wie er leben soll, das heißt, er kennt die Mittel, mit denen er wirkt, bis wohin er wirken kann. Wenn er aber das weiß, weiß er auch, daß nichts ihn hin¬ dern darf, so zu wirken, wie er kann, sagen wir muß. Was man will und kann, muß man; es giebt keine höhere Aufgabe. Das aber ist die Krank¬ heit unserer Zeit, das Siechthum unserer Halbwollen¬ den, daß sie den großen Männern ihre großen End¬ ziele abstehlen wollen. Haben sie Adlerflügel, Ti¬ tanenkräfte? So flattern sie, wie die Motten, ins Licht und zerstoßen ihre blutwarmweichen Hirnschädel, mit denen sie Mauern einbrechen wollten, am ersten besten Zaunpfahl. Daher diese Idealisten, Staats¬ künstler, Menschheitsverbesserer! Was war es, das sie den Großen abstehlen sollten? -- Die richtige Erkenntniß ihrer Sphäre, die sie füllen, der Kräfte, über die sie gebieten können. Der achtzehnte Brü¬ maire wäre ein Verbrechen, nein eine Dummheit ge¬ wesen, wenn der Lieutenant von Toulon ihn gewagt, für den Sieger an den Pyramiden ward es eine Tugend, die Europa und die Welt bewunderte; er wußte was er konnte."
"Und was können wir, die wir nicht wissen, was wir wollen, können?"
"Kein Mensch ist so gering, daß er nicht etwas will, was scheinbar über die Verhältnisse, über seine unentwickelten Kräfte hinausgeht. Aber wenn er den Muth hat, es sich zu gestehen, so wachsen schon da¬ durch unvermerkt diese Kräfte. Liegt das Ziel im
wie er leben ſoll, das heißt, er kennt die Mittel, mit denen er wirkt, bis wohin er wirken kann. Wenn er aber das weiß, weiß er auch, daß nichts ihn hin¬ dern darf, ſo zu wirken, wie er kann, ſagen wir muß. Was man will und kann, muß man; es giebt keine höhere Aufgabe. Das aber iſt die Krank¬ heit unſerer Zeit, das Siechthum unſerer Halbwollen¬ den, daß ſie den großen Männern ihre großen End¬ ziele abſtehlen wollen. Haben ſie Adlerflügel, Ti¬ tanenkräfte? So flattern ſie, wie die Motten, ins Licht und zerſtoßen ihre blutwarmweichen Hirnſchädel, mit denen ſie Mauern einbrechen wollten, am erſten beſten Zaunpfahl. Daher dieſe Idealiſten, Staats¬ künſtler, Menſchheitsverbeſſerer! Was war es, das ſie den Großen abſtehlen ſollten? — Die richtige Erkenntniß ihrer Sphäre, die ſie füllen, der Kräfte, über die ſie gebieten können. Der achtzehnte Brü¬ maire wäre ein Verbrechen, nein eine Dummheit ge¬ weſen, wenn der Lieutenant von Toulon ihn gewagt, für den Sieger an den Pyramiden ward es eine Tugend, die Europa und die Welt bewunderte; er wußte was er konnte.“
„Und was können wir, die wir nicht wiſſen, was wir wollen, können?“
„Kein Menſch iſt ſo gering, daß er nicht etwas will, was ſcheinbar über die Verhältniſſe, über ſeine unentwickelten Kräfte hinausgeht. Aber wenn er den Muth hat, es ſich zu geſtehen, ſo wachſen ſchon da¬ durch unvermerkt dieſe Kräfte. Liegt das Ziel im
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wie er leben ſoll, das heißt, er kennt die Mittel, mit
denen er wirkt, bis wohin er wirken kann. Wenn
er aber das weiß, weiß er auch, daß nichts ihn hin¬
dern darf, ſo zu wirken, wie er kann, ſagen wir
muß. Was man will und kann, muß man; es
giebt keine höhere Aufgabe. Das aber iſt die Krank¬
heit unſerer Zeit, das Siechthum unſerer Halbwollen¬
den, daß ſie den großen Männern ihre großen End¬
ziele abſtehlen wollen. Haben ſie Adlerflügel, Ti¬
tanenkräfte? So flattern ſie, wie die Motten, ins
Licht und zerſtoßen ihre blutwarmweichen Hirnſchädel,
mit denen ſie Mauern einbrechen wollten, am erſten
beſten Zaunpfahl. Daher dieſe Idealiſten, Staats¬
künſtler, Menſchheitsverbeſſerer! Was war es, das
ſie den Großen abſtehlen ſollten? — Die richtige
Erkenntniß ihrer Sphäre, die ſie füllen, der Kräfte,
über die ſie gebieten können. Der achtzehnte Brü¬
maire wäre ein Verbrechen, nein eine Dummheit ge¬
weſen, wenn der Lieutenant von Toulon ihn gewagt,
für den Sieger an den Pyramiden ward es eine
Tugend, die Europa und die Welt bewunderte; er
wußte was er konnte.“
„Und was können wir, die wir nicht wiſſen,
was wir wollen, können?“
„Kein Menſch iſt ſo gering, daß er nicht etwas
will, was ſcheinbar über die Verhältniſſe, über ſeine
unentwickelten Kräfte hinausgeht. Aber wenn er den
Muth hat, es ſich zu geſtehen, ſo wachſen ſchon da¬
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe02_1852/247>, abgerufen am 27.11.2024.
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