Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852.Wege. Neugier und Eitelkeit operiren wunderbar "Und die Uhr geht fort?" "Eine schlechte, die man jede Stunde anstoßen Bovillard wiegte sich, beide Hände in den Seiten¬ "Wenn der Schalk ihm nicht im Nacken säße! Auf Wandels Stirn lagerte sich eine officiöse Wege. Neugier und Eitelkeit operiren wunderbar „Und die Uhr geht fort?“ „Eine ſchlechte, die man jede Stunde anſtoßen Bovillard wiegte ſich, beide Hände in den Seiten¬ „Wenn der Schalk ihm nicht im Nacken ſäße! Auf Wandels Stirn lagerte ſich eine officiöſe <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0308" n="298"/> Wege. Neugier und Eitelkeit operiren wunderbar<lb/> in der Pſyche des Weibes. Die geſpannte Erwar¬<lb/> tung entzündet die Phantaſie. Um zu erfahren, ob<lb/> es ſo ſei, wie ich angab, gab ſie ſich alle Mühe, den<lb/> Amandus zn beobachten, und entdeckte nun mit weib¬<lb/> lichem Scharfſinn weit mehr, als ein Mann mit<lb/> ſeiner roheren Wahrnehmungsgabe nur erfinden kann.“</p><lb/> <p>„Und die Uhr geht fort?“</p><lb/> <p>„Eine ſchlechte, die man jede Stunde anſtoßen<lb/> muß. Sie geht ſo normal, daß ich alle Intermezzos<lb/> und gewaltſame oder nur freundliche Hülfe von draußen<lb/> wegwünſche.“</p><lb/> <p>Bovillard wiegte ſich, beide Hände in den Seiten¬<lb/> taſchen, behaglich im Stuhl, und fixirte ſchlau den Redner:</p><lb/> <p>„Wenn der Schalk ihm nicht im Nacken ſäße!<lb/> Allen Reſpect für ſeine Intuitionen in die Pſyche<lb/> des Weibes, aber er weiß eben ſo gut, wie man<lb/> Weiber durch Weiber behandelt, und uns möchte er<lb/> doch einbilden, daß wir ſeine Agentinnen nicht kennen.<lb/> In der Jägerſtraße hängt freilich ihr Agenturſchild<lb/> nicht heraus, aber die Zwirnsfäden ſieht man doch,<lb/> mit denen Sie Ihre Mirakel weben. Ueberhaupt,<lb/><hi rendition="#aq">cher ami,</hi> wozu denn dieſe Myſt<hi rendition="#aq">è</hi>res! Iſt gar nicht<lb/> Ihr Profit, Legationsrath. An Talismänner und Wün¬<lb/> ſchelruthen glauben wir hier nicht, aber je mehr zweibei¬<lb/> nige Maſchinen Einer für ſich in Bewegung zu ſetzen ver¬<lb/> ſteht, ein um ſo größerer Wunderthäter wird er für uns.“</p><lb/> <p>Auf Wandels Stirn lagerte ſich eine officiöſe<lb/> Falte und die Augenbraunen drückten ſich zuſammen:</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [298/0308]
Wege. Neugier und Eitelkeit operiren wunderbar
in der Pſyche des Weibes. Die geſpannte Erwar¬
tung entzündet die Phantaſie. Um zu erfahren, ob
es ſo ſei, wie ich angab, gab ſie ſich alle Mühe, den
Amandus zn beobachten, und entdeckte nun mit weib¬
lichem Scharfſinn weit mehr, als ein Mann mit
ſeiner roheren Wahrnehmungsgabe nur erfinden kann.“
„Und die Uhr geht fort?“
„Eine ſchlechte, die man jede Stunde anſtoßen
muß. Sie geht ſo normal, daß ich alle Intermezzos
und gewaltſame oder nur freundliche Hülfe von draußen
wegwünſche.“
Bovillard wiegte ſich, beide Hände in den Seiten¬
taſchen, behaglich im Stuhl, und fixirte ſchlau den Redner:
„Wenn der Schalk ihm nicht im Nacken ſäße!
Allen Reſpect für ſeine Intuitionen in die Pſyche
des Weibes, aber er weiß eben ſo gut, wie man
Weiber durch Weiber behandelt, und uns möchte er
doch einbilden, daß wir ſeine Agentinnen nicht kennen.
In der Jägerſtraße hängt freilich ihr Agenturſchild
nicht heraus, aber die Zwirnsfäden ſieht man doch,
mit denen Sie Ihre Mirakel weben. Ueberhaupt,
cher ami, wozu denn dieſe Myſtères! Iſt gar nicht
Ihr Profit, Legationsrath. An Talismänner und Wün¬
ſchelruthen glauben wir hier nicht, aber je mehr zweibei¬
nige Maſchinen Einer für ſich in Bewegung zu ſetzen ver¬
ſteht, ein um ſo größerer Wunderthäter wird er für uns.“
Auf Wandels Stirn lagerte ſich eine officiöſe
Falte und die Augenbraunen drückten ſich zuſammen:
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