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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852.

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besinnt. Ach Gott, der Möglichkeiten sind so viele, daß
ich es aufrichtig bereue, Sie nur einen Augenblick
geängstigt zu haben. Keinenfalls darf die Vorstellung
Ihre Heiterkeit stören. Meine soll es wenigstens ge¬
wiß nicht, denn ich freue mich aufrichtig den neuen
Abgott der Residenz kennen zu lernen."

"Sie kennen Jean Paul noch nicht?"

"Ich begegnete ihm wohl irgendwo."

Die Geheimräthin sah etwas verlegen vor sich
hin: "Ich hoffe, Sie disapprobiren nicht --"

"Was sich versteht in Credit zu setzen. Der
Werth eines Staatsmanns, meine Freundin, und der
eines Dichters, was sind sie an und für sich, es kommt
allein ihr Courswerth in Betrachtung, gleichviel, ob
der Dichter ihn sich selbst gemacht, oder andere so
gütig waren. A propos, da kann ich Ihnen eine
Neuigkeit mittheilen. Bei Hofe ist eine lebhafte In¬
trigue. Nachdem es nicht gelungen Schillern hier zu
fesseln, versucht man Herrn Richter uns ein zu impfen.
Die Parteien sind getheilt. Ihre Majestät die Kö¬
nigin wünscht ihm eine Präbende zuzuwenden. Beim
Könige fürchtet man auf Schwierigkeiten zu stoßen.
Um deswillen spielen alle Maschinen. Die Berg
läuft von diesem zu jenem. Herr Jean Paul soll
von der allgemeinen Gunst gehoben und getra¬
gen werden, bis er dem Throne so ins Auge
gerückt ist, daß Seine Majestät sich zu einer Aus¬
zeichnung gleichsam gezwungen fühlen. Daher werden
die Kunstgärtner bis zum Exceß um ihre seltenen

beſinnt. Ach Gott, der Möglichkeiten ſind ſo viele, daß
ich es aufrichtig bereue, Sie nur einen Augenblick
geängſtigt zu haben. Keinenfalls darf die Vorſtellung
Ihre Heiterkeit ſtören. Meine ſoll es wenigſtens ge¬
wiß nicht, denn ich freue mich aufrichtig den neuen
Abgott der Reſidenz kennen zu lernen.“

„Sie kennen Jean Paul noch nicht?“

„Ich begegnete ihm wohl irgendwo.“

Die Geheimräthin ſah etwas verlegen vor ſich
hin: „Ich hoffe, Sie disapprobiren nicht —“

„Was ſich verſteht in Credit zu ſetzen. Der
Werth eines Staatsmanns, meine Freundin, und der
eines Dichters, was ſind ſie an und für ſich, es kommt
allein ihr Courswerth in Betrachtung, gleichviel, ob
der Dichter ihn ſich ſelbſt gemacht, oder andere ſo
gütig waren. A propos, da kann ich Ihnen eine
Neuigkeit mittheilen. Bei Hofe iſt eine lebhafte In¬
trigue. Nachdem es nicht gelungen Schillern hier zu
feſſeln, verſucht man Herrn Richter uns ein zu impfen.
Die Parteien ſind getheilt. Ihre Majeſtät die Kö¬
nigin wünſcht ihm eine Präbende zuzuwenden. Beim
Könige fürchtet man auf Schwierigkeiten zu ſtoßen.
Um deswillen ſpielen alle Maſchinen. Die Berg
läuft von dieſem zu jenem. Herr Jean Paul ſoll
von der allgemeinen Gunſt gehoben und getra¬
gen werden, bis er dem Throne ſo ins Auge
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[75/0085] beſinnt. Ach Gott, der Möglichkeiten ſind ſo viele, daß ich es aufrichtig bereue, Sie nur einen Augenblick geängſtigt zu haben. Keinenfalls darf die Vorſtellung Ihre Heiterkeit ſtören. Meine ſoll es wenigſtens ge¬ wiß nicht, denn ich freue mich aufrichtig den neuen Abgott der Reſidenz kennen zu lernen.“ „Sie kennen Jean Paul noch nicht?“ „Ich begegnete ihm wohl irgendwo.“ Die Geheimräthin ſah etwas verlegen vor ſich hin: „Ich hoffe, Sie disapprobiren nicht —“ „Was ſich verſteht in Credit zu ſetzen. Der Werth eines Staatsmanns, meine Freundin, und der eines Dichters, was ſind ſie an und für ſich, es kommt allein ihr Courswerth in Betrachtung, gleichviel, ob der Dichter ihn ſich ſelbſt gemacht, oder andere ſo gütig waren. A propos, da kann ich Ihnen eine Neuigkeit mittheilen. Bei Hofe iſt eine lebhafte In¬ trigue. Nachdem es nicht gelungen Schillern hier zu feſſeln, verſucht man Herrn Richter uns ein zu impfen. Die Parteien ſind getheilt. Ihre Majeſtät die Kö¬ nigin wünſcht ihm eine Präbende zuzuwenden. Beim Könige fürchtet man auf Schwierigkeiten zu ſtoßen. Um deswillen ſpielen alle Maſchinen. Die Berg läuft von dieſem zu jenem. Herr Jean Paul ſoll von der allgemeinen Gunſt gehoben und getra¬ gen werden, bis er dem Throne ſo ins Auge gerückt iſt, daß Seine Majeſtät ſich zu einer Aus¬ zeichnung gleichſam gezwungen fühlen. Daher werden die Kunſtgärtner bis zum Exceß um ihre ſeltenen

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe02_1852/85>, abgerufen am 23.11.2024.