Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852.Der Legationsrath hatte hier offenbar Dinge "Die Feldkessel wurden beim Gouverneur schon "Kennen wir!" unterbrach der Attache. "Ich zweifle nicht an der Divinationsgabe des "Und wir im Besondern. -- Was sehn Sie Es war in der That ein so skeptischer Blick, II. 17
Der Legationsrath hatte hier offenbar Dinge „Die Feldkeſſel wurden beim Gouverneur ſchon „Kennen wir!“ unterbrach der Attaché. „Ich zweifle nicht an der Divinationsgabe des „Und wir im Beſondern. — Was ſehn Sie Es war in der That ein ſo ſkeptiſcher Blick, II. 17
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0267" n="257"/> <p>Der Legationsrath hatte hier offenbar Dinge<lb/> erfahren, die ihn überraſchten, die neueſten Neuig¬<lb/> keiten des heutigen Mittags. Wenn er die Ueber¬<lb/> raſchung auf ſeinem Geſichte verrieth, ſo merkte we¬<lb/> nigſtens der Attach<hi rendition="#aq">é</hi> nichts davon, und es ſtellte ſich<lb/> auf dem eiſernen Geſichte das feine Lächeln der<lb/> Ueberlegenheit wieder ein, wie des Meiſters der<lb/> einen Schüler auf die Probe geſtellt hat, als er in<lb/> gleichgültigem Tone ſagte:</p><lb/> <p>„Die Feldkeſſel wurden beim Gouverneur ſchon<lb/> gepackt, als ich vorhin anſprach. Das wird keine<lb/> ernſte Campagne werden. Die Anſichten, welche in<lb/> der geſtrigen Miniſterconferenz ſiegten —“</p><lb/> <p>„Kennen wir!“ unterbrach der Attach<hi rendition="#aq">é</hi>.</p><lb/> <p>„Ich zweifle nicht an der Divinationsgabe des<lb/> Herrn von Laforeſt. Indeſſen ſind hier Viele ſo<lb/> glücklich dieſe Anſichten <hi rendition="#g">im Allgemeinen</hi> zu kennen.“</p><lb/> <p>„Und wir <hi rendition="#g">im Beſondern</hi>. — Was ſehn Sie<lb/> mich ſo verwundert an, Herr von Wandel? — Ich<lb/> meine das Circularſchreiben an die Geſandtſchaften<lb/> nach Wien und Petersburg.“</p><lb/> <p>Es war in der That ein ſo ſkeptiſcher Blick,<lb/><hi rendition="#aq">de haut en bas</hi>, wie ein Duellant ſeinen Secundanten<lb/> nicht anzuſehn pflegt, als der Legationsrath die Hand<lb/> auf die Schulter des Vicomte legend, ſprach: „Ja,<lb/> Herr von Marvilliers, die diplomatiſche iſt eine an¬<lb/> genehme Carriere für einen Anfänger, wenn man<lb/> uns nur nicht immer die Broſamen vom Tiſche als<lb/> Geheimniſſe aufpackte. Wenn Ihr Geſandter eine<lb/> <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">II.</hi> 17<lb/></fw> </p> </div> </body> </text> </TEI> [257/0267]
Der Legationsrath hatte hier offenbar Dinge
erfahren, die ihn überraſchten, die neueſten Neuig¬
keiten des heutigen Mittags. Wenn er die Ueber¬
raſchung auf ſeinem Geſichte verrieth, ſo merkte we¬
nigſtens der Attaché nichts davon, und es ſtellte ſich
auf dem eiſernen Geſichte das feine Lächeln der
Ueberlegenheit wieder ein, wie des Meiſters der
einen Schüler auf die Probe geſtellt hat, als er in
gleichgültigem Tone ſagte:
„Die Feldkeſſel wurden beim Gouverneur ſchon
gepackt, als ich vorhin anſprach. Das wird keine
ernſte Campagne werden. Die Anſichten, welche in
der geſtrigen Miniſterconferenz ſiegten —“
„Kennen wir!“ unterbrach der Attaché.
„Ich zweifle nicht an der Divinationsgabe des
Herrn von Laforeſt. Indeſſen ſind hier Viele ſo
glücklich dieſe Anſichten im Allgemeinen zu kennen.“
„Und wir im Beſondern. — Was ſehn Sie
mich ſo verwundert an, Herr von Wandel? — Ich
meine das Circularſchreiben an die Geſandtſchaften
nach Wien und Petersburg.“
Es war in der That ein ſo ſkeptiſcher Blick,
de haut en bas, wie ein Duellant ſeinen Secundanten
nicht anzuſehn pflegt, als der Legationsrath die Hand
auf die Schulter des Vicomte legend, ſprach: „Ja,
Herr von Marvilliers, die diplomatiſche iſt eine an¬
genehme Carriere für einen Anfänger, wenn man
uns nur nicht immer die Broſamen vom Tiſche als
Geheimniſſe aufpackte. Wenn Ihr Geſandter eine
II. 17
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