nicht so überhasten, daß er mir nicht noch das Ver¬ gnügen gönnt, einen vergnügten Abend in Ihrer liebenswürdigen Gesellschaft zu verbringen."
"Allmächtiger Gott! rief die Geheimräthin er¬ blassend. -- Eine Herausforderung! -- Und dieser Taugenichts darf sich unterstehen einen Mann wie Sie -- und um die edelste Handlung --"
"Vor seine Kugel zu fordern."
"Das darf nicht sein. Bester Freund, Sie kennen nicht seinen Ruf. Mit Ihrer Ehre verträgt es sich nicht --"
"Er saß noch nicht im Zuchthause, ward nicht ertappt auf dem Volteschlagen, auch hat er seine Spielschulden, wie ich höre, noch immer bezahlt, und ein Dutzend Duelle als Cavalier bestanden; das, meine gütige Freundin, giebt dem Sohn des Geheim¬ rath Bovillard nach den Ehrengesetzen unserer Welt das Recht, auch Bessere wie ich, vor die Geschicklichkeit seines Arms zu laden, und wenn seine Kugel dies Herz durchbohrt, so versichre ich Sie, ist sein Re¬ nommee nicht schlimmer, sondern besser."
"Abscheulich! Wer bessert das!"
"Ein Mirabeau hatte einmal den Muth. Er sprach es aus, daß man einem Dummkopf nicht das Recht lassen dürfe, dem genialsten Mann Frankreichs mit einem Stück Blei seinen Kopf zu zerschmettern. -- Die Revolution ist überwunden und die Dummköpfe haben wieder ihr Recht."
"Aber um Gottes willen, es muß doch Mittel geben --"
nicht ſo überhaſten, daß er mir nicht noch das Ver¬ gnügen gönnt, einen vergnügten Abend in Ihrer liebenswürdigen Geſellſchaft zu verbringen.“
„Allmächtiger Gott! rief die Geheimräthin er¬ blaſſend. — Eine Herausforderung! — Und dieſer Taugenichts darf ſich unterſtehen einen Mann wie Sie — und um die edelſte Handlung —“
„Vor ſeine Kugel zu fordern.“
„Das darf nicht ſein. Beſter Freund, Sie kennen nicht ſeinen Ruf. Mit Ihrer Ehre verträgt es ſich nicht —“
„Er ſaß noch nicht im Zuchthauſe, ward nicht ertappt auf dem Volteſchlagen, auch hat er ſeine Spielſchulden, wie ich höre, noch immer bezahlt, und ein Dutzend Duelle als Cavalier beſtanden; das, meine gütige Freundin, giebt dem Sohn des Geheim¬ rath Bovillard nach den Ehrengeſetzen unſerer Welt das Recht, auch Beſſere wie ich, vor die Geſchicklichkeit ſeines Arms zu laden, und wenn ſeine Kugel dies Herz durchbohrt, ſo verſichre ich Sie, iſt ſein Re¬ nommee nicht ſchlimmer, ſondern beſſer.“
„Abſcheulich! Wer beſſert das!“
„Ein Mirabeau hatte einmal den Muth. Er ſprach es aus, daß man einem Dummkopf nicht das Recht laſſen dürfe, dem genialſten Mann Frankreichs mit einem Stück Blei ſeinen Kopf zu zerſchmettern. — Die Revolution iſt überwunden und die Dummköpfe haben wieder ihr Recht.“
„Aber um Gottes willen, es muß doch Mittel geben —“
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nicht ſo überhaſten, daß er mir nicht noch das Ver¬
gnügen gönnt, einen vergnügten Abend in Ihrer
liebenswürdigen Geſellſchaft zu verbringen.“
„Allmächtiger Gott! rief die Geheimräthin er¬
blaſſend. — Eine Herausforderung! — Und dieſer
Taugenichts darf ſich unterſtehen einen Mann wie
Sie — und um die edelſte Handlung —“
„Vor ſeine Kugel zu fordern.“
„Das darf nicht ſein. Beſter Freund, Sie kennen
nicht ſeinen Ruf. Mit Ihrer Ehre verträgt es ſich nicht —“
„Er ſaß noch nicht im Zuchthauſe, ward nicht
ertappt auf dem Volteſchlagen, auch hat er ſeine
Spielſchulden, wie ich höre, noch immer bezahlt, und
ein Dutzend Duelle als Cavalier beſtanden; das,
meine gütige Freundin, giebt dem Sohn des Geheim¬
rath Bovillard nach den Ehrengeſetzen unſerer Welt
das Recht, auch Beſſere wie ich, vor die Geſchicklichkeit
ſeines Arms zu laden, und wenn ſeine Kugel dies
Herz durchbohrt, ſo verſichre ich Sie, iſt ſein Re¬
nommee nicht ſchlimmer, ſondern beſſer.“
„Abſcheulich! Wer beſſert das!“
„Ein Mirabeau hatte einmal den Muth. Er
ſprach es aus, daß man einem Dummkopf nicht das
Recht laſſen dürfe, dem genialſten Mann Frankreichs
mit einem Stück Blei ſeinen Kopf zu zerſchmettern. —
Die Revolution iſt überwunden und die Dummköpfe
haben wieder ihr Recht.“
„Aber um Gottes willen, es muß doch Mittel
geben —“
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe02_1852/83>, abgerufen am 01.08.2024.
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