Schmilinsky, ein Soldat von rohem Schrot und Korn, nimmt kein Blatt vor den Mund, ja er speit schon Feuer und Flamme. Er weiß jetzt, daß seine De¬ peschen in Ihren Händen ruhen, daß es an Ihnen wäre, die Minister zusammen zu rufen. Geschieht es nicht, so fallen, mein Vater, die Verwünschungen, die jene treffen, auf Ihr Haupt zuerst."
"Das hast Du gethan."
"Ich, und mit freiem Willen --"
"Louis -- Deinen Vater in eine Lage zu bringen, die --"
"Ihm Gelegenheit verschafft, den Makel abzu¬ waschen. Ich freue mich, ich bin stolz darauf. -- Zum Minister -- befehlen Sie, daß der Kutscher anspannt -- befehlen Sie, ich begleite Sie, be¬ befehlen Sie, was Sie wollen, ich bin zu Allem bereit. Nur keinen Augenblick gezaudert --"
"Und nach alledem, was ich Dir -- nur Dir -- vertraute --"
"Will ich meinen Vater rein sehen, von der Anklage, wie von der Schuld." -- Er griff nach des Vaters Hand. -- "Enterben Sie mich, aber das thun Sie mir zu Liebe. Beim allmächtigen Gott, ich glaube nicht, was der Argwohn spricht, nicht von Ihnen, auch nicht von den Andern -- aber ich lechze, ich sehne mich nach Beweisen, nach einer schlagenden That, damit, was ich wünsche und glaube, zur Ueber¬ zeugung wird, damit ich stolz jedem die Stirn weisen, damit ich ihm ins Gesicht schauen, und
Schmilinsky, ein Soldat von rohem Schrot und Korn, nimmt kein Blatt vor den Mund, ja er ſpeit ſchon Feuer und Flamme. Er weiß jetzt, daß ſeine De¬ peſchen in Ihren Händen ruhen, daß es an Ihnen wäre, die Miniſter zuſammen zu rufen. Geſchieht es nicht, ſo fallen, mein Vater, die Verwünſchungen, die jene treffen, auf Ihr Haupt zuerſt.“
„Das haſt Du gethan.“
„Ich, und mit freiem Willen —“
„Louis — Deinen Vater in eine Lage zu bringen, die —“
„Ihm Gelegenheit verſchafft, den Makel abzu¬ waſchen. Ich freue mich, ich bin ſtolz darauf. — Zum Miniſter — befehlen Sie, daß der Kutſcher anſpannt — befehlen Sie, ich begleite Sie, be¬ befehlen Sie, was Sie wollen, ich bin zu Allem bereit. Nur keinen Augenblick gezaudert —“
„Und nach alledem, was ich Dir — nur Dir — vertraute —“
„Will ich meinen Vater rein ſehen, von der Anklage, wie von der Schuld.“ — Er griff nach des Vaters Hand. — „Enterben Sie mich, aber das thun Sie mir zu Liebe. Beim allmächtigen Gott, ich glaube nicht, was der Argwohn ſpricht, nicht von Ihnen, auch nicht von den Andern — aber ich lechze, ich ſehne mich nach Beweiſen, nach einer ſchlagenden That, damit, was ich wünſche und glaube, zur Ueber¬ zeugung wird, damit ich ſtolz jedem die Stirn weiſen, damit ich ihm ins Geſicht ſchauen, und
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Schmilinsky, ein Soldat von rohem Schrot und Korn,
nimmt kein Blatt vor den Mund, ja er ſpeit ſchon
Feuer und Flamme. Er weiß jetzt, daß ſeine De¬
peſchen in Ihren Händen ruhen, daß es an Ihnen
wäre, die Miniſter zuſammen zu rufen. Geſchieht
es nicht, ſo fallen, mein Vater, die Verwünſchungen,
die jene treffen, auf Ihr Haupt zuerſt.“
„Das haſt Du gethan.“
„Ich, und mit freiem Willen —“
„Louis — Deinen Vater in eine Lage zu bringen,
die —“
„Ihm Gelegenheit verſchafft, den Makel abzu¬
waſchen. Ich freue mich, ich bin ſtolz darauf. —
Zum Miniſter — befehlen Sie, daß der Kutſcher
anſpannt — befehlen Sie, ich begleite Sie, be¬
befehlen Sie, was Sie wollen, ich bin zu Allem
bereit. Nur keinen Augenblick gezaudert —“
„Und nach alledem, was ich Dir — nur Dir —
vertraute —“
„Will ich meinen Vater rein ſehen, von der
Anklage, wie von der Schuld.“ — Er griff nach des
Vaters Hand. — „Enterben Sie mich, aber das
thun Sie mir zu Liebe. Beim allmächtigen Gott,
ich glaube nicht, was der Argwohn ſpricht, nicht von
Ihnen, auch nicht von den Andern — aber ich lechze,
ich ſehne mich nach Beweiſen, nach einer ſchlagenden
That, damit, was ich wünſche und glaube, zur Ueber¬
zeugung wird, damit ich ſtolz jedem die Stirn
weiſen, damit ich ihm ins Geſicht ſchauen, und
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe02_1852/345>, abgerufen am 16.07.2024.
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