giebt kein Preußen mehr, wenn wir das ruhig hin¬ nehmen."
"Wenn das Factum sich als richtig ausweist, wird Preußen wegen des Gränzpfahls Satisfaction verlangen. Dessen darf man sich versichern."
"Und der große Kaiser, fiel Louis ein, wird sie ihm gewähren, o gewiß eine glänzende Satisfaction, wenn wir ruhig bleiben und uns nicht kümmern um was uns nichts angeht. Er wird uns auf seine Kosten einen neuen Pfahl aufstecken lassen. O es wird ihm eine Lust sein, uns Gränzen zu stecken. Wenn wir ihm nur Zeit lassen, unsere deutschen Brü¬ der zu erdrücken und erwürgen, läßt er uns auch wohl zur Genugthuung die dummen Sappeure füsi¬ liren die's gethan. -- Seine Bülletins werden uns cajoliren. O süße Harmonie der Geister, wenn das ganze Deutschland zertreten ist, Oestreich ins Herz gestoßen, verblutet, wenn uns dann der große Kaiser belobt, wegen unsrer weisen Mäßigung -- Nur jetzt fordern Sie es nicht, mein Vater, jetzt hat er anderes zu thun. Seine Colonnen wälzen sich, schwarze Rauch¬ säulen, über das blühende Schwaben und Franken, er durchbricht die Donau, die Feuerschlünde und die Bajonette, die Roß und Mann, die es ihm nehmen sollten, er umzingelt Mack und den Erzherzog. Von Schwaben aus, von Franken, von den Alpen her, umgarnt, eisern umarmt schon, ist die östreichsche Armee durch eine Uebermacht, gegen welche die Tapfer¬ keit umsonst ist, wenn keine Hülfe erscheint. Ja, bei
giebt kein Preußen mehr, wenn wir das ruhig hin¬ nehmen.“
„Wenn das Factum ſich als richtig ausweiſt, wird Preußen wegen des Gränzpfahls Satisfaction verlangen. Deſſen darf man ſich verſichern.“
„Und der große Kaiſer, fiel Louis ein, wird ſie ihm gewähren, o gewiß eine glänzende Satisfaction, wenn wir ruhig bleiben und uns nicht kümmern um was uns nichts angeht. Er wird uns auf ſeine Koſten einen neuen Pfahl aufſtecken laſſen. O es wird ihm eine Luſt ſein, uns Gränzen zu ſtecken. Wenn wir ihm nur Zeit laſſen, unſere deutſchen Brü¬ der zu erdrücken und erwürgen, läßt er uns auch wohl zur Genugthuung die dummen Sappeure füſi¬ liren die's gethan. — Seine Bülletins werden uns cajoliren. O ſüße Harmonie der Geiſter, wenn das ganze Deutſchland zertreten iſt, Oeſtreich ins Herz geſtoßen, verblutet, wenn uns dann der große Kaiſer belobt, wegen unſrer weiſen Mäßigung — Nur jetzt fordern Sie es nicht, mein Vater, jetzt hat er anderes zu thun. Seine Colonnen wälzen ſich, ſchwarze Rauch¬ ſäulen, über das blühende Schwaben und Franken, er durchbricht die Donau, die Feuerſchlünde und die Bajonette, die Roß und Mann, die es ihm nehmen ſollten, er umzingelt Mack und den Erzherzog. Von Schwaben aus, von Franken, von den Alpen her, umgarnt, eiſern umarmt ſchon, iſt die öſtreichſche Armee durch eine Uebermacht, gegen welche die Tapfer¬ keit umſonſt iſt, wenn keine Hülfe erſcheint. Ja, bei
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0338"n="328"/>
giebt kein Preußen mehr, wenn wir das ruhig hin¬<lb/>
nehmen.“</p><lb/><p>„Wenn das Factum ſich als richtig ausweiſt,<lb/>
wird Preußen wegen des Gränzpfahls Satisfaction<lb/>
verlangen. Deſſen darf man ſich verſichern.“</p><lb/><p>„Und der große Kaiſer, fiel Louis ein, wird ſie<lb/>
ihm gewähren, o gewiß eine glänzende Satisfaction,<lb/>
wenn wir ruhig bleiben und uns nicht kümmern um<lb/>
was uns nichts angeht. Er wird uns auf ſeine<lb/>
Koſten einen neuen Pfahl aufſtecken laſſen. O es<lb/>
wird ihm eine Luſt ſein, uns Gränzen zu ſtecken.<lb/>
Wenn wir ihm nur Zeit laſſen, unſere deutſchen Brü¬<lb/>
der zu erdrücken und erwürgen, läßt er uns auch<lb/>
wohl zur Genugthuung die dummen Sappeure füſi¬<lb/>
liren die's gethan. — Seine Bülletins werden uns<lb/>
cajoliren. O ſüße Harmonie der Geiſter, wenn das<lb/>
ganze Deutſchland zertreten iſt, Oeſtreich ins Herz<lb/>
geſtoßen, verblutet, wenn uns dann der große Kaiſer<lb/>
belobt, wegen unſrer weiſen Mäßigung — Nur jetzt<lb/>
fordern Sie es nicht, mein Vater, jetzt hat er anderes<lb/>
zu thun. Seine Colonnen wälzen ſich, ſchwarze Rauch¬<lb/>ſäulen, über das blühende Schwaben und Franken,<lb/>
er durchbricht die Donau, die Feuerſchlünde und die<lb/>
Bajonette, die Roß und Mann, die es ihm nehmen<lb/>ſollten, er umzingelt Mack und den Erzherzog. Von<lb/>
Schwaben aus, von Franken, von den Alpen her,<lb/>
umgarnt, eiſern umarmt ſchon, iſt die öſtreichſche<lb/>
Armee durch eine Uebermacht, gegen welche die Tapfer¬<lb/>
keit umſonſt iſt, wenn keine Hülfe erſcheint. Ja, bei<lb/></p></div></body></text></TEI>
[328/0338]
giebt kein Preußen mehr, wenn wir das ruhig hin¬
nehmen.“
„Wenn das Factum ſich als richtig ausweiſt,
wird Preußen wegen des Gränzpfahls Satisfaction
verlangen. Deſſen darf man ſich verſichern.“
„Und der große Kaiſer, fiel Louis ein, wird ſie
ihm gewähren, o gewiß eine glänzende Satisfaction,
wenn wir ruhig bleiben und uns nicht kümmern um
was uns nichts angeht. Er wird uns auf ſeine
Koſten einen neuen Pfahl aufſtecken laſſen. O es
wird ihm eine Luſt ſein, uns Gränzen zu ſtecken.
Wenn wir ihm nur Zeit laſſen, unſere deutſchen Brü¬
der zu erdrücken und erwürgen, läßt er uns auch
wohl zur Genugthuung die dummen Sappeure füſi¬
liren die's gethan. — Seine Bülletins werden uns
cajoliren. O ſüße Harmonie der Geiſter, wenn das
ganze Deutſchland zertreten iſt, Oeſtreich ins Herz
geſtoßen, verblutet, wenn uns dann der große Kaiſer
belobt, wegen unſrer weiſen Mäßigung — Nur jetzt
fordern Sie es nicht, mein Vater, jetzt hat er anderes
zu thun. Seine Colonnen wälzen ſich, ſchwarze Rauch¬
ſäulen, über das blühende Schwaben und Franken,
er durchbricht die Donau, die Feuerſchlünde und die
Bajonette, die Roß und Mann, die es ihm nehmen
ſollten, er umzingelt Mack und den Erzherzog. Von
Schwaben aus, von Franken, von den Alpen her,
umgarnt, eiſern umarmt ſchon, iſt die öſtreichſche
Armee durch eine Uebermacht, gegen welche die Tapfer¬
keit umſonſt iſt, wenn keine Hülfe erſcheint. Ja, bei
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe02_1852/338>, abgerufen am 04.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.