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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852.

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aber keinen Durchmarsch der vom König von Schweden
in Stralsund gesammelten Truppen gestatten, auch
nicht den Durchmarsch der Völker Seiner Majestät
des Kaisers von Rußland durch Schlesien, um Oest¬
reich Hülfe zu bringen, und ebensowenig den von
Truppen des französischen Kaisers durch welche Pro¬
vinzen unsres Staates es sei, um einen Angriff gegen
die Staaten Seiner Majestät des Kaisers von Oest¬
reich zu effectuiren, wir würden vielmehr jedes Unter¬
nehmen der Art als casus belli betrachten, getreu
dem so lange bewährten Grundsatz unseres Staates,
unsre Unterthanen vor jeder Unruhe, von innen wie
von außen zu bewahren.""

"Ich habe es selbst chiffrirt," setzte der Vicomte
hinzu, das Papier wieder einsteckend. Die triumphi¬
rende Miene des jungen Mannes verzog sich als er
das lauernde Gesicht des Legationsrathes sah, der
mit angestrengter Aufmerksamkeit, das Auge halb zu,
das Ohr vorgebeugt, hingehorcht hatte. Er hatte
sich induciren lassen. Wandel hatte indeß ebenso
schnell sein Gesicht in die gewohnten Formen zurück
gezwängt, und auch er zog die Brieftasche heraus,
hielt sie vors Auge und las -- fast wörtlich dasselbe,
was der Vicomte gelesen. Gleichgültig schloß er nach
dem letzten Worte den Stahldrücker und steckte das
Etui in die Brusttasche:

"Ich wollte Ihnen nur zeigen, daß es auch
andre Quellen giebt, um aus den preußischen Staats¬
geheimnissen zu schöpfen. -- Nun aber wünschte ich

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aber keinen Durchmarſch der vom König von Schweden
in Stralſund geſammelten Truppen geſtatten, auch
nicht den Durchmarſch der Völker Seiner Majeſtät
des Kaiſers von Rußland durch Schleſien, um Oeſt¬
reich Hülfe zu bringen, und ebenſowenig den von
Truppen des franzöſiſchen Kaiſers durch welche Pro¬
vinzen unſres Staates es ſei, um einen Angriff gegen
die Staaten Seiner Majeſtät des Kaiſers von Oeſt¬
reich zu effectuiren, wir würden vielmehr jedes Unter¬
nehmen der Art als casus belli betrachten, getreu
dem ſo lange bewährten Grundſatz unſeres Staates,
unſre Unterthanen vor jeder Unruhe, von innen wie
von außen zu bewahren.““

„Ich habe es ſelbſt chiffrirt,“ ſetzte der Vicomte
hinzu, das Papier wieder einſteckend. Die triumphi¬
rende Miene des jungen Mannes verzog ſich als er
das lauernde Geſicht des Legationsrathes ſah, der
mit angeſtrengter Aufmerkſamkeit, das Auge halb zu,
das Ohr vorgebeugt, hingehorcht hatte. Er hatte
ſich induciren laſſen. Wandel hatte indeß ebenſo
ſchnell ſein Geſicht in die gewohnten Formen zurück
gezwängt, und auch er zog die Brieftaſche heraus,
hielt ſie vors Auge und las — faſt wörtlich daſſelbe,
was der Vicomte geleſen. Gleichgültig ſchloß er nach
dem letzten Worte den Stahldrücker und ſteckte das
Etui in die Bruſttaſche:

„Ich wollte Ihnen nur zeigen, daß es auch
andre Quellen giebt, um aus den preußiſchen Staats¬
geheimniſſen zu ſchöpfen. — Nun aber wünſchte ich

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[259/0269] aber keinen Durchmarſch der vom König von Schweden in Stralſund geſammelten Truppen geſtatten, auch nicht den Durchmarſch der Völker Seiner Majeſtät des Kaiſers von Rußland durch Schleſien, um Oeſt¬ reich Hülfe zu bringen, und ebenſowenig den von Truppen des franzöſiſchen Kaiſers durch welche Pro¬ vinzen unſres Staates es ſei, um einen Angriff gegen die Staaten Seiner Majeſtät des Kaiſers von Oeſt¬ reich zu effectuiren, wir würden vielmehr jedes Unter¬ nehmen der Art als casus belli betrachten, getreu dem ſo lange bewährten Grundſatz unſeres Staates, unſre Unterthanen vor jeder Unruhe, von innen wie von außen zu bewahren.““ „Ich habe es ſelbſt chiffrirt,“ ſetzte der Vicomte hinzu, das Papier wieder einſteckend. Die triumphi¬ rende Miene des jungen Mannes verzog ſich als er das lauernde Geſicht des Legationsrathes ſah, der mit angeſtrengter Aufmerkſamkeit, das Auge halb zu, das Ohr vorgebeugt, hingehorcht hatte. Er hatte ſich induciren laſſen. Wandel hatte indeß ebenſo ſchnell ſein Geſicht in die gewohnten Formen zurück gezwängt, und auch er zog die Brieftaſche heraus, hielt ſie vors Auge und las — faſt wörtlich daſſelbe, was der Vicomte geleſen. Gleichgültig ſchloß er nach dem letzten Worte den Stahldrücker und ſteckte das Etui in die Bruſttaſche: „Ich wollte Ihnen nur zeigen, daß es auch andre Quellen giebt, um aus den preußiſchen Staats¬ geheimniſſen zu ſchöpfen. — Nun aber wünſchte ich 17*

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe02_1852/269>, abgerufen am 27.11.2024.