Lorbeer¬
kranz auf die Schläfe drückt, nicht zu tief ins Auge
des Dichters sieht. Man sagt zwar, er wäre in alle
Huldinnen Berlins verliebt, und in seinen Entzückun¬
gen weiß er nur noch nicht, welcher er das Tuch zu¬
werfen soll; aber nur nicht unsrer Adelheid! Ihre
Natur ist zu schön, um sie mit einem Dichter zu ver¬
träumen. A revoir!"

Der Legationsrath ließ die Geheimräthin in
einem Meer von Gedanken. Sie paßten nicht alle
zu dem Fest des heutigen Abends und schienen ihre Lust
etwas zu trüben.


Blumen geplündert, daher die Damendeputationen
an den neuen Frauenlob. Die Königin lüde ihn gern
ſelbſt ein, aber er muß erſt gewiſſe Leiterſtufen der
Einladungen durchgemacht haben, bis das in einem
petit circle möglich wird. Man iſt daher auch ſehr
zufrieden mit den Arrangements unſrer theuren Freun¬
din, und die Stufe der Ehre, die Sie ihm heut
erweiſen — “

„Mein Gott, wie kann man wiſſen — “

„Man weiß Alles. Aber bedenken Sie wohl,
daß die Gunſt der Königin nicht jedesmal zur Gunſt
Seiner Majeſtät führt. Er iſt kein Freund der Ab¬
götterei. Doch qu'importe, aber hüten Sie ſich,
daß unſre Schönheit hier, wenn ſie ihm den Lorbeer¬
kranz auf die Schläfe drückt, nicht zu tief ins Auge
des Dichters ſieht. Man ſagt zwar, er wäre in alle
Huldinnen Berlins verliebt, und in ſeinen Entzückun¬
gen weiß er nur noch nicht, welcher er das Tuch zu¬
werfen ſoll; aber nur nicht unſrer Adelheid! Ihre
Natur iſt zu ſchön, um ſie mit einem Dichter zu ver¬
träumen. A revoir!“

Der Legationsrath ließ die Geheimräthin in
einem Meer von Gedanken. Sie paßten nicht alle
zu dem Feſt des heutigen Abends und ſchienen ihre Luſt
etwas zu trüben.


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[76/0086] Blumen geplündert, daher die Damendeputationen an den neuen Frauenlob. Die Königin lüde ihn gern ſelbſt ein, aber er muß erſt gewiſſe Leiterſtufen der Einladungen durchgemacht haben, bis das in einem petit circle möglich wird. Man iſt daher auch ſehr zufrieden mit den Arrangements unſrer theuren Freun¬ din, und die Stufe der Ehre, die Sie ihm heut erweiſen — “ „Mein Gott, wie kann man wiſſen — “ „Man weiß Alles. Aber bedenken Sie wohl, daß die Gunſt der Königin nicht jedesmal zur Gunſt Seiner Majeſtät führt. Er iſt kein Freund der Ab¬ götterei. Doch qu'importe, aber hüten Sie ſich, daß unſre Schönheit hier, wenn ſie ihm den Lorbeer¬ kranz auf die Schläfe drückt, nicht zu tief ins Auge des Dichters ſieht. Man ſagt zwar, er wäre in alle Huldinnen Berlins verliebt, und in ſeinen Entzückun¬ gen weiß er nur noch nicht, welcher er das Tuch zu¬ werfen ſoll; aber nur nicht unſrer Adelheid! Ihre Natur iſt zu ſchön, um ſie mit einem Dichter zu ver¬ träumen. A revoir!“ Der Legationsrath ließ die Geheimräthin in einem Meer von Gedanken. Sie paßten nicht alle zu dem Feſt des heutigen Abends und ſchienen ihre Luſt etwas zu trüben.

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe02_1852/86>, abgerufen am 23.11.2024.