auch eigentlich, was die Obrigkeit verbieten kann? Andre fixiren mich auch im Theater. Er wollte in unser Haus, aber bei hellem Tage, er klingelte und ließ sich ordentlich melden. Er schrieb einen Brief an mich, aber wir schickten ihn uneröffnet zurück. Wir können dem Richter nicht ein Mal angeben, was er will."
"Sollen wir warten bis er eine Leiter anlegt, oder nachts übers Dach einbricht?"
"Neulich, als sie fortgefahren waren, hatte er mich durch das Flurfenster gesehen, und doch respec¬ tirte er die Unwahrheit, die der Bediente auf Ihren Befehl sagte: ich sei nicht zu Hause. Johann hatte die Thür schon geöffnet, er brauchte nur den Fuß vorzusetzen, ihn mit dem Ellenbogen zurückstoßen und wenn er seiner Tollheit nachgehen wollte, war er Herr im Hause. Es mag in dem Augenblick auch so etwas in seinen Sinnen umgegangen sein. Die Arme auf der Brust verkreuzt, stand er eine Weile auf dem Flur und sein Auge schien in die Dielen zu brennen. Da hab ich auch einen Augenblick gezittert. Plötzlich rief er: "ich werde sie ein ander Mal zu Hause finden!" und ohne sich umzusehen, stürzte er die Treppe hin¬ unter. Es kann doch also keine böse Absicht sein."
"Seine Absicht ist, meinem Hause einen Affront anzuthun. Es ist eine Beleidigung jetzt mir zuge¬ fügt. Sein Vater hat den Taugenichts zwar des¬ avouirt, nichts desto weniger bleibt sein Vater der Herr Geheimrath Bovillard, der am Ende noch Ge¬
auch eigentlich, was die Obrigkeit verbieten kann? Andre fixiren mich auch im Theater. Er wollte in unſer Haus, aber bei hellem Tage, er klingelte und ließ ſich ordentlich melden. Er ſchrieb einen Brief an mich, aber wir ſchickten ihn uneröffnet zurück. Wir können dem Richter nicht ein Mal angeben, was er will.“
„Sollen wir warten bis er eine Leiter anlegt, oder nachts übers Dach einbricht?“
„Neulich, als ſie fortgefahren waren, hatte er mich durch das Flurfenſter geſehen, und doch reſpec¬ tirte er die Unwahrheit, die der Bediente auf Ihren Befehl ſagte: ich ſei nicht zu Hauſe. Johann hatte die Thür ſchon geöffnet, er brauchte nur den Fuß vorzuſetzen, ihn mit dem Ellenbogen zurückſtoßen und wenn er ſeiner Tollheit nachgehen wollte, war er Herr im Hauſe. Es mag in dem Augenblick auch ſo etwas in ſeinen Sinnen umgegangen ſein. Die Arme auf der Bruſt verkreuzt, ſtand er eine Weile auf dem Flur und ſein Auge ſchien in die Dielen zu brennen. Da hab ich auch einen Augenblick gezittert. Plötzlich rief er: „ich werde ſie ein ander Mal zu Hauſe finden!“ und ohne ſich umzuſehen, ſtürzte er die Treppe hin¬ unter. Es kann doch alſo keine böſe Abſicht ſein.“
„Seine Abſicht iſt, meinem Hauſe einen Affront anzuthun. Es iſt eine Beleidigung jetzt mir zuge¬ fügt. Sein Vater hat den Taugenichts zwar des¬ avouirt, nichts deſto weniger bleibt ſein Vater der Herr Geheimrath Bovillard, der am Ende noch Ge¬
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auch eigentlich, was die Obrigkeit verbieten kann?
Andre fixiren mich auch im Theater. Er wollte in
unſer Haus, aber bei hellem Tage, er klingelte und
ließ ſich ordentlich melden. Er ſchrieb einen Brief an
mich, aber wir ſchickten ihn uneröffnet zurück. Wir
können dem Richter nicht ein Mal angeben, was er
will.“
„Sollen wir warten bis er eine Leiter anlegt,
oder nachts übers Dach einbricht?“
„Neulich, als ſie fortgefahren waren, hatte er
mich durch das Flurfenſter geſehen, und doch reſpec¬
tirte er die Unwahrheit, die der Bediente auf Ihren
Befehl ſagte: ich ſei nicht zu Hauſe. Johann hatte
die Thür ſchon geöffnet, er brauchte nur den Fuß
vorzuſetzen, ihn mit dem Ellenbogen zurückſtoßen und
wenn er ſeiner Tollheit nachgehen wollte, war er
Herr im Hauſe. Es mag in dem Augenblick auch ſo
etwas in ſeinen Sinnen umgegangen ſein. Die Arme
auf der Bruſt verkreuzt, ſtand er eine Weile auf dem
Flur und ſein Auge ſchien in die Dielen zu brennen.
Da hab ich auch einen Augenblick gezittert. Plötzlich
rief er: „ich werde ſie ein ander Mal zu Hauſe finden!“
und ohne ſich umzuſehen, ſtürzte er die Treppe hin¬
unter. Es kann doch alſo keine böſe Abſicht ſein.“
„Seine Abſicht iſt, meinem Hauſe einen Affront
anzuthun. Es iſt eine Beleidigung jetzt mir zuge¬
fügt. Sein Vater hat den Taugenichts zwar des¬
avouirt, nichts deſto weniger bleibt ſein Vater der
Herr Geheimrath Bovillard, der am Ende noch Ge¬
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe02_1852/65>, abgerufen am 24.11.2024.
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