Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852.Fenster raus. -- Da fehlt die Leiter, der Lärm geht "Und? --" "Zur Zärtlichkeit ist da nicht Zeit. Immer Auf¬ "Da kriegen Sie den Rittmeister nicht mehr rein!" "Es wird sich ja ein Versteck finden. Lassen "Und! -- Er muß doch auch vom Dach wieder "Kommt Zeit, kommt Rath, Legationsrath; "Mit einem Worte, verlangen Sie eine Ent¬ "Prächtig! eine Entführung. Göttermensch, Sie Fenſter raus. — Da fehlt die Leiter, der Lärm geht „Und? —“ „Zur Zärtlichkeit iſt da nicht Zeit. Immer Auf¬ „Da kriegen Sie den Rittmeiſter nicht mehr rein!“ „Es wird ſich ja ein Verſteck finden. Laſſen „Und! — Er muß doch auch vom Dach wieder „Kommt Zeit, kommt Rath, Legationsrath; „Mit einem Worte, verlangen Sie eine Ent¬ „Prächtig! eine Entführung. Göttermenſch, Sie <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0316" n="306"/> Fenſter raus. — Da fehlt die Leiter, der Lärm geht<lb/> los. Denken Sie ſich die pikante Situation! Sie in<lb/> Zorn, er in Verzweiflung. Je größer die Gefahr,<lb/> je näher die Tritte, ſo mehr ſchwindet ihr Zorn, das<lb/> Mitleid ſiegt, das Bekenntniß ihrer Liebe platzt her¬<lb/> aus. —“</p><lb/> <p>„Und? —“</p><lb/> <p>„Zur Zärtlichkeit iſt da nicht Zeit. Immer Auf¬<lb/> ſchub. Die Polizei ſchlägt an die Thür. Sie muß<lb/> ihn verſtecken — in den Kleiderſchrank.“</p><lb/> <p>„Da kriegen Sie den Rittmeiſter nicht mehr rein!“<lb/> lächelte St. Real.</p><lb/> <p>„Es wird ſich ja ein Verſteck finden. Laſſen<lb/> Sie ihn auf den Boden ſpringen, auf's Dach<lb/> klettern.“</p><lb/> <p>„Und! — Er muß doch auch vom Dach wieder<lb/> herunter. Ich meine, was das Ende vom Liede<lb/> ſein ſoll?“</p><lb/> <p>„Kommt Zeit, kommt Rath, Legationsrath;<lb/> ſchlagen Sie einen alten Roman nach. Vom Dach<lb/> werden wir ihn nicht fallen laſſen.“</p><lb/> <p>„Mit einem Worte, verlangen Sie eine Ent¬<lb/> führung oder nur —“</p><lb/> <p>„Prächtig! eine Entführung. Göttermenſch, Sie<lb/> ſtehlen mir's aus der Seele. Wie lange iſt in Ber¬<lb/> lin keine entführt worden. Das giebt ein Gerede,<lb/> Kinder, einen Spaß! Ich will ſelbſt die Poſtrelais<lb/> bezahlen, mit Seegebarth ſprechen, die ſchnellſten<lb/> Poſtpferde ſollen ſie haben.“</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [306/0316]
Fenſter raus. — Da fehlt die Leiter, der Lärm geht
los. Denken Sie ſich die pikante Situation! Sie in
Zorn, er in Verzweiflung. Je größer die Gefahr,
je näher die Tritte, ſo mehr ſchwindet ihr Zorn, das
Mitleid ſiegt, das Bekenntniß ihrer Liebe platzt her¬
aus. —“
„Und? —“
„Zur Zärtlichkeit iſt da nicht Zeit. Immer Auf¬
ſchub. Die Polizei ſchlägt an die Thür. Sie muß
ihn verſtecken — in den Kleiderſchrank.“
„Da kriegen Sie den Rittmeiſter nicht mehr rein!“
lächelte St. Real.
„Es wird ſich ja ein Verſteck finden. Laſſen
Sie ihn auf den Boden ſpringen, auf's Dach
klettern.“
„Und! — Er muß doch auch vom Dach wieder
herunter. Ich meine, was das Ende vom Liede
ſein ſoll?“
„Kommt Zeit, kommt Rath, Legationsrath;
ſchlagen Sie einen alten Roman nach. Vom Dach
werden wir ihn nicht fallen laſſen.“
„Mit einem Worte, verlangen Sie eine Ent¬
führung oder nur —“
„Prächtig! eine Entführung. Göttermenſch, Sie
ſtehlen mir's aus der Seele. Wie lange iſt in Ber¬
lin keine entführt worden. Das giebt ein Gerede,
Kinder, einen Spaß! Ich will ſelbſt die Poſtrelais
bezahlen, mit Seegebarth ſprechen, die ſchnellſten
Poſtpferde ſollen ſie haben.“
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