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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852.

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wahrhaftig, daß die Herren sich beeilten. Ich hatte
mir mit dem Englischen Gesandten ein Rendezvous
in der Oper gegeben."

Er wandte dem Secundanten den Rücken, um
mit raschen Schritten wieder einen Streifzug durch
die Bäume zu machen. Er hatte Grund gehabt,
rasch die Brieftasche zu schließen, denn wenn der
Attache einen Blick hinein gethan, würde er nur ein
leeres Blatt gesehen haben. Wandel las aus der
Luft; vermöge seines außerordentlichen Gedächtnisses
konnte er den kaum aus dem Munde des Attache
vernommenen Brief fast Wort für Wort recitiren.

Der Vicomte blies die Melodie eines neuesten
Chansons in die Luft, nicht ganz mit sich zufrieden,
als der Legationsrath auch unzufrieden zurückkehrte,
und versicherte, daß er auch von der Höhe, wo man
die Straße übersieht, keinen Staub entdeckt habe:
"Wenn Sie sich geirrt hätten, Vicomte! Man kann
sich in diesen Kiefernwäldern, wo die Ausgänge sich
so frappant ähnlich sehen, leicht täuschen! Wenn die
Herren an einer andern Seite des Grunewalds auf¬
gestellt wären, und uns dort eben so sehnsüchtig er¬
warteten, als wir sie hier!"

Der Attache versicherte, daß er sich beim heutigen
Morgenritt mit dem Rittmeister genau orientirt habe.
Er wies auf einen aus der Rinde des Baumes aus¬
gehauenen Spahn. Um die Stelle genau zu be¬
zeichnen, hatte der Officier mit seinem Pallasch vom
Pferde herab die Marke gemacht. Er wies auf eine

wahrhaftig, daß die Herren ſich beeilten. Ich hatte
mir mit dem Engliſchen Geſandten ein Rendezvous
in der Oper gegeben.“

Er wandte dem Secundanten den Rücken, um
mit raſchen Schritten wieder einen Streifzug durch
die Bäume zu machen. Er hatte Grund gehabt,
raſch die Brieftaſche zu ſchließen, denn wenn der
Attaché einen Blick hinein gethan, würde er nur ein
leeres Blatt geſehen haben. Wandel las aus der
Luft; vermöge ſeines außerordentlichen Gedächtniſſes
konnte er den kaum aus dem Munde des Attaché
vernommenen Brief faſt Wort für Wort recitiren.

Der Vicomte blies die Melodie eines neueſten
Chanſons in die Luft, nicht ganz mit ſich zufrieden,
als der Legationsrath auch unzufrieden zurückkehrte,
und verſicherte, daß er auch von der Höhe, wo man
die Straße überſieht, keinen Staub entdeckt habe:
„Wenn Sie ſich geirrt hätten, Vicomte! Man kann
ſich in dieſen Kiefernwäldern, wo die Ausgänge ſich
ſo frappant ähnlich ſehen, leicht täuſchen! Wenn die
Herren an einer andern Seite des Grunewalds auf¬
geſtellt wären, und uns dort eben ſo ſehnſüchtig er¬
warteten, als wir ſie hier!“

Der Attaché verſicherte, daß er ſich beim heutigen
Morgenritt mit dem Rittmeiſter genau orientirt habe.
Er wies auf einen aus der Rinde des Baumes aus¬
gehauenen Spahn. Um die Stelle genau zu be¬
zeichnen, hatte der Officier mit ſeinem Pallaſch vom
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[260/0270] wahrhaftig, daß die Herren ſich beeilten. Ich hatte mir mit dem Engliſchen Geſandten ein Rendezvous in der Oper gegeben.“ Er wandte dem Secundanten den Rücken, um mit raſchen Schritten wieder einen Streifzug durch die Bäume zu machen. Er hatte Grund gehabt, raſch die Brieftaſche zu ſchließen, denn wenn der Attaché einen Blick hinein gethan, würde er nur ein leeres Blatt geſehen haben. Wandel las aus der Luft; vermöge ſeines außerordentlichen Gedächtniſſes konnte er den kaum aus dem Munde des Attaché vernommenen Brief faſt Wort für Wort recitiren. Der Vicomte blies die Melodie eines neueſten Chanſons in die Luft, nicht ganz mit ſich zufrieden, als der Legationsrath auch unzufrieden zurückkehrte, und verſicherte, daß er auch von der Höhe, wo man die Straße überſieht, keinen Staub entdeckt habe: „Wenn Sie ſich geirrt hätten, Vicomte! Man kann ſich in dieſen Kiefernwäldern, wo die Ausgänge ſich ſo frappant ähnlich ſehen, leicht täuſchen! Wenn die Herren an einer andern Seite des Grunewalds auf¬ geſtellt wären, und uns dort eben ſo ſehnſüchtig er¬ warteten, als wir ſie hier!“ Der Attaché verſicherte, daß er ſich beim heutigen Morgenritt mit dem Rittmeiſter genau orientirt habe. Er wies auf einen aus der Rinde des Baumes aus¬ gehauenen Spahn. Um die Stelle genau zu be¬ zeichnen, hatte der Officier mit ſeinem Pallaſch vom Pferde herab die Marke gemacht. Er wies auf eine

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe02_1852/270>, abgerufen am 27.11.2024.