"Als ich in den Thorweg zu Herrn Richter ein¬ bog, glaubte ich ihn um die andre Ecke kommen zu sehen, ich hoffte, er hätte mich nicht bemerkt. Und darum war es mir lieb, daß Herr Richter mich länger aufhielt. Aber als ich heraustrat, und wirklich, ich hatte ihn in dem Augenblick ganz vergessen über den herrlichen Mann, da --"
"Unterstand er sich, Dich auf offener Straße anzutreten!"
"Nein, eigentlich nicht. Er stand am Eckhause, wo ich vorbei mußte, mit gekreuzten Armen, wie ein Träumender."
"Und als Du vorbei gingst?"
"Mama, ich glaube beinahe, ich hüpfte vorbei, so wohl war mir in dem Augenblick und ich sah ihn erst, und er gewiß mich auch, als ich beinahe an ihn stieß."
"Und --"
"Ich weiß nicht, stieß ich einen Schrei aus, aber es war gewiß nicht laut, ich fuhr zurück --"
"Und er?"
"Vielleicht sagte er auch etwas. Das weiß ich nicht mehr. Aber der Blick, den er auf mich warf, verfolgte mich."
"Ich freue mich, daß es nur sein Blick war."
"Nein, -- er ging mir nach."
"Unerhört! Ließest Du ihn nicht durch den Be¬
Adelheid nickte nur mit dem Kopf.
„Wo?“
„Als ich in den Thorweg zu Herrn Richter ein¬ bog, glaubte ich ihn um die andre Ecke kommen zu ſehen, ich hoffte, er hätte mich nicht bemerkt. Und darum war es mir lieb, daß Herr Richter mich länger aufhielt. Aber als ich heraustrat, und wirklich, ich hatte ihn in dem Augenblick ganz vergeſſen über den herrlichen Mann, da —“
„Unterſtand er ſich, Dich auf offener Straße anzutreten!“
„Nein, eigentlich nicht. Er ſtand am Eckhauſe, wo ich vorbei mußte, mit gekreuzten Armen, wie ein Träumender.“
„Und als Du vorbei gingſt?“
„Mama, ich glaube beinahe, ich hüpfte vorbei, ſo wohl war mir in dem Augenblick und ich ſah ihn erſt, und er gewiß mich auch, als ich beinahe an ihn ſtieß.“
„Und —“
„Ich weiß nicht, ſtieß ich einen Schrei aus, aber es war gewiß nicht laut, ich fuhr zurück —“
„Und er?“
„Vielleicht ſagte er auch etwas. Das weiß ich nicht mehr. Aber der Blick, den er auf mich warf, verfolgte mich.“
„Ich freue mich, daß es nur ſein Blick war.“
„Nein, — er ging mir nach.“
„Unerhört! Ließeſt Du ihn nicht durch den Be¬
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Adelheid nickte nur mit dem Kopf.</p><lb/><p>„Wo?“</p><lb/><p>„Als ich in den Thorweg zu Herrn Richter ein¬<lb/>
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Adelheid nickte nur mit dem Kopf.
„Wo?“
„Als ich in den Thorweg zu Herrn Richter ein¬
bog, glaubte ich ihn um die andre Ecke kommen zu
ſehen, ich hoffte, er hätte mich nicht bemerkt. Und
darum war es mir lieb, daß Herr Richter mich länger
aufhielt. Aber als ich heraustrat, und wirklich, ich
hatte ihn in dem Augenblick ganz vergeſſen über den
herrlichen Mann, da —“
„Unterſtand er ſich, Dich auf offener Straße
anzutreten!“
„Nein, eigentlich nicht. Er ſtand am Eckhauſe,
wo ich vorbei mußte, mit gekreuzten Armen, wie ein
Träumender.“
„Und als Du vorbei gingſt?“
„Mama, ich glaube beinahe, ich hüpfte vorbei,
ſo wohl war mir in dem Augenblick und ich ſah ihn
erſt, und er gewiß mich auch, als ich beinahe an
ihn ſtieß.“
„Und —“
„Ich weiß nicht, ſtieß ich einen Schrei aus,
aber es war gewiß nicht laut, ich fuhr zurück —“
„Und er?“
„Vielleicht ſagte er auch etwas. Das weiß ich
nicht mehr. Aber der Blick, den er auf mich warf,
verfolgte mich.“
„Ich freue mich, daß es nur ſein Blick war.“
„Nein, — er ging mir nach.“
„Unerhört! Ließeſt Du ihn nicht durch den Be¬
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe02_1852/63>, abgerufen am 29.06.2024.
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