ben Sie eine Vertheidigung der Politik der Herren Kabinetsräthe."
"Ich!"
"Liebster Herr van Asten, wie Vieles hat Cicero vertheidigt, was er im Grund der Seele verdammte. Ganz partheilos, versteht sich, und sehr patriotisch müssen Sie schreiben: Eine Stimme aus dem Volke! oder so was. So recht biedermännisch, daß man glaubt, es kommt aus dem Herzen, daß es den Herren wie Honig beim Frühstück herunterläuft. Wenn sie mal einen recht dummen Streich gemacht, daß sie sich selbst schämen, und Alles thun möchten, ihn ungeschehen zu machen, dann dreist los auf die Gegner, aus der Defensive in die Offensive, gefragt sie: Was würdet Ihr denn gethan haben? Werden wieder schimpfen. Schadet nichts. Kriegen vielleicht einen Hacks ab. Schadet noch weniger. Ueber den Spektakel ist am Ende vergessen, um was es los ging, die Herren Räthe haben freie Luft bekommen, und --"
"Und was ist das Ziel?"
"Na, man wird Sie nicht gleich zum Kriegs- und Domainenrath machen, aber ein kleines Pöstchen giebt's schon, vielleicht ein besseres, als mit einem Titel, so ein Secretair in secretis --"
"Und wohin führt das?"
"Warten Sie doch! Ein klein Bischen Geduld nur, und ein Bischen mehr noch. Haben Sie erst Posto gefaßt, Ihre Fühlfäden ausgestreckt, kennen
ben Sie eine Vertheidigung der Politik der Herren Kabinetsräthe.“
„Ich!“
„Liebſter Herr van Aſten, wie Vieles hat Cicero vertheidigt, was er im Grund der Seele verdammte. Ganz partheilos, verſteht ſich, und ſehr patriotiſch müſſen Sie ſchreiben: Eine Stimme aus dem Volke! oder ſo was. So recht biedermänniſch, daß man glaubt, es kommt aus dem Herzen, daß es den Herren wie Honig beim Frühſtück herunterläuft. Wenn ſie mal einen recht dummen Streich gemacht, daß ſie ſich ſelbſt ſchämen, und Alles thun möchten, ihn ungeſchehen zu machen, dann dreiſt los auf die Gegner, aus der Defenſive in die Offenſive, gefragt ſie: Was würdet Ihr denn gethan haben? Werden wieder ſchimpfen. Schadet nichts. Kriegen vielleicht einen Hacks ab. Schadet noch weniger. Ueber den Spektakel iſt am Ende vergeſſen, um was es los ging, die Herren Räthe haben freie Luft bekommen, und —“
„Und was iſt das Ziel?“
„Na, man wird Sie nicht gleich zum Kriegs- und Domainenrath machen, aber ein kleines Pöſtchen giebt's ſchon, vielleicht ein beſſeres, als mit einem Titel, ſo ein Secretair in secretis —“
„Und wohin führt das?“
„Warten Sie doch! Ein klein Bischen Geduld nur, und ein Bischen mehr noch. Haben Sie erſt Poſto gefaßt, Ihre Fühlfäden ausgeſtreckt, kennen
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ben Sie eine Vertheidigung der Politik der Herren
Kabinetsräthe.“
„Ich!“
„Liebſter Herr van Aſten, wie Vieles hat Cicero
vertheidigt, was er im Grund der Seele verdammte.
Ganz partheilos, verſteht ſich, und ſehr patriotiſch
müſſen Sie ſchreiben: Eine Stimme aus dem Volke!
oder ſo was. So recht biedermänniſch, daß man
glaubt, es kommt aus dem Herzen, daß es den
Herren wie Honig beim Frühſtück herunterläuft.
Wenn ſie mal einen recht dummen Streich gemacht,
daß ſie ſich ſelbſt ſchämen, und Alles thun möchten,
ihn ungeſchehen zu machen, dann dreiſt los auf die
Gegner, aus der Defenſive in die Offenſive, gefragt
ſie: Was würdet Ihr denn gethan haben? Werden
wieder ſchimpfen. Schadet nichts. Kriegen vielleicht
einen Hacks ab. Schadet noch weniger. Ueber den
Spektakel iſt am Ende vergeſſen, um was es los
ging, die Herren Räthe haben freie Luft bekommen,
und —“
„Und was iſt das Ziel?“
„Na, man wird Sie nicht gleich zum Kriegs-
und Domainenrath machen, aber ein kleines Pöſtchen
giebt's ſchon, vielleicht ein beſſeres, als mit einem
Titel, ſo ein Secretair in secretis —“
„Und wohin führt das?“
„Warten Sie doch! Ein klein Bischen Geduld
nur, und ein Bischen mehr noch. Haben Sie erſt
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe02_1852/28>, abgerufen am 17.02.2025.
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