guten Meinung verdanke, welche Excellenz für meinen Vater hegen. Da aber meine Ansichten von der Art, wie der Staat die Kräfte seiner Bürger nutzen muß, von der Ansicht Deroselben abweichen, so glaubte ich unrecht zu thun, wenn ich Dero wohlwollende Ge¬ sinnung Solchen entzöge, welche williger und befä¬ higter zu den Diensten sind, für die ich meinen Willen und meine Kraft unausreichend bekennen muß."
Der Minister sah ihn weder verwundert, noch erzürnt an. Er liebte wohlgesetzte Kanzleiphrasen. Dann nickte er ihm freundlich Abschied.
"Also Sie wollen nicht. Grüßen Sie Ihren Vater von mir und gehn Sie nach Karlsbad, lieber Herr van Asten. Nach Karlsbad sage ich Ihnen. Wenn wir alle Staatsverbesserer dahin schicken könn¬ ten, würde es mit unserm Staate besser. Nicht nach der Festung, dafür bin ich nicht. Simpel nach Karls¬ bad, drei Becher täglich am Sprudel, die gehörige Promenade darauf, drei Monat, und wir hätten Ruhe im Lande."
guten Meinung verdanke, welche Excellenz für meinen Vater hegen. Da aber meine Anſichten von der Art, wie der Staat die Kräfte ſeiner Bürger nutzen muß, von der Anſicht Deroſelben abweichen, ſo glaubte ich unrecht zu thun, wenn ich Dero wohlwollende Ge¬ ſinnung Solchen entzöge, welche williger und befä¬ higter zu den Dienſten ſind, für die ich meinen Willen und meine Kraft unausreichend bekennen muß.“
Der Miniſter ſah ihn weder verwundert, noch erzürnt an. Er liebte wohlgeſetzte Kanzleiphraſen. Dann nickte er ihm freundlich Abſchied.
„Alſo Sie wollen nicht. Grüßen Sie Ihren Vater von mir und gehn Sie nach Karlsbad, lieber Herr van Aſten. Nach Karlsbad ſage ich Ihnen. Wenn wir alle Staatsverbeſſerer dahin ſchicken könn¬ ten, würde es mit unſerm Staate beſſer. Nicht nach der Feſtung, dafür bin ich nicht. Simpel nach Karls¬ bad, drei Becher täglich am Sprudel, die gehörige Promenade darauf, drei Monat, und wir hätten Ruhe im Lande.“
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guten Meinung verdanke, welche Excellenz für meinen
Vater hegen. Da aber meine Anſichten von der Art,
wie der Staat die Kräfte ſeiner Bürger nutzen muß,
von der Anſicht Deroſelben abweichen, ſo glaubte ich
unrecht zu thun, wenn ich Dero wohlwollende Ge¬
ſinnung Solchen entzöge, welche williger und befä¬
higter zu den Dienſten ſind, für die ich meinen Willen
und meine Kraft unausreichend bekennen muß.“
Der Miniſter ſah ihn weder verwundert, noch
erzürnt an. Er liebte wohlgeſetzte Kanzleiphraſen.
Dann nickte er ihm freundlich Abſchied.
„Alſo Sie wollen nicht. Grüßen Sie Ihren
Vater von mir und gehn Sie nach Karlsbad, lieber
Herr van Aſten. Nach Karlsbad ſage ich Ihnen.
Wenn wir alle Staatsverbeſſerer dahin ſchicken könn¬
ten, würde es mit unſerm Staate beſſer. Nicht nach
der Feſtung, dafür bin ich nicht. Simpel nach Karls¬
bad, drei Becher täglich am Sprudel, die gehörige
Promenade darauf, drei Monat, und wir hätten
Ruhe im Lande.“
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe02_1852/298>, abgerufen am 27.11.2024.
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